Kolba H. Judit: Liturgische Goldschmiedearbeiten im Ungarischen Nationalmuseum. 14.-17. Jahrhundert. (Catalogi Musei Nationalis Hungarici. Series Mediaevalis et Moderna 1; Budapest, 2004)

KATALOG - KELCHE

ren Heiligen, bedeckt von durchsichtigem Email. Ein Bild stellt vermutlich St. Nikolaus in Bischofs­ornat mit Krummstab dar, das andere St. Katharina mit Palmenwedel und Rad, ein weiteres ist das Rei­terbild St. Georgs, ihm folgt St. Antonius der Eremit mit Stab, Klingel und Ferkel und diesem schließ­lich St. Johannes der Täufer in härenem Gewand mit Fahne und St. Barbara mit Turm. Auf dem nied­rigen oberen Saum des Fußes eine bastionsartige Rippenreihe und über ihr ein emaillierter Ring mit Rosetten. Auf den beiden Schaftringen ebenfalls mit Email bedeckte Köpfe: Heilige mit Glorie, doch ohne Attribute, unter dem Email sind die schön aus­geführten, gravierten Gesichter klar zu erkennen. Auf dem Nodus in gestauchter Kugelform getriebe­ne stilisierte Blätter, auf seinen sechs Sechspass Zapfen prachtvolle kleine Heiligenbilder: ein Bi­schof im Ornat - St. Nikolaus (?), St. Katharina mit Palmenwedel und Rad, St. Paulus der Eremit mit Stab und Buch (als Ordensgründer) und drei Wap­pen mit Anjou-Lilien, von durchsichtigem Email bedeckt. Unten an der Kuppa ein niedriger Korb, darauf ovale Platten mit einem Kranz von musizie­renden Engeln, völlig authentisch mit verschiede­nen Musikinstrumenten dargestellt: Ein Engel spielt auf der Geige, der neben ihm auf dem Dudelsack, der dritte auf dem Psalterium, der vierte Engel schlägt die Trommel, der fünfte bläst auf der Panflöte, und der letzte spielt auf der Handorgel. Die Geschichte des Kelches wird von der Grün­dungsurkunde der Kirche von Vizakna bestätigt, in der der Stifter, König Ludwig der Große, erklärt, er werde die von ihm errichtete Kirche fortlaufend mit italienischen liturgischen Gegenständen versorgen. Ein Bestandteil dieser Schenkung ist der Kelch, der aus der - heute reformierten - Kirche von Vizakna am Anfang des 20. Jh. ins Ungarische Nationalmu­seum kam. In der großen Goldschmiedeausstellung von 1884 war er noch eine Leihgabe der reformier­ten Gemeinde von Vizakna. Der Meister des Kel­ches ist unbekannt, wie die meisten Goldschmiede jener Zeit. Auf Grund der obigen Angaben steht aber fest, daß der Kelch ein Prachtwerk der italienischen Goldschmiedekunst des 14. Jh. ist und zu den erle­sensten Stücken der mit durchsichtigem Email ver­zierten Gegenstände gehört. Der wohlproportio­nierte Aufbau, die wundervoll erhaltenen Farben und die Gravierung zeigen die technischen Cha­rakteristika der Epoche auf höchstem Niveau. Sei­ne Parallelen sind im ungarischen Material unbe­kannt, doch der Kelch von Barga, Italien, ist mit ihm völlig identisch. Literatur: Ausstellung 1884, 108, Nr. 114; POSTA 1915, 141-226; MIHALIK, S. 1964. X, 247; Aus­stellung 1970. III; H. KOLBA—T. NÉMETH 1973, 9; Ausstellung 1982, 312, Nr. 171 ; MM 1987,1, 497, II, 266, Nr. 821-826; SNIEZYNSKA-STOLOT 1981, 4, 241-242; MNM 1992, Corvina, 54, Nr. 59; M NM 1992a, Helikon, 94, Abb. 80; Ausstellung 1996, 17, Abb. 18 6. KELCH Abb. 6 55.46.C. Herkunft unbekannt Ende 14. Jh. H: 14 cm; F-Dm: 10,2 cm; M-Dm: 8,8 cm Erwerb: 1955 aus dem alten Bestand unnumerierter Objekte des Museums inventarisiert. Kuppa und Fuß aus vergoldetem Silber, Schaft und Nodus aus vergoldetem Kupfer. Getrieben, gepreßt. Der verbeulte Sechspassfuß ist flach und schmal, der Rand stellenweise ausgebrochen. Auf der Fußkante umrahmt eine getriebene Punktreihe die Bögen. Die Wölbung des Fußes mit flachen Bögen läuft in einen glatten, durch sechs Kanten geteilten, schlanken Hals aus und wird oben von einem horizontal geglieder­ten, in einem Aufsatz endenden Ring abgeschlossen. Darüber folgt ein glatter, sechseckiger, nachträglich ersetzter, mit dem oberen identischer Schaftring. Der bauchige Nodus be-steht aus zwei flachen, durch ver­tikale Rippen gegliederten Halbkugeln. Die Lötnaht in der Mitte ist stark restauriert. Die hohe, schlanke Kuppa weitet sich gleichmäßig nach oben, ihr glat­ter, unver-zierter Mundrand ist an mehreren Stellen eingerissen. Die Vergoldung des Kelches ist stark abgewetzt, stellenweise fehlt sie ganz. Literatur: Erstmitteilung 7. KELCH Abb. 7 1913.47.1. Gemeinde Borsa (Borsa, RO) Ende 14. Jh. H: 16,7 cm; F-Dm: 10,7 cm; M-Dm: 9 cm Erwerb: Ankauf von der Gemeinde Borsa, Kom. Má­ramaros; er kam ins Ungarische Nationalmuseum durch Vermittlung der Firma Rétay und Benedek im Jahre 1913 gegen den Kaufpreis von 150 Forint (Aktennr.: 1913/166).

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