Kolba H. Judit: Liturgische Goldschmiedearbeiten im Ungarischen Nationalmuseum. 14.-17. Jahrhundert. (Catalogi Musei Nationalis Hungarici. Series Mediaevalis et Moderna 1; Budapest, 2004)

KATALOG - GEGENSTÄNDE AUS PROTESTANTISCHEN KIRCHEN

wo J. H. Kolba 154. DECKELHUMPEN Abb. 154 1910.115. Mád reformierte Kirche Mitte 17. Jh. H: 28 cm; F-Dm: 17,2 cm; M-Dm: 12,3 cm Erwerb: durch Ankauf von der reformierten Kir­che in Mád, wohin er als Geschenk von György I. Rákóczi gelangte. Aktennr.: 1079/1910. Ig., 271/ 1906, 182/1910, 373/1910. Rég. Silber, vergoldet, getrieben, punziert, graviert. Am geschwungenen Rand des hohen Fußes läuft eine stilisierte Blätterreihe um, der in einem engeren, aber senkrechten Abschnitt getriebene Schnecken und ein Banddekor folgen. Zwischen Fuß und Gefäß­körper ragt eine gezackte Platte hervor. Der Körper des Humpens ist zylindrisch, die senkrechte Wand wird von eingetiefen Gräben in sechs gewölbte Fel­der geteilt: auf drei Feldern getriebenes Schnecken­und Hermendekor auf Fischhautpunzierung, auf den anderen drei bloße ebensolche Punzierung. Auf ei­nem der letzteren Felder das gravierte Wappen des Fürsten György I. Rákóczi, d.h. im Wappen Sieben­bürgens das Wappen der Familie Rákóczi. Die Um­schrift: „GEOR(gius) RAKO(ci) : D(ei) G(ratia) : PRIN(ceps)TRAN(silvaniae) : PAR(tium) : REG(ni): HUN(gariae) D(ominus) : TE (et!) : SlC(ulorum) COMES :" (György Rákóczi, aus Gottes Gnaden Fürst von Siebenbürgen und vom Partium des Kö­nigreichs Ungarn), darüber „BIBITE : EX HOC : OMNES : MATTH : XXVI : VXXVII : (Mt 26,28 ­Trinket alle daraus), darunter: „NON : VOLENTIS NEQUE CUR(r)ENTIS : SED MISERENTIS : EST : DEI : ROM : IX" (Rom 9,16-17 - So liegt es nun nicht an Jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen). Dies war der Wahlspruch des Fürsten. Am Mundrand des Humpens eine weitere Inschrift:„HOC : POCULUM : EST NOVUM : TES­TAMENTUM : IN : SANGUINE : MEO : 2 VI" (1 Kor 11,25 - Dieser Kelch ist das neue Testament in meinem Blut) „PRO : VOBIS : EFFUNDITUR : LU­CAE : XXII" (Lk 22,20 - das für euch vergossen wird). Zuunterst auf dem Körper des Humpens steht graviert: „POCUL(u)M BENEDICTIONIS CVI : BENEDICIN(m!)US : NONNE : CVM(m)UNIO : SANGVLNIS : CHRISTI : EST : I .COR : X : V : 16 : K." (IKor 10,16 - Der gesegnete Kelch, den wir segnen, ist der nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi?). Der Rand des Deckels stimmt mit der Platte über dem Fuß überein. Auf der Wölbung folgt er den Feldern des Humpenkörpers, auf einem Grund in Fischhautpunzierung ein Schnecken- und Muschel­dekor. Oben eine flache, glatte, sich leicht erheben­de Platte mit einem Lorbeerkranz auf punzierten Grund. Der Kipper endet in einer Schnecke und ist mit einem kleinen Putto verziert. Der fragezeichen­förmige Henkel aus Blech hat auf der Kante eine weibliche Herme und eine Perlenreihe, ganz unten ein Wappenschild. Die Bibelstellen auf dem Humpen erscheinen - bis auf eine - auch um den Mundrand des Brözer-Kel­ches, der gleichfalls von Georg I. Rákóczi bestellt wurde. Vermutlich waren sie die beliebten Bibel­sprüche des Fürsten. Da der Humpen kein Meister­zeichen aufweist, ist der Goldschmied leider unbe­kannt. Doch weist die Verwendung der obigen Sprü­che darauf hin, dass er Brözer nahe stand, vermut­lich war er ein Meister aus Kolozsvár. Rákóczi ließ mehrere ähnliche Humpen verfertigen, um diese den von ihm patronierten reformierten Ge­meinden zu schenken: Im Inventar der Kirche von Tolcsva aus dem Jahre 1782 wird ein ähnlicher Deckelhumpen erwähnt, in der Kirche von Sátoralja­újhely ist gleichfalls „vor allem ein Humpen, ein Geschenk von György I. Rákóczi" erwähnt, und die Kirchen von Ónod und Mád besitzen je einen ähn­lichen Humpen, 1637 vom Fürsten geschenkt, mit ähnlichem Wappen und Inschriften. HoC: PoCVLVM: E^T: NoWM:TÈâTAMENTVM: IN-- SANGVINE : MEO^VI : VR.O- VOBIS ELFFWDITVR. LvciC:xxu: POCVLM: BENEDICTIONS : Cvi BENEDICIWV-S­NoNNE: CVJMVNIO- S^NGVIKlIS CHRISTI = EST I COR : x vi<o- • Literatur: Ausstellung 1931, 19, Nr. 65; MMT III. 649, 417 mit Abb.; über die Gaben von György I. Rákóczi s. H. KOLBA 1977, 236 und Anm. 107­110; Ausstellung 1996/2, 70

Next

/
Oldalképek
Tartalom