KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE II. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 5. (Budapest, 1944)

Zweiter Abschnitt: Romanische Weltanschauungs-elemente im Totentanz

d. h. wie 9:8"... Das ist also das Verhältnis zwischen den einzelnen, nebeinander stehenden Stufen der .Tonleiter" und — den Stufen der „Himmelsleiter"! — Nun fragen die Schüler, was die „Konsonanzen" seien. — Paphnutius antwortet : „Konsonanz nennt man der Töne lieblichen Zusammenklang". . , „Erfahret, dass bald 4, bald 5, bald 8 der Töne eine Konso­nanz umspannt". — Es gibt also drei Konso­nanzen : — „die erste nennt sich Quarte, gleich­sam „aus vieren", und das Verhältnis bestimmt die Zahl epitrita gleich 4 : 3. Die zweite nennt man Quinte, weil sie der Töne 5 umspannt und ihr Verhältnis gleicht der Zahl hemio'us, gleich 3 : 2. Die dritte endlich heisst Oktave, ihr Ver­hältnis ist wie 2:1, acht Töne liegen zwischen ihr". — Und nun folgt die schönste Stelle die­ser Darstellung der Weltanschauung Hrotsvithas ! — Die Schüler fragen : „Erklingen denn die Spären und die Planeten im Weltgesang, dass du mit Saiten sie vergleichen darfst ?" — Paph­nutius : „Die stärkste unter allen ist ihr Klang". — Schüler : „Und warum wird er nicht gehört ?" — Paphnutius : „Auf manche Art wird das er­klärt. Die einen sagen, weil er unablässig tönt, sei unser Ohr des Klanges so gewöhnt, dass er uns gar nicht zum Bewusstsein komme ; die andern legen es der allzudichten Luft zur Last : noch andre bringen vor, dass unser Ohr zu klein sei, den gewalt'gen Klang zu fassen ; auch gibt es welche, die da meinen, so süss und herrlich sei der Sphären Klang, dass alle Men­schen, wenn er ihnen hörbar würde, so Haus wie Hof und ihr Geschäft verliessen, um nur dem süssen Klange nachzufolgen vom Anfang bis zum Niedergang". . . Wenn man also im Mittelalter bestrebt war, an der mystisch-magi­schen Wirkung der Zahlenverhältnisse der Mu­siktöne in der Form eines „Zaubertanzes" teil­zuhnehmen, so trachtete man scheinbar, die „Sphärenmusik" hörbar zu machen, mit den Oh­ren zu fassen. Offenbarte sie sich den Tänzern, den Teilnehmern des magischen Zaubertanzes, so mussten sie ihrer Süssigkeit wegen sofort sterben, — wie dies auch von der mittelalter­lichen Kichhofs-Danse-Macabre" tatsächlich ei­nigemal berichtet wird . . . Diese magische Of­fenbarung der „Sphärenmusik" wurde dann freilich mit Recht „Todes-Tanz" genannt ! — Auch die Schüler das Paphnutius meinen, dass es wohl besser sei, die Sphärenmusik nicht zu hören, da dies der Wille des Schöpfers sei . . . Zum Abschluss meldet Paphnutius seinen Schü­lern auch etwas über die „Musik des Menschen"! Auch hier können wir den Hang zu einer sym­bolisierenden und mystisch-geheimnisvollen Er­klärung des Innenlebens der Menschheit bemer­ken. — Paphnutius sagt: „Nicht allein in dem Zusammenklang von Leib und Seele" offenbart sich die „Musik des Menschen", „noch in den Tönen unserer Kehle, den hohen und den tie­fen, nein, auch im Pulsschlag unsrer Adern und in dem Ebenmass der Glieder erscheint das einfache Verhältnis wieder, das ich an den Ak­korden euch gezeigt. Harmonisch sind die Fin­ger und gegliedert, das ist Musik, denn diesen Namen führt nicht allein der Töne, sondern al­ler ungleicher Dinge Harmonie ..." — Und diese ganze „neue Wissenschaft" der Schola­stik will Paphnutius ganz zum Lobe des Schöp­fers verwenden ... Im Laufe des Mittelalters hat man sie aber zu abergläubisch-magischen Zwecken misshandelt, — daher der grosse Wi­derwillen, mit dem die Kirche der „Danse-Ma­cabre" anfangs aus vollen Kräften entgegentrat, bis es dann jemandem einfiel, auch diesen Hang des Volkes nach Magie und Mystizis­mus in den Dienst der kirchlichen Morallehre zu stellen ! Der „musikalische Parallelismus" ist dann die Ursache, warum der Tanz im Volks­aberglauben übersinnliche Offenbarungen zu ver­mitteln imstande war. Die mittelalterliche Zahlenmystik hat also hohe Tra­ditionen und auch späte Ausläufer. 1 Johannes Bolle hat im 26-sten Jahrgang der Zeitschrift des Vereins für Volks­kunde 3 unter den kleinen Mitteilungen über den „Aber­gläubischen Gebrauch der magischen Zahlenquadrate" eine sehr interessante und gründliche Quellenschrift über dieses Thema veröffentlicht. Vor ollem berichtet er über einen aus der Schweiz stammenden Holzrahmen vom Jahre 1722, der sich in der Berliner Sammlung für deutsche Volkskunde befindet. Der Rahmen war für einen von der Seite her einzuschiebenden Kalender in Quartformat be­stimmt. Auf der oberen Leiste trägt der Rahmen die ln­schrif 17 HP 22, auf den drei übrigen Leisten den Spruch : Wer Got Fertrovt hat wol gebovt im Himel vnd avf Erden wer sih . . . Auf der Hinterwand wurde ein Zahlenquadrat eingeschnitten : 8 \ 6 3 5 7 4 9 Z Abb. 11. Ein magisches Zahlenquadrat. Holte erinnert daran, dass dieses V iereck auf die rechte Seite umgestellt (sodass die Zahlen 2. 7, 6 nach unten liegen) auch an einem 1603 errichteten Trägerbalken der Empore in der Kirche zu Sachsendorf in der Mark Bran­denburg zu sehen ist. 3 Auf diesem Quadrat sind die Zahlen 1—9 auf den sechs Feldern derartig angeordnet worden, dass die Summe der drei horizontalen und der drei vertikalen Zahlenreihen. ' S. Günther, Vermischte Untersuchungen zur Ge­schichte der mathematischen Wissenschaften. 1876, S. 188—270- Historische Studien über die magischen Qua­drate : W. Alliens, Mathematische Unterhaltungen und Spiele. 1901. S. 209-247; Magische Quadrate; W. Alliens, Die magischen Zahlenquadrate in der Ge­schichte des Aberglaubens ; Himmel und Erde 27, S. 281 — 297, 325—341. 1915; J. Tuchmann, La fascination : Mé­lusine 9, S. 37 ff., 133. 1898 ; H. Scheffer, Die magischen Figuren. 1822; H. Schubert. Mathematische Mussestun­den 1898, S: 158-186; Seligmann, Derböse Blick 1910. 2, S. 263-271; F. Liharzik. Das Quadrat die Grundlage oller Proportionalität in der Natur. 1865, S. 49 ; /. ß. Hel­lenbach. Die Magie der Zahlen als Grundlage aller Man­nigfaltigkeit. 1898, S. 56 ; F. Maack. Elias Artista redivi­vus. 1913. S. 160; A. Rivelli, I giuochi magici. Bologna 1885, S. 137; Andrews, Magic squares. Chicago 1905. 3 Berlin 1916, S. 306-313. 3 G. Mirow, Mitteilungen des Vereins für Heimat­kunde des Kreises in Müncheberg, Heft 4—5, 115. 1915.

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