RÉVHELYI ELEMÉR: A TATAI MAJOLIKA TÖRTÉNETE / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 8. (Budapest, 1941)

Tartalomjegyzék - INHALTSVERZEICHNIS - VIII. Die Erzeugnisse der Fabrik

- 147 — Geistigkeit des Orients und seine künstlerische Auffassung verstanden hätten Man war auf das Exotische nun schon nicht mehr angewiesen ; die europäische Erfindung des Stoffes des Por­zellans machte allmählich die Nachahmungen überflüssig, es konnte den selbständigen, na­türlichen Weg seiner Entwicklung antreten. We­der die Irreführung des Publikums noch der Wettstreit der Fabriken mit dem Orient konnte weiterhin ein Ziel sein. Die Kunst der Kera­mik stellte sich neue Aufgaben. Es wurden schon nicht nur hochwertige Schmuckgegen­stände aus Porzellan und Fayence hergestellt, sondern auch einfache Stücke zum allgemei­nen Gebrauch, und so sind die seit der Mitte des XVIII. Jahrhunderts hergestellten Gegen­stände nicht so sehr Schätze der hocharisto­kratischen Sammler, als vielmehr unentbehrli­che Stücke der Wohnungsaustattung und des Haushaltes der Bürgerschaft. Die Tonindustrie war also mit dieser Revolutionierung bei einer neuen Epoche angelangt, was soviel bedeutete, dass sie neue künstlerische Lösungen suchen musste. In der Modellierung und der Dekora­tion strebten die Fabriken gleichermassen nach Zweckmässigkeit und Originalität, denn dies verlangte auch das Publikum von ihnen. So passte sich die Dekoration schon den neuen Forderungen an. Die Bürgerschaft war nicht mehr für das Fremdartige begeistert, der Zau­ber des Orients war gebrochen, er hatte seine Wirkung verloren. Allmählich wandeln sich die Blumendarstellungen, sie werden einfacher, und statt der unbekannten Blumen des Orients und ihrer phantastischen Stilisierungen zieht die um­gebende Natur ein mit ihrer Farbenpracht. Bei uns erfreuten sich unter der Einwirkung der Wiener blumengeschmückten Porzellangefässe eben­falls die eher aus Feldblumen zusammenge­stellten farbigen Blumensträusse grosser Volk­stümlichkeit, denn in ihnen kam auch die Pflanzenwelt unseres Vaterlandes zu einer Rolle. An die Überlieferungen der Volkskunst, an ihre Übernahme dachte man damals weder bei uns noch in anderen Ländern. Der gegen­seitige Verkehr und die Eifersucht der Fabriken untereinander war viel zu stark, als dass sie eine Verbindung gefunden hätten im Erkennen der Kunst ihres Volkes. Überhaupt strebten sie nach höherer Kunst und zogen damit eine Grenze zwischen sich und der Volkskunst. Tatas farbige Blumendekorationen standen trotzdem der Volks­seele näher, und erhielten mit ihrer unmittelbaren Wirkung ihren Platz auch in den bescheidene­ren Haushaltungen unserer Dörfer. In der Wahl seiner Blumen, in der Feinheit seiner Farben­gebung und in der Anordnung fühlen wir Wär­me und deshalb wirkt auf uns Tata ungarischer als Holies und unsere übrigen Fayencefabriken. Diese heimischen Blumen in heiteren Farben finden bald als Sträusse, bald als einzelne Blu­men, bald nur als Blumenköpfe ihren Platz auf den verschiedensten Gegenständen, wo sich eine zur Dekoration geeignete Fläche bietet. Auf den verschiedensten Gefässformen begegnen wir ihnen und sozusagen mit jeder Marke, was für ihre dauernde Verwendung spricht. In der Auffassung, Anordnung und Aus­führung dieser mehrfarbigen Blumenstrauss-De­korationen gibt es vielleicht auch keine wesent­lichere Abweicnung, denn bei einer jeden liegt die Betonung gleichermassen auf der Rose. Wenn wir jedoch den Wandel der Feldblumen nach Art und Farben berücksichtigen, so lassen sich beiläufig sechs verschiedene Darstellungen er­kennen. Eine neuere Gruppe bilden natürlich die mit mehrfarbigen zerstreuten Blumen dekorierten Gefässe. Die dominierenden Farben sind Lilarot, Gelb, gebranntes Siena, Kobaltblau und Grün. 1. Teller, in der Mitte mit gemaltem Blu­menstrauss. In der Darstellung erhält auf der einen Seite nach aussen geneigte Rose, auf der anderen eine ebenfalls nach aussen geneigte Hahnenfuss-ähnliche Blume stärkere Betonung. Zwischen beiden sowie auf dem Rande finden kleinere blaue und hellbraune Feldblumen und grüne Blätter Platz. Das beliebteste, älteste und langlebigste Motiv der Fabrik. Durchmesser 24 cm. (Kunstgew. mus. Nr. 1697, Tai. XVI. Nr. 6. Piar.-Mus. — Sammlung Gr. Esterházy. 2. Schüssel von ovaler Gestalt, mit brei­tem, welligem Rande. Blumenschmuck und Fär­bung mit dem vorigen identisch. Masse : 25, x30 cm. (Kunstgew. mus. Nr. 1675. Taf. X. Nr. 4. — Piar.-Mus.) 3. Schüssel, rund, mit welligem Rande. Blumendekoration und Färbung ähnlich den obigen. Durchm. 30 cm. (Piar.-Mus.) 4. Schüssel in ovaler Gestalt, aber in präch­tigerer Ausführung, mit zwei ausgehöhlten Hen­keln ; am Rande muschelartig gerippt. Schmuck und Färbung wie bei den obigen. Masse : 24x31 cm. (Samml. Gr. Esterházy Taf. XI. Nr. 10., Taf. XIX. Nr. 4.) 5. Teller in achteckiger Form, mit glattem Rand. Schmuck und Färbung identisch mit den

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