Éva Garam: Katalog der awarenzeitlichen Goldegegenstände und der Fundstücke aus den Fürstengräbern im Ungarischen Nationalmuseum. (Catalogi Musei Nationalis Hungarici. Seria Archeologica 1; Budapest, 1993)

OZORA

byzantinischen Ursprungs geschriebenen Studie (GARAM 1990b, 147-153, GARAM 1991a). Das intakte Kreuz und der Kreuzbalken wurden auf demselben Preßmodel erzeugt. Der letztere ist ein abgebrochener Balken, dessen oberer Rand noch die Spuren der einstigen Bandöse zeigt, ebendort und auch auf dem abgebrochenen Rand wurden zur Befestigung dienende sekundäre Löcher gebohrt. Verbesserungen, Durchbohrungen sind auch an mehreren Gegenständen von Tótipuszta zu sehen. Diese stammen gewiß aus derselben Zeit, da es ja nicht wahrscheinlich ist, daß die Fragmente von dem Knecht, der sie gefunden oder von dem Für­sten bzw. dem Abt, die sie verschenkt haben, durch­bohrt wären. Dies ist schon deshalb nicht wahr­scheinlich, da man die Befestigung des intakten Kreuzes (dessen linker Balken im Anfangsstück ebenfalls gebrochen und restauriert ist) zum Ersatz der abgerissenen Bandöse gerade auf diese Weise, mit Hilfe der durch die von der Rückplatte ausge­henden und schmalen Seitenplatte sichtbaren Löcher durchgezogene, dünne Schnur gelöst hätte. Das unversehrte Kreuz kam als Geschenk des Fürs­ten Eszterházy 1872, der Kreuzbalken hingegen dank der Güte des Abtes Bubics 1875 in das Muse­um. Aus dem oben erwähnten schließen wir darauf, daß der Kreuzbalken in beschädigtem Zustand mangelhaft getragen wurde, ebenso wie auch der noch mangelhaftere, blattförmige Anhänger mit mehrfach durchbohrtem Rand (Taf. 86, 2) (GA­RAM 1990b, 148). Der mangelhafte Kreuzbalken kann also kein Be­weis dafür sein, daß in Ozora zwei Frauen bestattet worden sind. Betrachten wir nun die Lage mit den Armringen! Unter den Funden von Ozora gibt es zwei, aus tor­diertem Draht gebogene, goldene Armringe (in­nerer Durchmesser 5,3 und 4,8 cm. Taf. 85, 5; 7). Die offenen Enden der Armringe sind gerade abge­schnitten, auf dem einen Ende des größeren Arm­ringes ist die Spur einer kräftigen Abzwickung zu sehen. Der kleinere Armring wäre der richtige Be­weis für das Mädchengrab von Ozora. Unsrer Mei­nung nach kann auch dies bezweifelt werden. In Grab 173 des awarischen Gräberfeldes von Halimba fand Gy. Török je einen Armring aus Bronzedraht mit dem Durchmesser von 5,5 bzw. 3,3 cm. Ein heu­tiges Beispiel herangezogen: In den Goldschmiede­werkstätten von Samarkand werden zu Hunderten für Frauen die Armringe mit kleinerem Durchmes­ser als 5 cm feilgeboten und gekauft. Demnach kann die Altersbestimmung aufgrund der Größe des Ge­genstandes nicht entscheidend sein. Die „Polemik über das Mädchengrab" müßte demnach das kleine­re Ohrgehänge entscheiden. Aus dem zu Beginn des Monats November 1871, also einen Monat nach der Auffindung der Funde geschriebenen Brief von Mór Bisits erfahren wir, daß der die Kellergrube auswer­fende Kutscher und Knecht „Pferde- und menschli­che Knochen gefunden hat" (BISITS 1872, 16-17). Aller Wahrscheinlichkeit nach stießen sie auf das Frauen- und auf das rechts oder links davon liegen­de Pferdeskelett. Dies untermauern die von ihnen vom Fürsten Eszterházy angekauften Agraffen, das Kreuz und jene zum Frauengrab gehörende Funde, die schon 1871 als Geschenk von Bisits in das Mu­seum gelangt sind (kleiner Fingerring, großes Ohr­gehänge, Halsring). Diese Meinung vertritt auch I. Bona, der aufgrund des 1871 dem Museum abgege­benen kleinen Armringes daran denken konnte, daß man zuerst das Grab des Mädchens gefunden hat. M. Bisits ließ nach dem Untersagen der Fortset­zung des Kellerbaues und dem Ankauf der meisten Schmuckgegenstände weiter graben. Er schreibt fol­gendes in seinem Brief: „jedoch nachdem in der Grube ein Pferdeschädel gefunden wurde und wir des weiteren weder auf Waffen, noch auf Sporen­fragmente stießen, hielt ich es für wahrscheinlich, daß ebendort auch noch eine andere Leiche begra­ben sein muß ... Die Fortsetzung der Grabungen verordnete ich unter der Aufsicht meines Försters und man stieß auch dann auf das zweite Skelett. In seinem Grab wurden die Schwertfragmente, Hal­szierde, Münze, Schnallen, der eine Fingerring und die kleineren Ohrgehänge gefunden" (BISITS 1872, 16-17). Laut I. Bona ist dies die „ausführliche, authentische Beschreibung" des Männergrabes von Ozora (BONA 1982-83, 105). Die von Bisits aufge­zählten Funde identifiziert I. Bona mit den vorhan­denen (von diesen wird von den Anhängern später noch die Rede sein) und gibt in zeichnerischer Darstellung ein kleines Ohrgehänge mit Beerenan­hänger von Igar-Typ als Ersatz des fehlenden „klei­neren" Ohrgehänges zurück (BONA 1982-83, 108; Taf. 8,1-2). Dem Anschein nach legten die Gräber, unter de­nen der eine der Knecht Sütő gewesen sein konnte, unter der Aufsicht des Försters in der Tat das Män­nergrab frei, also das Grab, in dem auch die Münze gefunden wurde. Bisits war aber nicht zugegen, dies erhellt eindeutig aus seinem Bericht. Er spricht aufgrund der Erzählung über die Funde erst einen Monat später. Unabhängig davon, daß der Bericht zwar noch als exakt zu betrachten ist, kann even­tuell in die späteren Erklärungen hie und da doch ein Fehler unterlaufen. Laut I. Bona dürfte Bisits von dem „kleineren" Ohrgehänge, das 1888 durch den Feldhüter Kenner und den Goldschmied Roh­müller in das Museum gelangte, noch nichts gewußt haben (BONA 1982-83, 108). Unser Meinung nach kann angenommen werden, daß das „kleinere" Ohr­gehänge aus dem Jahre 1888 das Ohrgehänge des Männergrabes ist, über welches Bisits gehört hat, jedoch ist dieses mit mehreren anderen Funden des Männergrabes dennoch zum Feldhüter Kenner ge­kommen. Betrachten wir nun, welche Gegenstände der Feldhüter Kenner verkaufen wollte. Diese sind mit

Next

/
Oldalképek
Tartalom