Kolba H. Judit: Liturgische Goldschmiedearbeiten im Ungarischen Nationalmuseum. 14.-17. Jahrhundert. (Catalogi Musei Nationalis Hungarici. Series Mediaevalis et Moderna 1; Budapest, 2004)

KATALOG - KELCHE

darüber kleinere, grünemaillierte Knospe mit roter Mitte. 6. Auf ins Lila spielendem Emailgrund run­de, weiße fünfblättrige Margarite mit grünem Stem­pel, darüber vierblättrige grüne Blume mit wei­ßem Stempel. Die sechs Zapfen sind mit sechs­blättrigen, blauen, grünen und violetten Blumen in Vierpassfassung verziert. Das Email ist an vielen Stellen abgewetzt. Die nächste Parallele zum Nodus ist der Telegdi­Kelch der bischöflichen Schatzkammer von Győr, wahrscheinlich ein Werk desselben Meisters, so ähnlich sind Formen und Farben der Blumen. Sehr nahe Parallelen sind auch die Kelche in der Kathe­drale von Pozsony: der Kelch von János Telegdi und der später László Pethe geschenkte Kelch, im sieben­bürgischen Material die Kelche von Bogács, Szász­ivánfalva, Muzsna, Nádos und Szatmár sowie der Kelch von Ehrenfriedersdorf. Unser Kelch ist ein Prachtwerk des frühen Drahtemails, da jede Blume anders geformt ist. Er kann in die Mitte des 15. Jh. datiert werden und das Werk einer siebenbürgischen Werkstatt sein, wahrscheinlich von Kolozsvár. Literatur: PüLSZKY 1880, 19; Ausstellung 1884, 92, Schrank 81; Ausstellung 1970a, Nr. 44; TORANOVA 1975, Nr. 16, Abb. 22-23; H. KOLBA 1978, 313­315, Abb. 5; BEKE 1980, 51 Abb. 41-42. mit der bisherigen Literatur, sowie 117-118, 130-131 (die 2 Kelche aus Pozsony), aus Siebenbürgen 34, Abb. 10; 128, Abb. 146; 102-103, Abb. 108; 129-130, Abb. 148; 59-60, Abb. 54-55; MM 1987,1, 744; II, 628, Nr. 1876 25. KELCH (sog. NYÁRI-KELCH) Abb. 25a-c 1879.114.11. Szucsány (Sucany, SK) Kirche Um 1460 H: 24,6 cm; F-Dm: 15 cm; M-Dm: 11,4 cm Erwerb: der Kelch kam durch Tausch in den Besitz der Familie Révay, und Baron Ferenc Révay schenk­te ihn zusammen mit zahlreichen anderen Gegen­ständen 1879 dem Ungarischen Nationalmuseum. Silber, vergoldet, getrieben, mit Drahtemail verziert, gegossen, graviert. Der Sechspassfuß steht auf ei­nem breiten Rand, darüber eine Seitenkante, beste­hend aus Rosetten in einem durchbrochenen geo­metrischen Netz. Auf den sechs oberen Pässen des Fußes sind, einen kleinen Rand lassend, sechs ge­sonderte tropfenförmige Rahmen mit Kapselfassung befestigt, deren obere Spitzen bis zum oberen Ende des Fußes reichen. In den Fassungen die gravierten Brustbilder der Heiligen auf sechs tropfenfönnigen Platten: 1. St. Stephan, daneben in Minuskelbuch­staben „st", die auf den Namen des ersten ungari­schen Königs hinweisen. Er trägt eine dreizackige Lilienkrone, sein faltiges Gewand wird von einem prächtigen Gürtel zusammengehalten, in der Lin­ken hält er den Reichsapfel, in der Rechten ein Lilienzepter. 2. St. Paulus der Eremit: in einem wei­ten Kapuzenmantel, in der Linken der damals mo­dische, runde Rosenkranz, in der Rechten ein Kno­tenstock, daneben die Buchstaben „s pa", die Ab­kürzung von Sanctus Paulus. Auf der rechten Schul­ter der den Heiligen speisende Rabe, der aber eher wie ein Teufel aussieht, mit einem Brotlaib im Schnabel. 3. St. Emmerichs als jugendlicher, bart­loser Heiliger mit mützenartiger Kopfzier, in der Rechten ein Zepter, in der Linken ein zugezogener Geldbeutel, neben ihm der Name „emericus" voll ausgeschrieben. 4. St. Antonius der Eremit: seine Kutte ähnelt der von St. Paulus. Sein Gesicht ist jedoch jugendlicher, in der Linken hält er gleich­falls den kleinen Rosenkranz, in der Rechten einen Stock. Neben ihm sind die Buchstaben „ant" ein­graviert. Den Raum über seinem linken Arm füllt die schräg stehenden Figur eines Ferkels mit Klin­gel aus. 5. St. Ladislaus als Dreiviertelfigur: seine Lilienkrone ähnelt der von Stephan, unter seinem weiten Mantel trägt er ein Panzerkleid, in der Rech­ten eine Axt mit langem Schaft, in der Linken einen Geldbeutel (?). Die Buchstaben „la" an seiner lin­ken Schulter bezeichnen den Anfang seines Na­mens. Die frühere Platte 6 wurde ausgetauscht und eine andere befestigt, mit Buchstaben und im Zeit­stil des 16. Jh., auf dunkelblauen Emailgrund das Wappen der Familie Nyári: über einer dreizackigen Lilienkrone ein steigender Löwe mit drei Blumen in der Pranke, daneben im Kreis die Inschrift „NIARI PAL", ein Hinweis, dass der neue Besitzer des Kel­ches seinen Namen und sein Wappen auf dem Kelch anbringen ließ. An den Treffpunkten der Pässe am Rand des Fußes sitzt je eine Blume mit Stempel und verlängerten Blütenblättern. Über den Platten der gravierten Heiligen bedecken den oberen Teil des Fußes fünfeckige Platten mit der Spitze nach unten, die mit Filigran und tordierten Drähten ge­schmückt sind. Darüber ein Ring aus sechs gegosse­nen halbkreisförmigen, durchbrochenen Gliedern mit vierblättrigen Rosetten. Auf den beiden gleichen sechseckigen Schaftringen zwischen kleinen Säulen je ein Spitzbogen, an beiden Seiten Vierpassblüten.

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