Kolba H. Judit: Liturgische Goldschmiedearbeiten im Ungarischen Nationalmuseum. 14.-17. Jahrhundert. (Catalogi Musei Nationalis Hungarici. Series Mediaevalis et Moderna 1; Budapest, 2004)
KATALOG - KREUZE
blatter die runden gegossenen Ornamente. Der Fuß ist gesprungen, fehlerhaft, mit Lötung repariert. Eine nahe Parallele ist das Standkreuz von Szelindek in Siebenbürgen. Literatur: MIHALIK J. 1898, 218-222, Abb. 4-5; H. KOLBA 1980b. 240. Parallele: ROTH 1922, 2-3, Nr. 3, Taf. 6 107.ZU EINEM PEKTORALKREUZ Abb. 107 UMGEARBEITETES STANDKREUZ 55.364.C. Herkunft unbekannt 2. Hälfte 15. Jh. H: 15,5 cm; B: 12,5 cm Erwerb: aus dem alten, nicht inventarisierten Bestand Bronze, vergoldet, getrieben, gepresst. Die Balkenenden sind kleeblattförmig, auf beiden Seiten ist es von einem erhabenen schmalen Band umrahmt. Auf der Mitte der Vorderseite ist der Korpus verloren gegangen, an seiner Stelle sind die Umrisse eines gravierten kleineren Kreuzes mit Spuren von Punzierung und die bei seiner Befestigung entstandenen Nagellöcher zu erkennen. Darüber eine schmale gravierte „INRL'-Tafel. In den Pässen gravierte Evangelistensymbole, die ganze Fläche geschickt ausfüllend, alle halten ein leeres Spruchband. Auf der Rückseite des Kreuzes gravierte Ranken, in den Pässen vierblättrige Rosetten mit einem von Strahlen umgebenen Stempel. An den Seitenplatten des Kreuzes läuft ein Punktreihenmuster ringsum. Ganz oben ein großer, runder Hängering, darin eine lange geflochtene Kette im Stil des 17. Jh. Beide sind aus späterer Zeit. Höchstwahrscheinlich zerbrach das Original - nach Maß und Größe mit Gewissheit ein Standkreuz -, und dessen oberer Teil wurde später zu einem Paktoralkreuz umgearbeitet. Die Maße entsprechen fast genau dem Oberteil der Standkreuze jener Zeit. Literatur: H. KOLBA 1980b, 246, Abb. 10-11; MM 1987, I, 740; LOVAG 1999, 42, Nr. 64, Abb. 64a-b 108. STANDKREUZ Abb. 108a-b 1898.40.2. Csicsö Ende 15. Jh. H: 27,1 cm; F-Dm: 11,7x10,5 cm; B: 13 cm Erwerb: im Pöczaer Flurteil Béla Polacseks von Csicsö beim Pflügen gefunden. Gekauft vom Vizegespan des Komitats Somogy zusammen mit einem Ziborium (Nr. 92). Aktennr.: 200/1898. Silber, gehämmert, graviert, gegossen. Der Vierpassfuß ist oval, hat zwischen den Pässen vier kleinere Spitzen und steht auf einem flachen, der Linie der Pässe folgenden Rand. Die Fußkante ist ein gegossenes Band mit einem Muster aus senkrechten Säulchen. Die Wölbung ist glatt, der hohe Schaft läuft mit acht Kanten zur Fußplatte mit Sims hinauf, auf der eine sechskantige, mit Drähten gesäumte Schaftplatte sitzt. Die beiden Schaftringe sind niedrig, aus vierseitigem silbernen Blech. Der Nodus hat gestauchte Kugelform und ist aus zwei Hälften mit einer Kante zusammengelötet. Auf beiden Seiten ein Kranz symmetrisch getriebener Blätter mit runden Enden. Die Zapfen sind gepresste Rosetten, in der Mitte kugelförmige, mit Blumenblättern bedeckte Stempel. Über dem oberen Schaftring eine sechseckige doppelte Silberplatte, auf der das Kreuz mit Dreipass-Balkenenden steht. Auf der Vorderseite läuft eine konkav gegliederte Rippe um. Die heutige Vorderseite dürfte auf Grund von Parallelen aus jener Zeit ursprünglich die Rückseite gewesen sein, durch die man wahrscheinlich die beschädigte Vorderseite ersetzt hat. Bei einer späteren Umgestaltung wurde wohl der Korpus auf der mit graviertem gotischen Blattwerk bedeckten Seite befestigt. Auch der Korpus dürfte ein Ersatz sein, da er im Verhältnis zur Höhe des Kreuzes sehr klein ist doch stammt er nicht aus späterer, eher aus früherer Zeit. Das gravierte Blätter- und Rankenwerk bedeckt die Kreuzbalken und Pässe. Auf diesem schönen Muster hat der Korpus keinen Platz, er wurde nicht dafür entworfen. Auf der Außenseite des Kreuzes, den Linien der Pässe folgend, läuft ein mit der Fußkante identisches gegossenes Band um, in das am äußeren Punkt der Pässe je ein Nagel eingeschlagen wurde. Die hintere, ganz glatte Rückseite ist das Resultat einer späteren Reparatur: sie wurde an die Seitenkante angelötet. Da das Ganze zusammengelötet ist, kann man nicht feststellen, ob im Inneren ein Reliquienbehälter verborgen ist. Zu jener Zeit unterblieb dies nämlich im Allgemeinen, selten finden sich Spuren einer Reliquienkapsel.