Éva Garam: Katalog der awarenzeitlichen Goldegegenstände und der Fundstücke aus den Fürstengräbern im Ungarischen Nationalmuseum. (Catalogi Musei Nationalis Hungarici. Seria Archeologica 1; Budapest, 1993)
ÜBER DIE AWARENZEITLICHEN GOLDGEGENSTÄNDE DES UNGARISCHEN NATIONALMUSEUMS
Aw arenzeitliche Goldgegenstände 9 UBER DIE AWARENZEITLICHEN GOLDGEGENSTANDE DES UNGARISCHEN NATIONALMUSEUMS In den Goldgegenständen der archäologischen Nachlassenschaft der Awarenzeit aus den Jahren 567/568 bis Anfang des 9. Jh. widerspiegeln sich in gleicher Weise die historischen Ereignisse, politischen Änderungen der Awarenzeit, die Struktur der awarischen Gesellschaft, die Entwicklungsstufe des Handels, der Goldschmiedekunst und die Bestattungssitten. Das Gewicht, die Zahl, die künstlerische Ausführung der Goldgegenstände, ihre Häufigkeit in den einzelnen Gräbern hing seit der Niederlage der Awaren im Jahre 626 bei Konstantinopel von den diplomatischen Missionen, Kriegen, Friedensabschlüssen und militärischen Mißerfolgen zwischen den Awaren und dem byzantinischen Reich, sodann von der Einwanderung neuer Volksgruppen im letzten Drittel des 7. Jh., später von dem sich im Laufe des 8. Jh. eingestellten politischen Désintéressement, der allgemeinen Verarmung, ganz bis zum Anfang des 9. Jh. von den Franken erlittenen militärischen und politischen Zusammenbruch. Von einem Katalog ist nicht zu erwarten, daß man sich daraus von den historischen, archäologischen Fragen der Awarenzeit weder ein allgemeines, noch in Einzelheiten eingehendes Bild verschaffen kann. Über all diese können wir in den zusammenfassenden Arbeiten der letzteren Jahre lesen (BONA 1984; BONA 1985; BONA 1988; POHL 1988). Das Ungarische Nationalmuseum bewahrt von 150 Fundorten 620 awarenzeitliche Goldgegenstände, unter diesen die goldenen Einzelgegenstände von Fürsten und Anführern, je ein Ohrgehänge aus den Gräbern des gemeinen Volkes, die Streufunde mit Angabe der Fundorte oder ohne diese. Es wurden fast alle Gegenstandstypen der Frühund Mittelawarenzeit, wie Schmuckgegenstände (Kopfschmuck, Ohrgehänge, Halszierden, Anhänger, Halsringe, Juwelenkrägen, Agraffen, Armbänder, Fingerringe), Gürtelzierden (gepreßt, aus Blech, mit Zellen oder Steineinlagen erzeugt), Verzierungen von Waffen (Schwert-, Säbel- und Köcherverkleidungen), Pferdegeschirrbeschläge, Gefäße, Münznachahmungen auch aus Gold hergestellt. Von diesen sind die Schmuckgegenstände am häufigsten vertreten, von welchen im Nationalmuseum aus 12 Haupttypen in zahlreichen Variationen 139 Paare bzw. Einzelstücke vorliegen. Dieser Reichtum an Goldgegenstände und die Tatsache, daß ein bedeutender Anteil der awarenzeitlichen Goldgegenstände des Karpatenbeckens, ja sogar die bis zur Jahrhundertwende zum Vorschein gekommenen Stücke fast ohne Ausnahme im Nationalmuseum aufbewahrt werden, ermöglicht uns im weiteren über die für je eine Periode charakteristischen Goldgegenstände ein zusammenfassendes Bild geben zu können. Diesem Teil folgend werden von uns die im vorigen Jahrhundert zum Vorschein gekommenen Fürstengrabkomplexe (Kunágota, Kunmadaras, Ozora, Tépe, Jankovich-Goldstücke) eigens analysiert, die auch I. Bona in seiner auf dem Gebiet der Erforschung der Awarenzeit einen Meilenstein bedeutenden Abhandlung erörtert hat (BONA 198283), doch konnte er sich - aus dem Charakter seiner Arbeit folgend - mit den einzelnen Gegenständen ausführlicher nicht befassen. Die reichen Grabfunde, hervorragenden Einzelstücke, eigenartigen Schmuckgruppen, über die wir unlängst ausführlich geschrieben haben, werden in diese Arbeit nicht einbezogen: Diese sind die folgenden: 1. Innerhalb des mit Grabobulus datierbaren Fundkreises führten wir das Halsschmuckdetail und seine Parallelen aus dem 75. Unbekannten Fundort vor (GARAM 1978). 2. Unter dem Goldschmuck des 7. Jh. wurden die sog. Prönay-Agraffe des 72. Unbekannten Fundortes, das Ohrgehänge von 121. Osztopán und mehrere Fingerringe und Ohrgehänge byzantinischen Ursprunges analysiert (GARAM 1980). 3. Wir erforschten innerhalb der awarenzeitlichen archäologischen Nachlassenschaft die Fundstätte des besonders reichen Fundes von 149. Vörösmart, zugleich wurde auch das Trinkhorn des Grabfundes rekonstruiert (GARAM 1982). 4. Bei der Neuwertung der Gräber von Zsámbok