Kolba H. Judit: Liturgische Goldschmiedearbeiten im Ungarischen Nationalmuseum. 14.-17. Jahrhundert. (Catalogi Musei Nationalis Hungarici. Series Mediaevalis et Moderna 1; Budapest, 2004)

KATALOG - KELCHE

wechselnd drei verschiedene Engelsköpfe und Fel­der mit Bändern aus Nelken, Rosen und Schwertli­lien. Die Fußplatte ist glatt, sechseckig. Auf den beiden sechseckigen Schaftringen gravierte Rosen und andere Blumen. Der Nodus hat gestauchte Ku­gelform, auf ihm in zwei Reihen, auf je sechs ge­schwungenen Blättern getriebene Früchte und Blu­men. Statt der Zapfen hat er sechs Rosetten aus Sil­berblech mit je einem silbernen Kügelchen in der Mitte (eins davon fehlte, 1973 wurde es entspre­chend der übrigen vom Restaurator des Museums ersetzt). Die Kuppa weitet sich leicht in gerader Li­nie zum Mundrand hin. Auf dem niedrigen Kuppa­korb wechseln sich drei, mit Kartuschen umrahmte Engelsköpfe und Fruchtbündel unter Baldachinen ab. Oben sitzt über einem gegliederten Sims mit Perlenreihe ein durchbrochener, gravierter, aber bloß aus einem Blech geschnittener Lilienkranz. Weder Meisterzeichen noch Stadtzeichen geben ei­nen Hinweis auf den Herstellungsort. Auf Grund sei­nes Stils kann der Kelch an den Anfang des 17. Jh. datiert werden, und auf Grund seiner eleganten Pro­portionen, seiner unberührten Originalität ist er als eines der typischsten Zeugnisse der ungarischen Re­naissance-Goldschmiedekunst zu betrachten. Es gibt wenige Stücke, die ähnlich dekoriert sind: der schlankere und höhere, jedoch ähnlich verzierte Kelch des Museums aus dem Jahre 1610 (Nr. 50) und der Kuppakorb des Kelches aus Szentágota in Siebenbürgen. Auf Grund der Dekoration und der Proportionen gehört hierher der Kelch der Kirche von Strázsa, ein Werk von Johannes Mathiasch, mit der Jahreszahl 1589. Literatur: Ausstellung 1970a, Nr. 83; Ausstellung 1986, 29, Nr. 22. Parallelen: ROTH 1922, 110, Nr. 248, Abb. 50 und KÖSZEGHY 1936, 157. Nr. 940 bzw. TORANOVA 1975, Nr. 22, Abb. 38 50. KELCH Abb. 50 53.22. Herkunft unbekannt 1610 H: 20,9 cm; F-Dm: 14 cm; M-Dm: 9 cm Erwerb: durch Ankauf von Fülöp Lőwy für 750 Forint; er kam nach 1945 aus dem Kunstgewerbe­museum ins Nationalmuseum. Silber, vergoldet, getrieben, graviert, gegosssen. Auf dem konvexen Rand des Sechspassfußes läuft ein Akanthusblattkranz herum. Auf der Wölbung des Fußes, in betontem Linienrahmen, auf Fischhaut­grund die Arma Christi: 1. die Buchstaben IHS und drei Nägel, darüber Kreuz, Tuch, an der Seite Mu­scheln, 2. Geißel, Rutenbündel und Geldsäckchen, 3. Kneifzange, Hammer, 3 Nägel, Fackel (?), 4. M(a) R(i)A, 5. Wasserkrug, ovale Schüssel mit Rand. Ysop und Schilfrohr, 6. Leiter, Säule und Lanze. Über dem Fuß eine kleine sechseckige Fußplatte. Auf den sechseckigen Schaftringen gravierte schrä­ge Linien. Auf dem flachen Nodus in gestauchter Kugelform zwei Reihen von je sechs Blättern mit stilisierten vierblättrigen Blumen. In der Mitte wer­den die leicht erhabenen, viereckigen Zapfen von stilisierten vierblättrigen Blumen angedeutet. Die Kuppa ist bauchig und weitet sich leicht zum Mund­rand hin. Der Korb ist niedrig, unten eine stilisierte Blasenreihe, darüber ein Akantusblattkranz. In den Fuß schwach eingeritzt: „Petrus Draskovich F(ieri) F(ecit) 1610" (Peter Draskovich ließ verfertigen 1610). Péter Draskovich war von 1596 bis zu sei­nem Tode 1616 Schatzmeister. Die Vergoldung ist abgewetzt, aber unversehrt, je­der Teil ist original. Ein nicht reich verziertes, doch mit charakteristischen Renaissance-Motiven ver­ziertes, elegantes Zeugnis der kleinen Gruppe au­thentischer Kelche, die aus dem frühen 17. Jh. er­halten geblieben sind. In seinem Charakter ist er dem vorigen Kelch (Nr. 49) ähnlich, der Muster­schatz ist jedoch ein wenig verschieden. Literatur: NAGY I. 1865, 391; Ausstellung 1930. 50-51, Nr. 238 51. KELCH Abb. 51a-b 1897.50.1. Herkunft unbekannt 1612 H: 16,3 cm; F-Dm: 11 cm; M-Dm: 9 cm Erwerb: durch Ankauf von T. Grieger, Eperjes. Aktennr.: 1897.115 Silber, vergoldet, getrieben, graviert, gegossen. Der Sechspassfuß steht auf einem schmalen Rand. Die Fußkante ist mit Vierecken und Doppellinien ver­ziert. Auf der flachen Wölbung gravierte Bilder von Heiligen in Linienrahmen : 1. St. Katharina, das Kleid vorne geknöpft, mit Stehkragen, die Haare

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