KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE II. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 5. (Budapest, 1944)
Zweiter Abschnitt: Romanische Weltanschauungs-elemente im Totentanz
Band der Zeitschr. f. deut. Altertum i. J. 1869 S. 449—495 eingehend bespricht. Sextus Amarcius, der um 1066 in Speier schrieb, berichtet also über einen Fall, dass einzelne dieser Lieder tatsächlich gesungen wurden, noch dazu von Mimen ! „Die Cambridger Lieder" befinden sich in der Cambridger Handschrift Gg. 5. 35. Perg. cod. 1552. 1 Das Gedicht „De Littera Pythagorae", welches Jaffé S. 488—489 unter Nr. XXIV. bespricht und mitteilt, befindet sich in der Cambridger Hschr. auf. fol. 435a —435b. Hier werden jene Zahlverhältnisse der Planeten besungen, welche in der Weltanschauung des Mittelalters mit dem menschlichen Leben und dann auch mit den verschiedenen „Zaubertänzen" und magischen Zauberhandlungen in Verbindung gebracht wurden : 1. Vite dator, omnifactor deus, nature formator, mundi globum sub potenti claudens volubilem palmo, in factura sua spendet magnificus per evum. — Eine eventuelle Illustration dürfte hier Gott in den Wolken thronend und den Weltglobus in der Hand haltend darstellen. 2. Ipse multos Veritatem veteres necdum sequentes vestigando per sophie devia iusserat ire, improbabili errore parare nobis viam. 3. Inter quos subtilis per acumen mentis claruit Pitagoras ; metapsicosis quem iuxta famem Troie peremptum Euforbium 2 seculo rursus reddit, obscurosque rerum rite denuo vivum donat intellectus perspicaci perscrutari sensu animi. 4. Ergo vir hic prudens, die quodam ferri fabricam preteriens, pondere non equo sonoque diverso pulsare malleolos senserat, sicque tonorum quamlibet informem vim latere noscens, formám addidit, 3 per artem pulchram primus edidit. 5. Ad hanc simphonias tres subplendam istas fecit : diatesseron diapente diapason infra quaternarium, que pleniter armoniam sonant ; que sententia senis ponens solidum, rithmicam in se normulam mensurarumque utilem notitiam et siderum motus iussit continere, matente traden traderd et nomine suo vocavit. Also die Zahlverhältnisse des Weltalls, die Bewegung der Planeten und die Zahlverhältnisse der Musik dienen hier als Grundlagen des Menschlebens. Das Menschenleben, besonders der Weg der Jugend, wird weiter mit einem grossen Y verglichen. Der Lebensweg führt nach rechts oder nach links : Seligkeit oder Verdammung folgen nach dem irdischen Leben. Der Verfasser dieses Textes scheint die Entscheidung, ob der Mensch nach links oder nach 1 Catalogue of the manuscripts preserved in the library of the university of Cambridge t. III. p. 201—205. 2 Vgl. Ovid. Metern. XV. 161 ff. 3 Vgl. Macrobii commentarii in somnium Scipionis II. 1, 8 und Boethius instit. mus. I, 10. 4 Vgl. wie „plintespilon" auf dem Bilde im Evangeliar der Uta aus St. Emmeram ; vgl. auch Martianus Capelle : an aluid senis deieratio, qui trjV TEXQciöa non tacuit, confiletur nisi perfectae rationis numerum. Mart. L. II. 107. ed. Eyssenhardt S. 29. rechts im Tode schreiten muss, von der Planetenmusik abhängig machen zu wollen, — also ganz, wie der Illustrator des Evangeliars der Uta I 6. Y grecam, I de imis continentem sed fissam summotenus in ramosas binas partes, vite humane invenit ad similitudinem congruam. est nam sincera et simplex pueritia, que non facile noscitur, utrum vitiis an virtuti animum subicere velit, donee tandem iuventutis etas illud offeret nobis bivium .. . Planetenwissenschaft und Beschreibung der Lebensalter stehen also auch hier nebeneinander. In den Strophen 7—9 beschreibt der Dichter den breiten Weg der Sünde auf der einen Seite und den schmalen Weg der Tugend auf der anderen Seite, und bittet den Gekreuzigten, die Menschen auf dem letzteren Wege zu behalten. Die Zahlenverhältnisse entscheiden also auch hier, wie auf dem Bilde des Evangeliars der Uta, ob der Mensch vom Kreuze rechts oder links stehen werde. In der Cambridger Hschr. steht vor diesem Stück ein Gedicht mit dem Anfang „Magnus caesar " , 5 also ein Gedicht über die Nichtigkeit der Macht. Die Darstellung der musikalischen Zahlenmystik steht also schon im IX —X. Jahrhundert mit Nichtigkeitsbetrachtungen in Verbindung. Nach dem Texte über die Weltanschauung des Pythagoras folgt „Carmen Christo dictum" mit dem Anfang „0 pater optime". Jaffé veröffentlicht in seiner erwähnten Abhandlung über die Cambridger Lieder S. 489 unter Nr. XXV auch ein anderes Stück mit dem Titel „De Musica. ö Vor diesem Gedichte steht in der Hschr. ein Gedicht über die Auferstehung Christi mit dem Anfang „Hec est clara dies ..." Also nach dieser Darstellung des Sieges Christi über den Tod folgt das Gedicht über die vier musikalischen Konsonanzen, welche die sieben Planeten ebenso regieren, wie das ganze menschliche Leben. Diese Auffassung entspricht wieder derjenigen des Kreuzbildes im Evangeliar der Uta. Das Gedicht De Musica, welches vor einer Ode des Horaz steht' beginnt : „Rota modos arte personemus musica, quibus uti constans gratuletur anima ; ut a fabris clarus didicit Pithagoras, malleis cum quattuor deprendit consonantias. Septem planetarum fecit interstitia, quarum fit celestis musica ; numerorum normula. fert ut arithmetica, cunctis dans principia. rex mirandus, pantokrator nos reget per secula . . ." Wenn also die Zalverhältnisse das ganze menschliche Leben so tiefgehend regieren, so ist es selbstverständlich, wenn man auf dem Gebiete der volkstümlichen Bräuche und des Aberglaubens auch mit der Zahl jener Tage ein so merkwürdiges Spiel machte, in denen man die Rückkehr des Toten am dritten, fünften, 5 Müllenhoff —Scherer, a. a. 0. Nr. XXII, S. 31. 6 In der Hschr. fol. 441 v. 7 Anf. Miserarum est . . . Hör. Carm. III. 12.