Éva Garam: Katalog der awarenzeitlichen Goldegegenstände und der Fundstücke aus den Fürstengräbern im Ungarischen Nationalmuseum. (Catalogi Musei Nationalis Hungarici. Seria Archeologica 1; Budapest, 1993)

KUNMADARAS

zunge von Kunmadaras sieht aber auch der großen Riemenzunge des mit Pseudoschnalle versehenen Gürtels von Bocsa ähnlich; entfernt man von ihrer Deckplatte theoretisch die Zellen und die auf dem Rand entlanglaufende Kugelreihe, so würden wir eine dem Exemplar von Kunmadaras ähnliche, mit geripptem Band umrahmte Riemenzunge aus Dop­pelblech und mit Seitenband erhalten. Die Schnalle des Waffengürtels dürfte die mit gezähntem Flecht­band verzierte, vergoldete Bronzeschnalle (Taf. 64, 4) gewesen sein. Die ähnlich verzierten und aus ähnlichem Material hergestellten 11 kleinen Rie­menzungen (Taf. 67, 1-11) gehörten laut der Mei­nung von Gy. László zum Gürtel, ähnlich wie bei Grab 9 des Gräberfeldes von Kiskőrös-Városalatt (LÁSZLÓ 1955, 274). Bona verteilt die kleinen Riemenzungen zwischen dem Waffengürtel und dem Pferdegeschirr, so wie es im Reitergrab von Szegvár gewesen sein konnte (BONA 1982-S3, 116). Die Konstruktion der kleinen Riemenzungen ist nicht von frühawarenzeitlichem Charakter. An der Rückplatte des dicken Bronzebleches im oberen Drittel wurde ein von der Vorderplatte etwas weg­stehendes Blech angelötet. Die Riemen wurden zwischen die zwei Bleche gesteckt und auf dem Rand mit je zwei Nieten befestigt. Diese Montie­rungsweise ist bei den frühmittelalterlichen ger­manischen (bajuwarischen, merovingzeitlichen) Riemenzungen allgemein. Dies kann mit dem Flechtbandmuster der Riemenzungen, der Schnalle, der Schwertösen und der Schwertscheidenbänder germanischer Herkunft zusammenhängen. Die klei­nen Riemenzungen sind stark fragmentarisch. Die an die Rückplatte gelöteten Riemenbefestigungs­bleche sind abgebrochen, ebenso wie auch die Rie­menzungen. Mehrere Riemenzungen sind gebogen, mangelhaft, ähnlich dem Rahmen der Schnalle. Es ist zu bedenken, ob die Riemenzungen und die Schnalle nicht im Feuer gewesen wären, ob die Kontinuitätsmängel kleine Brandspuren seien? Es fragt sich, ob die Riemenzungen mit der Schnalle nicht vielleicht zu dem Pferdegeschirr gehören, das mit den fehlenden Steigbügeln, der Trense - der in­nerasiatischen Bestattungssitte entsprechend - aus dem Scheiterhaufen zusammengetragen neben dem Fürstengrab in einer eigenen kleinen Grube unter­gebracht wurden? Unter den Gegenständen von Kunmadaras wur­den die ovalen und wappenförmigen Beschläge bis­her nur wenig beachtet (Taf. 64, 2-3). In der Stein­einfassung des ovalen Beschlages ist der dunkelrote Almandinstein noch vorhanden, jedoch die Einfas­sung des wappenförmigen Beschlages war schon leer. Bei der Rekonstruktion des Schwertes von Kunmadaras in der Ausstellung vom Jahre 1977 haben wir der allgemeinen Fachmeinung nach den wappenförmigen Beschlag, als den einen Beschlag der Parierstange des Schwertes, den ovalen hingef­gen als den Schwertgriff verzierten Beschlag mon­tiert. Uns mit den frühawarenzeitlichen Schwertern, sodann später mit den awarenzeitlichen, münz­datierten Gräbern befassend, kamen wir aber zu einer anderen Feststellung (GARAM 1990a, 253-260; GARAM 1992). Die Schwerter mit "D"­förmiger Hängeöse hatten keine Parierstange, der Griff und die Scheide war von glatten Beschlägen verziert. Auch der ovale Beschlag läßt sich nicht als Griffbeschlag vorstellen. Der Aufbau, die Montie­rung der ovalen und wappenförmigen Beschläge ist ähnlich. Die Beschläge waren mit die Grundplatte an zwei Stellen durchschlagenden Nieten auf einen Riemen (auf den Waffengürtel) und nicht auf einen Eisenkern montiert. Diese Vermutung können wir auch bei Gy. László mit einem Fragezeichen verse­hen lesen, der die Bemerkung macht, daß "die Zellen der Beschläge von Madaras den Zellen der Gürtel von Bocsa ähnlich sind" (LÁSZLÓ 1955, 274). Der longitudinale Durchmesser des wappen­schildförmigen und des ovalen Beschlages stimmt mit der Breite der großen Riemenzunge überein. Die Beschläge mit Almandinstein, von welchen ursprünglich auch mehrere vorhanden gewesen sein dürften, verzierten aller Wahrscheinlichkeit nach den Gürtel. Diese Annahme wird von den ähnli­chen Gürtelzierden des Grabes 3 von Nyíregyháza­Kertgazdaság untersützt. Im Reitergrab waren ge­preßte, vergoldete Gürtelzierden. Die ovalen und wappenförmigen Beschläge mit blauer Steineinlage wurden mit Riemenzungen von Szegvár-Typ um das Becken gefunden (CSALLÁNY 1958, 81-83; GA­RAM 1992). Das Grab von Nyíregyháza wird von dem zwischen 582-602 geprägten, byzantinischen Solidus von Maurikios Tiberios datiert, der zugleich "aufgrund der stilistischen Bedenken" die gute Datierung des Grabes von Kunmadaras eindeutig macht und bestätigt. Zur Tracht gehörende Gegenstände: Perle aus Goldblech, um die Löcher mit schmalem, gekerb­tem Band. Eine ähnliche Perle, jedoch aus Silber und mit Gold umsäumt, war im Fürstengrab von Bocsa (Taf. 9, 8). Über den Ursprung der Tracht der in den frühawarenzeitlichen Männergräbern gefun­denen 1-3 Perlen und ihre Verbreitung im awari­schen Raum berichtete I. Bona ausführlich (BONA 1979, 27-28). Die Goldperle von Kunmadaras ist ihrem Material nach einzigartig, zugleich drückt sie den Rang, die Würde des mit Almandinsteineinlage verziertem Gürtel und goldbeschlagenem Pferde­geschirr bestatteten Fürsten aus. Tordierte Golddrähte mit schleifenförmigem Ende: der Eintragung im Inventarbuch unter Nr. 19/1884. 11 nach gehörte ein "Golddraht mehrfach zusam­mengebogen und in mehrere Stücke zerbrochen, Gewicht 16 g, 6 St." zum Fund von Kunmadaras. Vor der gegenwärtigen Bearbeitung waren im Grab­fund 5 Golddrähte, die derart gebogen sind, daß aus ihnen ein größerer und ein kleinerer Ring zusam­mengestellt werden können. Das Ende von vier

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