KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE III. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 7. (Budapest, 1941)
II. Holbeins Nachahmer und die fortschreitende Realisierung der Motive
Das Bild der Schauspielerin 1 liess der Leutnant C. Börner zu Ehren der Schauspielerin Lecouvreur verfertigen, die auch Graf Gotter von Molsdorf malen liess. Die Tänzerin 2 ist angeblich eine bekannte Tänzerin, Namens Barberina. Auch der Apotheker 3 und der Gastwirt 4 sind Porträts örtlicher Persönlichkeiten. Der Jäger 5 ist der Graf von Gottern in Molsdorf. Die alte Frau 5 ist Maria Römpler. Der Domher heisst Johann Adam. Auch die Inspektion des evang. Waisenhauses liess sich wiederholt porträtieren So z. B. sieben Vorsteher im J. 1736, 7 fünf Inspektoren 1750, 8 sechs i. J. 1772, 9 und wieder fünf 1795. 1 0 So realisierten sich Holbeins Todesbilder! Es scheint eine uralte Mode gewesen zu sein, „die Welt" als ein Weib darzustellen, das von vorne wunderschön und am Rücken mit Würmern und Aussätzen bedeckt ist. In dem Gedicht „Der Welt Lohn " von Konrad von Würzburg ("p 1287) erscheint in einer Vision dem ritterlichen Dichter, Wirnt von Gravenberg, „die Frau Welt". Sie ist wunderschön, aber ihren Rücken bedecken Würmer. In der Handschrift Cod. germ. 33. des XV. oder angehenden XVI. Jahrhunderts im Nat. Mus. Budapest befindet sich aber zwischen fol. 140—141 ein Bild, auf dem nicht die Welt, sondern ein Mensch dargestellt wird, dessen Köper zur Hälfte als lebender Körper und zur Hälfte als Leichnam gezeichnet erscheint. Der Mensch ist also schon im Leben ein Leichnam. Am erwähnten Bilde steht ein Dominikaner, auf dessen linker Seite die Kutte fehlt. Unter den abgefallenen Teilen seiner Kleidung grinst ein mit grünbemalten Schlangen bedecktes Skelett hervor. In seiner verfaulten Linken hält er eine Sense, auf deren Schneide sein rechter Fuss ruht. Auf einem Spruchband steht der Text : Hab got lieb zu allé zeitten/Dan der tod leit dir in der seyten". Der Tod liegt also im Körper, in der Seite des Menschen und begleitet ihn in seinem Körper versteckt überall hin. Äusserlich ist die Welt und das Leben schön. Der Mensch lebt ahnungslos dahin, ohne an den Tod zu denken. In Wirklichkeit ist aber die Welt ein grauenhaftes Untier, das sich hinter das schöne Äussere steckt und der lebendige Menschenkörper ist eigentlich schon eine Leiche. Hier ist aiso eine Gegenüberstellung bedingt, in der die Welt und das Leben so dargestellt werden, wie es der Mensch von aussen sieht. Und erst nachdem der Beschauer die Herrlichkeit des Lebens betrachtet hat, folgt das Leben, wie es in Wirklichkeit ist. Die Wirklichkeit ist keine Herrlichkeit, sondern die Ver1 1736 ; Schröer : S. 10. Taf. 1. Nr. 2. 2 Taf. 1. Nr. 3. S. 11. bei Schröer: i. J. 1475, 3 Schröer : S. 32. Taf. IV. Nr. 37. 4 S. 31. Taf. IV. Nr. 36. 6 1739 ; Schröer : Taf. V. Nr. 45. 8 Schröer : S. 43. Taf. V. Nr. 52. 7 Schröer : S. 46. Nr. 56. 8 S. 46. Nr. 55. 9 S. 44. Nr. 52. 1 0 S. 45. Nr. 54. vgl. Taf. XXI. gänglichkeit. Im Münchener Rosenthal-Antiquar war im J. 1925/26 ein anonymes Blatt ausgestellt, das in Paris mit dem Titel „Le Miroir de la vie et de la Mort" erschien. Auch hier wurde eine Frauengestalt in der Mitte durchgeschnitten, zur Hälfte als Leichnam oder Skelett und zur anderen Hälfte wieder als lebendiger Körper dargestellt. Das Bild wird durch einen französischen Text interpretiert : Mondains qui faictes cas des beautez d un [visage, Scachez que les aymer ce n'est pas estre [Sage, Puis que le temps enfin les doibt faure perir Nous n'auons icy bas chose aucune as[seuréé Tout change et nostre vie a si peu de [duréé Quen commencent á viute on commence [á mourir. Im sog. „christlichen Warnungsbrief" , der 1850 im Verlag v. Ed. Gust. May in Frankfurt a. M. erschien 1 1 wird das Leben der Welt im folgenden Bilde dargestellt : (Nr. 5.) Ein üppiges Weib mit Sonnenschirm, in der um 1850 üblichen Modetracht, steht mit einem stolzen Mann (mit Sporen und Gerte) Arm in Arm. Im Hintergrund ein Berg mit Kapelle, zu der ein schmaler Weg führt. Unten rechts der breite Weg der Sünde. Wenn wir der Aufforderung des Dichters folgend die untere Hälfte des Bildes nach unten klappen, so sehen wir die Unterhälfte der Personen ohne Kleidung. Statt der weissen Reithose des Mannes und des blauen Kleiderrocks der Frau sind nur entfleischte Bein- und Hautknochen sichtbar. Sie halten in der verwesten Hand Spaten und Picke. Sie graben sich selber das Grab. So untergräbt unbewusst und unbemerkt das Leben und die Eitelkeit die Existenz der Welt. Im Hintergrund stehen Grabmonumente, Kreuze, Zypressen und Trauerweiden. Zwischen den beiden Gestalten ein Grabmonument mit Totenschädel und zwei Knochen, mit zwei gesenkten Fackeln und mit Stundenglas. Inschrift : Memento mori. Die Darstellung der Welt im Leben und die Gegenüberstellung des Lebens mit der verwesten Wirklichkeitsgestalt ist das Leitmotiv einer weniger bekannten Totentanzhandschrift in Stuttgart : Nr. 87, welche aus sechs Bänden besteht. 1 2 Der Text, sowie die Bilder sind den Basler Totentänzen im XVIII Jahrhundert entlehnt worden. Kurz vor der Entstehung dieser Handschrift erschien 1744 Imhoffs deutsch-französische Ausgabe der Basler Totentänze. Es ist ein österreichisch-ungarischer Totentanz. Die Personen tragen die Trachten dieser Länder. Nach Grüneisen 1 3 und Massmann 1 4 hatte der 1 1 Victor Kirchner : Zeitschrift d. Vereins f. Volksk. 20, 1910. S. 61/6 und Joh. Bolte: ebenda 20, 1910. S. 319/21. Ein Neuruppiner christl. Warnungsbrief. 1860. Druck und Verlag v. F. W. Bergmann in Neu-Ruppin. 1 2 Hist. Fol. Nr. 87. Stadtbibliothek. 1 3 Kunstblatt ; Beil. vom Morgenblatt.1830. S. 101. ff. 1 4 Serap. 1841. S. 179. Anm. 2.