Korek József: Die Theiß-Kultur in der mittleren und nördlichen Theißgegend. (Inventaria Praehistorica Hungariae 3; Budapest, 1989)

József KOREK: Die Theiß-Kultur in der mittleren und nördlichen Theißgegend - 3. Die Bestattung - 2. Bodrogkeresztúr-Kutyasor - 3. Kenézlő-Szérűskert - 4. Szerencs-Taktaföldvár

Der untere Teil des Schädels wurde von Tieren zerwühlt. Die Arme sind auf die Rippe gebogen. Orientierung: SW-NO. Ohne Beigaben. Grab 3. Skeletteil bei der Grube II-III, was auf eine Störung des Grabes hinweist. Der Fleck der Grab­grube wurde in einer Tiefe von 230 cm wahrgenommen. Die Grube enthielt dünne,gestörte Skeletteile. Grab 4. Lag in der Fläche V. Das an der linken Seite hegende Hockerskelett ist in sehr schlechtem Er­haltungszustand. Die Arme sind eingebogen, auf den Unterschenkeln wurden rote Ockerfleckspuren wahr­genommen. Orientierung: N—S 15°. Grabtiefe: 85 cm. Ohne Beigaben. Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß sich die Bevölkerung der Theiß-Kultur an üirer Siedlungs­stelle bestatten ließ. Hierzu kam es an einem bestimm­ten, zum Wohnen nicht gebrauchten Teil der Siedlung. Aus den Beispielen von Szegvár-Tűzköves und Kökény­domb gefolgert, wurden die Gräber gruppenweise ange­legt. Dies geht auf die in den Siedlungen der Szakálhát­Gruppe gefundenen Bestattungen (Dévaványa-Sártó) zu­rück. Es entspricht der allgemeinen Bestattungsordnung der Lengyel-Kultur. 93 Eine neue Erscheinung ist, daß am Ende des Neolithikums im südlichen Teü des Alföld (Tiefebene) sich die Bestattung zwar von der Siedlung absondert (Lebő C), jedoch noch in ihrer unmittelbaren Nähe erfolgt und auf diese Weise einen Übergang in die Frühkupferzeit bildet, wo schon die selbständigen Grä­berfelder erscheinen. Innerhalb der größeren Gruppe wurde der Brauch der dem Großfamiliensystem nach er­folgten Bestattung beobachtet (Kisköre), jedoch auch die Kleinfamilienbestattungen sind allgemein. In Kisköre kam es auch vor, daß die Kinder auf einem abgesonder­ten Platz bestattet wurden; in diesen Gräbern wurden vermutlich diejenigen bestattet, die die Aufnahmezere­monien noch nicht durchgemacht haben. Ein von de­mographischem Gesichtspunkt auswertbares vollständi­ges Gräberfeld steht uns nicht zur Verfügung, jedoch kann einheitlich nachgewiesen werden, daß die Bevölke­rung im Verhältnis zu den erschlossenen Siedlungs­objekten von geringer Gesamtzahl gewesen sein dürfte, was auch darauf verweist, daß wir die Gebrauchszeit der Häuser nicht auf eine so lange Zeit setzen dürfen, wie dies die Forschung im allgemeinen vermutet. Auf der etwa zur Hälfte erhalten gebliebenen Siedlung von Kis­köre reihen wir 32 Bestattungen zur Theiß-Kultur. Die Zahl der anthropologisch bestimmten Gräber beträgt 29, von diesen sind 9 Männer-, 9 Frauen- und 11 Kinder­gräber. Die Geschlechtsproportion der zur Verfügung stehenden Serie scheint selbst in dem Falle normal zu sein, falls wir auch die Hockerbestattungen hinzuneh­men. In diesem Fall kommen auf 1000 Männer 1200 Frauen. Die Proportion der Erwachsenen und der Kinder entspricht nicht mehr der natürlichen Verteilung. Es fehlen nämlich die 0jährigen, obwohl gerade sie in größter Proportion zugegen sein müßten. Aller Wahr­scheinlichkeit nach, stehen wir einem Ritusproblem gegenüber und die Frühgeborenen bzw. die Neugebore­nen unter einem Jahr wurden abgesondert begraben. (Obwohl wir auch mit der vöhigen Verwesung der Säug­lingsskelette rechnen können.) Die bei der Geburt zu erwartende, durchschnitt­liche Lebensdauer beträgt bei beiden Geschlechtern ins­gesamt 21,7 Jahre; bei den das 20. Lebensjahr erlebten Männern 18,3 (20 + 18,3 =383) Jahre; bei den das 20. Lebensjahr erlebten Frauen 16,4 (20 + 16,4 = 36,4) Jahre. 94 Diese Lebenserwartung zeigt den Übergang des Prototyps der Mortalität in die erste Differenzierungs­periode an. Auffallend ist bei beiden Geschlechtern die sehr hohe Mortalität, die in der ersten Phase der Repro­duktionszeit (15-19. Lebensjahre) erscheint. Aufgrund der aus den theoretischen Errechnungen erfolgten Schlußfolgerung (83 Geburten) ist die Säug­lingsmortalität sehr hoch. Aus der Kindergräbern von 33,3% kann — auch die 0jährigen Toten in Betracht gezogen — der Prozentsatz der Kindersterbhchkeit auf 430%c gesetzt werden. Diese Sterblichkeitsproportion stimmt mit den in den Bestattungen der einheimischen Frühkupferzeit wahrgenommenen Daten überein. Die Zahl der Frauen im reproduktiven Alter (9) von strukturellem Gesichtspunkt betrachtend, können wir während der ganzen Bestattungszeit mit 9 Nuklear­familien rechnen. Unter Berücksichtigung der Größe der Nuklearfamüien, können wir selbst die sehr hohe Säug­lings- und Kindersterbhchkeit nicht für größer bzw. ge­ringer halten, als für 18 bzw. 20 Personen. Aus den im erschlossenen Gebiet gefundenen glei­chen Beigaben geurteilt, ließen sich hier zwei Generatio­nen bestatten. Dies entspricht 50-60 Jahren. Die de­mographischen Daten unterstützt die Gleichheit der Perlen und Armringe, die von ein und derselben Werk­stätte gleichzeitig hergestellt oder auf einmal mitge­bracht bzw. erworben wurden. Auf die ganze Siedlung projiziert, können wir hier etwa mit 70—80 Bestatteten rechnen und die Zeitdauer der Bestattungen dürfte nicht die drei Generationen übertroffen haben. Von den in Betracht kommenden Bevölkerungsalternativen ist am wahrscheinlichsten, daß sich auf dem Fundort zwei Kleinfamilien niedergelassen haben und drei Genera­tionen lang dort begraben wurden. Obwohl sich überall eine Hauptorientierung gel­tend macht, kann eine einheitliche Richtung bei den Bestattungen der Tlieiß-Kultur nicht nachgewiesen wer­den. Das bunteste Büd diesbezüglich finden wir in Kökénydomb, 95 sehr gleichmäßig in Lebő B vor 96 und in Szegvár konnte 97 eine SO-NW bzw. O—W Orientie­rung festgestellt werden. Den Lebő-Funden ähnlich wur­den mehr als 90% der Bestattungen von Kisköre einheit­lich orientiert. Den neueren Beobachtungen nach müssen wir viel häufiger mit dem Gebrauch des Leichentuches rechnen. In Szegvár 98 und Kisköre trafen wir außer der Matte auch Spuren von verwendetem Leder an und wir können für einen allgemeinen Brauch auch die Bestattung auf einen Schlafteppich 99 halten (aus Textü, Matte oder Leder). Mit dem Totenkult hängen die Bemalung des Körpers bzw. die Unterbringung eines Ockerklumpens im Grab zusammen, die — wie im ganzen Neolithikum ­nicht an das Geschlecht gebunden sind. In der Theiß-

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