RÉVHELYI ELEMÉR: A TATAI MAJOLIKA TÖRTÉNETE / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 8. (Budapest, 1941)

Tartalomjegyzék - INHALTSVERZEICHNIS - II. Neuerliche Inbetriebsnahme der Fabrik (1768-1772)

in seinem Handwerk bewanderter Arkanist in die Holicser Fabrik. Sein Wissen hat er sich vermutlich — auf Grund seines Strassburger Stils und seiner wahrscheinlich lothringischen Abstammung — in Strassburg, Durlach oder in irgendeiner Fabrik Lothringens oder Badens er­worben. Durch seine Begabung, seine Fähig­keiten, sein Fachwissen ragte er wohl aus der Reihe der zahlreichen Arkanisten in Holies her­vor und so wurde ihm die Ehrung zuteil, ebenso wie Germain Werkstattmeister der in zwei Ab­teilungen geteilten Fabrik zu werden. 3 3 Obwohl er früher — und gerade in Germains Werkstätte — als Maler in Holies gearbeitet hatte, erwarb er sich später solch allgemeine Kenntnisse und ein derartiges Wissen, dass er seit 1760 neben seinem Meister als dessen gleichrangiger Ge­fährte in der Leitung, einen Teil des Holicser Betriebs lenkte. Seine dortige Tätigkeit bis zum Juni 1769 weist Schirek mit der Bemerkung nach, dass Hermann in diesem Jahre entweder gestorben, oder weggegangen sei. 3 4 Die letztere Voraussetzung folgt der richtigen Spur, wie dies auch Aufzeichnungen aus der gleichen Zeit be­weisen, denn Alexander Hermann ist samt sei­ner Familie im Winter 1769 oder im Vorfrühling 1770 schon in Tata. Die Holicser Fabrik war auch schon bis­her durch den recht häufigen Weggang ihrer Angestellten empfindlich getroffen worden, und jetzt erlitt sie durch den Austritt Hermanns ei­nen noch grösseren Verlust ; und die inneren Schwierigkeiten steigerten sich. Wenn man in Betracht zieht, dass nacheinander zwei leitende Persönlichkeiten aus der Fabrik ausschieden, zuerst Cuny, der starb, jetzt auch Hermann, der an seine Stelle getreten war, ebenso die schon früher weggegangenen Pram, Deutscher, Schwei­ger und noch mehrere, die andernorts ihr Glück suchten, so kann man mit Recht auf innere Störungen in Holies und auf ein Schwanken seines Betriebslebens schliessen. Die Fabrik sorgte zwar für die Besetzung der frei gewor­denen Plätze, aber sie war nicht mehr imstan­de, die abgegangenen Kräfte, eben ihre geschick­testen Angestellten, vollwertig zu ersetzen. Mit Hilfe der dort gebliebenen und neu aufgenom­menen Arbeiter wird zwar der Betrieb unter Benützung der Gipskopien der alten plastischen Modelle und Gefässformen auch weiterhin fort­gesetzt, aber seine Konkurrenzfähigkeit wird 3 8 Schirek. a. a. 0. S. 18. 3 4 Schirek. a. a. 0. S. 19. fühlbar schwächer. Ihr einstiges berühmtes Ni­veau kann die Fabrik nicht mehr aufrechterhalten und es beginnt der langsame Verfall, dem erst die Einführung der Steingutfabrikation, eines Pro­duktionszweiges neuerer Richtung, Einhalt ge­bieten sollte. Wir vermuten den tieferen Grund für die häufigen Abgänge im 1765 erfolgten To­de des Gründers der Fabrik, des Kaisers Franz von Lothringen zu finden, denn rein persönli­che Streitigkeiten oder Unzufriedenheit den lei­tenden Personen gegenüber konnten keine so grosse Veränderung auslösen. Das Ausbleiben der Unterstützung durch den Mäzen und seiner Bestellungen zwang die Tätigkeit der Fabrik in einen bescheidenen Rahmen, und Hand in Hand mit der allmählich schwächer werdenden Er­zeugung und den sinkenden Preisen ging die Reduktion der Ausgaben, die Herabsetzung der Bezahlungen. So machten sich die besseren Ar­beitskräfte auf den Weg, teils weil ihnen die Möglichkeit mangelte, zur Geltung zu kommen, teils weil ihre Zukunft nicht gesichert war. Auch ein sehr geschätzter Modellformer der Fabrik, Michael Ellich, der nach Tata gelangte, begrün­dete seinen Abgang damit, dass die Nachfrage nach Majolika sehr abgenommen habe und sie infolgedessen weniger Bezahlung erhielten. Da er davon nicht leben könne, sei er genötigt ge­wesen, andernorts eine Arbeitsgelegenheit zu suchen. 3 0 Holies glich um die siebziger Jahre einem schwärmenden Bienenkorb. Die Kassen­ausweise geben ein genügend treues Spiegel­bild der dortigen Krise, der inneren Bewegung und des Schwankens. Die Lage, die Tatsachen weisen keinesfalls auf weitere Entwicklung hin und bestätigen nur, dass die Stagnation, dann der Verfall der Holicser Fabrik früher eintrat, als in der Zeit, da man die Fabrikation engli­schen Steingutes einführte. 8 6 Ein Teil der von Holies Abgehenden wan­derte in die mährischen Fabriken oder nach Wien, andere richten ihre Blicke auf Tata. Tata, die neue, in Entwicklung begriffene Gründung bedeutet für sie neues Leben, Fortkommen, Zu­kunft. Herrnanns Ankunft bedeutete einen gros­sen Gewinn für die Tataer Fabrik, und da so­wohl Schweiger als Deutscher gleichermassen aus Hermanns Werkstatt hervorgegangen wa­ren, schuf die Zusammenarbeit der drei Män­ner die schönste Harmonie im Leben des Be­triebs, der in bescheidenem Rahmen tätig war 3 3 Schirek a. a. 0. S. 116. 8 6 Schirek a. a. 0. S. 156-157.

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