Lovag Zsuzsa: Mittelalterliche Bronzgegenstände des Ungarischen Nationalmuseum, (Catalogi Musei Nationalis Hungarici. Seria Archeologica 3; Budapest, 1999)
Katalog - Vortragekreuze und Korpusse
deren Kreuze ebenfalls zum gleichen Typ gehören. Das Kreuz Kat. Nr. 44. des Ungarischen Nationalmuseums, je ein Kreuz in der Schatzkammer des Doms zu Kalocsa und in einer Privatsammlung, und außerdem je ein alleinstehender Korpus im Museum zu Keszthely und im Ungarischen Nationalmuseum (Kat. Nr. 68). Es handelt sich wohl um Produkte der gleichen Werkstatt. Das Kreuz ist durch Kauf ins Museum gelangt, Fundort ist angeblich Jászberény (Kom. Szolnok). LOVAG 1978, 184, Abb. 8-9; LOVAG 1979, 12, Abb. 5; MARTH 1988, 356. 44. VORTRAGEKREUZ Abb. 44 a-b Ungarisch, zweite Hälfte des 12. Jh. Bronze, gegossen, graviert, punziert, vergoldet. H: 23,6 cm, B: 19,3 cm Inv. Nr. 1871.164.1. (Unter Ew. Nr. 57.24.B. erneut inventarisiert) Schmales Bandkreuz, die Balken enden in Kreuzform, das untere Ende ist abgebrochen. Auf der Vorderseite im Linienrahmen punzierte, wellige Ranke mit Blättern, an den Balkenenden geometrisches Dekor. Auf der Rückseite Linienrahmen, an den Balkenenden je ein diagonal geschnittenes Quadrat, auf den kleinen Querbalken je zwei in ein Rechteck gezeichnete Rhomben. Der Korpus nimmt frontale Haltung ein, auf seinem Kopfe eine schmale Bandkrone, das Haar ist auf der Stirne durch senkrecht gravierte Linien angedeutet. Die Augen sind offen, Schnurrbart und Bart fehlen. Die Arme sind etwas nach oben gebogen, an den Handgelenken dichte, parallele, armbandartige Einkerbungen, die Daumen schmiegen sich in die Handflächen, die Hände sind von großen Nägeln durchschlagen. Die Rippen sind durch punzierte, schräge Parallele angedeutet. Auf dem Lendenschurz glatter Gürtel, in der Mitte tiefe, senkrechte Falte, unten von einer Doppellinie gebildeter Saum, auf den Schenkeln V-fönnige punzierte Falten. Die langen, dünnen Beine sind eng geschlossen, unten mit einem kreisförmigen Blechnagel ans Kreuz geheftet. Die Oberfläche ist stark korrodiert, Spuren von Vergoldung gibt es nur an tiefer liegenden Stellen. Der Korpus gehört zu der bei Kreuz Nr. 43. erwähnten Gnippe; die Fonn des Kreuzes läßt sich, wie bei den übrigen Mitgliedern der Gnippe, letzten Endes auf byzantmische Vorbilder zurückführen. Von unbekanntem Fundort durch Kauf ins Museum gelangt. VALTER 1972, 226; LOVAG 1978, 184, Abb. 45; LOVAG 1982, 164, Abb. 14; MARTH 1988, 355. 45. VORTRAGEKREUZE Abb. 45 Ungarisch, Mitte des 12. Jh. Bronze, gegossen, graviert, vergoldet. H: 26 cm, B: 20,4 cm Inv.Nr. 1870.25.3. Kreuz mit zylindrischen Balken, die Enden schräg abgeschnitten, auf der ganzen Oberfläche gravierte, tropfenfönnige Blattverzierung, unten eingebohrter, neuzeitlicher Eisenstab. Der Korpus fehlt, die zum Festmachen dienenden Nägel sind vorhanden. Die Vergoldung des Kreuzes ist besonders am unteren Balken stark abgewetzt. In Dunaszentmiklós (Kom. Komárom) mit zwei Pektoralkreuzen (Kat. Nr. 18 und 19) und einem Kreuzsockel (Kat. Nr. 144) sowie mit einem anderen Vortragekreuz zusammen aus der Erde zum Vorschein gekommen. Der Finder verkaufte den Fund dem Museum. Das andere Vortragekreuz des Fundkomplcxes war unter der Nummer 1870.25.1. ins Inventar aufgenommen worden, ist aber zur Zeit des Zweiten Weltkriegs verlorengegangen. Seine Beschreibung hatte Ferenc Ebenhöch mitgeteilt, wonach es sich um einen charakteristischen ungarischen Typus handelte. „Die Kreuzbalken sind nicht viereckig, sondern einem lebenden Baum ähnlich zylindrisch und sind ringsum von einander gegenüberliegenden, Spargelköpfen ähnlichen Laubbündeln oder Knospen umgeben; an den Enden der Kreuzarmc befand sich ursprünglich je ein tamienzapfenfönniges Laubbündel, von denen aber zwei - eines vom Fuße des Kreuzes und eines vom Ende des einen Kreuzarmes - fehlen. Der Körper Christi mit dünnen Beinen und Armen, mit großen Händen und kleinen Füßen ruht auf der bekannten Fußstütze, die Berne liegen nebeneinander, sind im Knie nicht gebeugt, die Anne sind waagerecht angenagelt. Auf dem durch senkrechten und kurzen Bart und Haar auffallenden Kopf befindet sich eine dreizackige Krone. Eine Inschriftstafel oder ein sonstiges Abzeichen fehlt." Die Eintragung im Inventarbuch besagt, daß die Höhe des Kreuzes 26 cm betmg. EBENHÖCH 1871, 112-113; LOVAG 1994, 11-13. 46. VORTRAGEKREUZ Abb. 46 Ungarisch, Mitte des 12. Jh. Bronze, gegossen, graviert, vergoldet. H: 19,6 cm, B : 11,1 cm Inv. Nr. 1904. 79. An den zylindrischen Balken des Kreuzes plastische geformte, gestutzte Reiser, von unten her schlingt sich beiderseitig eine knosprige,