KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE III. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 7. (Budapest, 1941)

III. Der Everyman-Todestanz

Das Märchen ist auf eine Reihe von sym­bolischen Motiven aufgebaut, die in kunstvoller Kürze eine wahre Lebensphilosophie zur Gel­tung bringen. Der Tod ist der Freund des Men­schen, der sein Patenkind ist. Er macht sein Patenkind glücklich. Das Patenkind des Todes ist jeder Mensch, der sein Leben nach den grossen Idealen einrichtet. Ein Mensch, der im­mer auf den Tod denkt, kann durch diese reale Weltanschauung alle Schwierigkeiten des Le­bens siegreich bekämpfen. Symbolische Bedeu­tung hat auch jenes Motiv, dass der Tod zu Füssen des Krankenbettes steht, wenn der Kranke sterben sollte. In diesem Falle verstellt der Tod den Weg des Lebens. Tiefen Sinn hat auch die Szene in der Berghöhle. In der mittel­alterlichen Kirchensymbolik bedeutet die Flam­me, die Kerze, vorwiegend die Menschenseele, das Leben des Menschen. Im 8. Gedicht des Totentanzes von Frey 1 bedeutet das Auslöschen der Lampe ebenfalls den Tod Und die Haupt­personen des Dramas von Reinbolt 2 nehmen auf ihrem Wege in eine unterirdische Höhle ebenfalls eine Lampe mit. Geht die Flamme der Lampe aus, so muss der Mensch sterben. Die Flamme einer Öllampe bedeutet auch das ewige Leben. Die Parabel der hl. Schrift von den sie­ben klugen und sieben törichten Jungfrauen, die vom himmlischen Bräutigam aufgenommen wer­den oder nicht, je nachdem ihre Lampen bren­nen oder nicht, musste auf diese Vorstellung grossen Einfluss haben. Die alte Sage wurde in einer Novelle von Ludwig Bechstein : „Herr Gevatter" 3 stark ver­ändert. Nicht sein Patenkind, sondern den Vater macht der Tod zu einem Wunderarzt. Es ist der fromme Köhler Klaus, der durch seine grossen Erfolge der Habgier verfällt. Er verlässt seine Familie und wandert unter dem hochtraben­den Namen Klausnerus durch die Welt. Als berühmter Arzt sammelt er reiche Schätze. Es bricht eine schreckli­che Seuche aus, der Tod fordert zahlreiche Opfer und Klausnerus kann vielen Kranken nicht helfen, da der Tod immer zu Häupten des Krankenbettes steht, was hier — dem Märchen widersprechend — den Tod des Kranken bedeutet (im Märchen stand in diesem Falle der Tod zu Füssen des Bettes). Der unersättliche Klausnerus macht dem Tod Vorwürfe. Auf den Vorschlag des Todes ver­spricht Klausnerus dem Tod für jedes Leben, durch des­sen Rettung er einen grossen Lohn bekommen könnte, das Leben eines seiner Angehörigen. So überliefert Klaus Weib und Kinder dem Tod, damit er von den geheilten Kranken mehr Gold gewinne. Zuletzt bleibt ihm nur mehr das jüng­ste Kind, das Patenkind des Todes übrig. Auch dieses Kind will Klaus seiner Habgier opfern, da er zum ster­benden König gerufen wird und dieser ihm für die Rettung hunderttausend Goldgulden bietet. Der Tod will aber das jüngste Kind nicht töten. Umsonst überlistet Klaus den Tod und lässt das Bett umdrehen, damit er den Tod an das Fussende des Bettes bringt. Aber das Todesgespenst geht dem Bette nach und der König stirbt. Das Volk hält den Klaus für einen Betrüger, vertreibt ihn aus der Stadt und verteilt seine Schätze. Klausnerus wandert betrübt 1 1895 ; 8. Das Flämmchen. 2 Sabina. 1920. 3 Novellen und Phantasieblüten. Leipzig. 1835 ; L. Hirschberg in Berlin. Totentänze neuerer Zeit. Zeitschrift f. Bücherfreunde. F. v. Zobeltitz. Leipzig. VII. Jahrgang. - 1903/190-1. Bd. I. S. 226-242 ; vgl. S. 237 ff. nach der Heimat. Sein Haus ist leer und der einzige, der jüngste Sohn ist ohne Aufsicht und Pflege zu einem Tier geworden. Klaus wird wahnsinnig. Bechstein hat auch das ursprüngliche Ge­vatter-Tod-Märchen in einem sechsteiligen Ge­dicht bearbeitet. Jeden Teil hat Franz Pocci auf einem Kunstblatt illustriert. 4 Im ersien Teil weist der Köhler, einen Paten suchend, Gott und Teufel zurück (Refrain : „Es tut mir leid".) Im zweiten Teil wählt der Köhler den Tod zum Gevatter (Refrain: „Gott seis geklagt "). Im drit­ten Teil schenkt der Tod die Heilkraft dem Jüng­ling (Refrain : „Heil aller Welt".). Im vierten Teil wird der Tod durch das Umdrehen des Bettes getäuscht. (Refrain : „Erbarme Dich Herr! Erbarme Dich !"). Im fünften Teil zeigt der Tod dem Jüngling die Kerzen in der Berghöhle. Der Jüngling sieht seine eigene Kerze: „0 Graus! Mein Lebenslicht so klein ? / Erneu es lieber Pate mir ! / Ich muss ja die Königstochter frein ! /Wie der Tod, so stark ist die Liebe!" Im sech­sten Teil wird die Kerze des Jünglings vom Tod umgeworfen und er stirbt (Refrain : „und wider den Tod, da wächst kein Kraut"). 5 Denselben Stoff behandelt Franz Pocci im Drama „Gevatter Tod" 6 Nachdem ein schwarz­gekleideter Herold den Prolog beendet hat, wählt im Spiel der kinderreiche Bauer den Sensen­mann zum Paten seines letzten Kindes. Im Tauf­zug tritt auch der Tod als ein vornehmer Jun­ker auf. Rosamunde, die Verlobte des Prinzen Andrea, die Tochter eines Herzogs, wurde bei einem Sturz vom Jagdross von einem Jüngling gerettet. Seitdem denkt sie nur an ihn, an den Unbekannten, der spurlos verschwunden ist. Sie erkrankt an unheilbarem Siechtum. Es ist keine körperliche, sondern eine seelische Krank­heit: die Liebe. Endlich wird das Patenkind des Todes, der Wunderdoktor, Albertus, herbeigeru­fen. Die Prinzessin erkennt in ihm den lang ge­suchten Geliebten. Da erscheint — nur für Al­bertus sichtbar — der Tod. Die Liebenden wol­len flüchten. Aber die frühere Geliebte des Wunderdoktors, die Waldfrau Belladona, ver­giftet die Prinzessin. Albertus ruft in seinem Jam­mer den Tod zu Hilfe, aber dieser will ihn nicht töten, sondern führt ihn in eine Berghöhle, in wel­cher die Lebenslichter der Menschen brennen. Albertus macht den Versuch, mit seiner eigenen Kerze die Kerze der Prinzessin anzuzünden. Er ringt mit dem Tod und dieser löscht das Licht der Kerze seines Patenkindes, indem er sie zu Boden schleudert. Albertus stribt. Die Ansprache des Todes an die Zuhörer beendet das Drama. Eine noch originellere Geschichte erfindet Otto Roquette in seiner dramatischen Dichtung „Gevatter Tod" 7 4 Kinderbuch „Geschichten und Lieder in Bildern". München. 1843, Teil III. S. 9. 5 Vgl. Taf. XXXV1I1 : Fig. 2. 8 München, Braun & Scheicfer, 1855 ; Titelvignelte von Pocci selbst gestochen. 7 Stuttg. 1873.

Next

/
Oldalképek
Tartalom