Kolba H. Judit: Liturgische Goldschmiedearbeiten im Ungarischen Nationalmuseum. 14.-17. Jahrhundert. (Catalogi Musei Nationalis Hungarici. Series Mediaevalis et Moderna 1; Budapest, 2004)
KATALOG - KELCHE
62. KELCH Abb. 62 1899.41. Muzsla (Muzla, SK) reformierte Kirche 1676 H: 20,5 cm; F-Dm: 1 1,3 cm; M-Dm: 9,4 cm Erwerb: durch Ankauf von Ferenc Szabó d.J., Einwohner von Muzsla. Aktennr.: 46/1899 bzw. 222/1898 Silber, teilweise vergoldet, getrieben, graviert, gegossen. Der Sechspassfuß steht auf einem schmalen Rand, über dem, den Pässen entsprechend aufgeteilt, ein Streifen mit getriebenem großen Blattwerk umläuft. Die Wölbung des Fußes ist entlang der sechs Pässe von einer vergoldeten Kante umrahmt. In den halbrunden Feldern der Pässe die Inschrift: „EZ POHART CSONKA IANOS CSINÁLT AZ HETINYI HEL ECL." (Diesen Becher hat János Csonka für die helvetische Kirche von Hetény gemacht), weiter oben 1676. Über dem Fuß eine sechseckige Fußplatte. Der gegossene Nodus ist birnenförmig, oben stark ausbauchend. Auf dem unteren Teil eine silberige plastische Perlenreihe und getriebene, zisellierte und vergoldete Blätter, auf dem oberen Teil sechs ähnliche, jedoch größere, herabhängende vergoldete Blätter. Darüber ein zylindrischer Schaftring mit silberner Perlenreihe in der Mitte. Die bauchige Kuppa ist außen wie innen schön vergoldet. Über den Kuppakorb wurde bei der Inventarisierung geschrieben, er sei aus durchbrochenem Silberblech, mit getriebenen, naturalistischen Blumen verziert. Heute fehlt der ganze Korb, wahrscheinlich wurde der Kelch im Kriege beschädigt. Nur der dreigliedrige Rand des Simses ist erhalten, darüber sind die Reste einer aus einem Blech ausgeschnittenen Palmettenreihe sichtbar (nur neun Blättchen sind geblieben). Auf der Kuppa sind an drei Stellen hässliche Lötungen, der Rand ist eingerissen, an einer Stelle ein Loch. Oben weisen Spuren von Falten auf die Beschädigung hin. Unten im Kelch eine Rundkopfschraube. Im Fußrand das Beschauzeichen von Komárom aus dem 17. Jh. (KÖSZEGHY 1936, Nr. 1016) und das Meisterzeichen „SG", das Zeichen des Goldschmieds Georgius Szentjóbi, der 1681 Zunftmeister war (KÖSZEGHY 1936, Nr. 1042). EZ POHART CSONKA IAN0S CJJNALf AZ HETENyi HEL - ECL Literatur: Erstmitteilung Über den Meister schreibt KÖSZEGHY 1936, 177, Nr. 1042, doch kannte er den Kelch selbst nicht. 63. KELCH Abb. 63 071.75,5. Herkunft unbekannt 2. Hälfte 17. Jh., 1660-1680 H: 22 cm; F-Dm: 12 cm; M-Dm: 5 cm Erwerb: durch Ankauf vom Staatlichen Pfandhaus für 45.000 Forint. Aktennr.: KKO 347-04-4/75. Silber, teilweise vergoldet, getrieben, gegossen, graviert. Der runde Fuß steht auf einem schmalen Rand. Die Wölbung ist leicht konkav, darauf getriebene, buschige Blätter im frühen großblumigen Stil, darüber zwischen Ranken drei schöne Tulpen. Drei runde, etwas erhabene Flecken wechseln sich mit drei ovalen blätterumrahmten Schilden ab. Auf letzteren sind spätere gegossene, geflügelte Engelsköpfe von unten durch Schrauben befestigt. Oben auf dem Fuß ein Blattkragen. Der gegossene birnenförmige Nodus ist unten von einem kleineren und oben von einem höheren zylindrischen Schaftring umgeben. Der Nodus ist aus drei Teilen gegossen, darauf auf drei von Muscheln umrahmten Flächen später angebrachte, kleinere geflügelte Engelsköpfe. Die Kuppa ist verhältnismäßig niedrig, aber bauchig. Ihr Korb ist silbern, auf der nachträglich ausgeschnittenen, durchbrochenen Fläche in drei ovalen Feldern Martersymbole: 1. Schweißtuch der Veronika, 2. Kreuz, Axt, Lanze mit Schwamm, 3. Säule, Rutenbündel, Leiter und Fahne. Zwischen den Bildern drei getriebene Engelsköpfe mit großen Flügeln, im Renaissance-Stil. Am Rand der Kuppa ist die Vergoldung stark abgewetzt, sonst in gutem Zustand. Ohne Meisterzeichen, der Hersteller ist also unbekannt. Fuß und Korb sind im Spätrenaissance-Stil gestaltet, der Nodus zeigt frühbarocke Form, sodass der Kelch in die Zeit um 1660-1680 datiert werden kann. Er ist ein sehr schönes, gut proportioniertes, elegantes Stück. Zusammen mit dem Kelch wurde auch eine Patene erworben, s. Nr. 86. Literatur: Ausstellung 1991, 106-108, Nr. 96; Ausstellung 1992, 38, Nr. 86; Ausstellung 1993, 46, Nr. 58; Ausstellung 1994, 143, Nr. 87