KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE II. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 5. (Budapest, 1944)

Zweiter Abschnitt: Romanische Weltanschauungs-elemente im Totentanz

an, dass der Mönch (gemäss Psalm 118164) „sie­benmal am Tage" Gottes Lob singen soll. Das Gedicht von der Siebenzahl sagt : sieben sind die Bitten des Paternosters, sieben die Gaben des heiligen Geistes, 1 es gibt das Buch mit sieben Siegeln (in den Apokalypsen), Gott ruht am sie­benten Tage, es sind sieben Lebensalter, sieben Söhne Hiobs, zweimal sieben Dienstjahre Jakobs; die sieben Trompeten stürzen Jericho, sieben Augen sind in einem Steine bei Zacharias, sie­ben Wandelsterne (5 damals bekannte Planeten, Sonne, Mond) ruhen in Gottes Hand. Sieben Hörner hat das Lamm der Apokalypse, sieben Fasten tage zählen die Juden vor Pascha, alle sieben Jahre folgt in Israel ein Ruhejahr und nach siebenmal sieben Jahren das grosse Ruhe­und Festjahr. — „Die Zahl trügt nicht". 2 Ihre magischen Kräfte walten auch in Stereometrie und Astronomie. 6 Die Sonne bildet mit den Pla­neten eine Quaternio. 4 — Uberall sah man also das Walten der Zahl bestätigt." „Die Wunderkräfte aber, die man in dieser Welt allenthalben schaffen und weben spürte, gingen als böse und gute durcheinander. Sie reichten vom Himmel herab und wucherten von der Hölle herauf. Das Netz des Irdischen war durchwirkt von Gottes und Teufels Kräften. Weh dem, der das Wunderbare auffing, was aus der Welt des Bösen aufstieg, der schwarze Kunst trieb, die nichts anderes war als Teufelsmystik, die mit dem Unterirdischen, hexenhaft Sinnli­chen, den „unsauberen Geistern" verband ! Der Schwarzkünstler schändete nach Notkers Mei­nung das Göttliche. 5 „Heil bietet nur das Reich nicht von dieser Welt. So müssen die im Irdischen sich offen­barenden göttlichen Kräfte ergriffen werden, dass sie den Frommen von sich aus wieder ergreifen und hinanziehen. Statt Teufelsmystik Gottesmy­stik 1" So weit das Zitat aus dem erwähnten Werke Paul Th. Hoffmanns. Vergleichen wir das hier von ihm Gesagte mit jenen Elementen der Zahlenmystik, welche ich schon im ersten Band meiner GTT mehrmals eingehend und aus­führlich dargestellt hatte. Hoffmann hat hier schon ein Gedicht über die Siebenzahl erwähnt. Es ist das Gedicht, welches im Band III. 2 der National­literatur Kürschners S. 92 beschrieben und in den von K. Müllenhoff und W. Scherer veröffent­lichten „Denkmälern deutscher Poesie und Prosa aus dem VIII —XII. Jahrhundert" 1' mitgeteilt wird.' Noch ausführlicher, als dieses Gedicht, ist die Dichtung des Priesters Arnold „Von_der Sieben­1 Müllenhoff —Scherer, Denkmäler, Nr. XI, III. 2 1. 781. 31 iL 3 I. 779 ff. 4 I. 834, 8—10. 5 I. 35, 1: 35, 25. c Berlin. Weidmann. 1864. S. 132, Nr. XLIV. 7 Vgl. Ehnsmann, Geschichte der deutschen Litera­tur bis zum Ausgang des Mittelalters. 2. Teil. Die Mittel­hochdeutsche Literatur. I. Frühmittelhochdeutsche Zeit. München, C. H. Beck, 1922, S. 69-70. zahl zum Lobe des heiligen Geistes". 9 Dieses im bairischen Dialekt um 1130 geschriebene Werk beginnt mit dem Preis der Dreieinigkeit, des hl. Geistes und der erhabenen Zahl Sieben. Arnold preist die sieben Gaben des hl. Geistes und erwähnt auch die sieben Bitten im Vater­unser, sowie die sieben Siegel der Apokalypsen. Die Siebenzahl in der Astronomie steht mit einer Darstellung der sieben freien Künste und mit der Lehre von der mittelalterlichen Zeitrechnung im Zusammenhange. Arnold spricht von sieben Himmeln, sieben Sternen, sieben Sonnen, sieben Wochentagen, er schildert die sieben Mondpha­sen als die Symbole der sieben menschlichen Lebensalter, 1 0 — also auch beim Priester Arnold sind die Mondphasen im Zusammenhange mit den Stufen des Lebensrades ! Er verbindet die­ses Bild des Lebensrades nach dem Vorbilde der sieben Mondphasen sogar mit einer Schil­derung der zwölf Zeichen des Tierkreises und der sieben Planeten. Auch Bedas ..De temporum ratione" enthält die Zeitberechnung nach dem Mondlauf, in Verbindung mit den Himmels­zeichen und den sechs Weltaltern. 1 1 Auch Hra­banus Maurus bespricht in seinem „Liber de Computo" die Regeln der Sonne, des Mondes und gleich darauf die Lebensalter. 1 2 Himmels­erscheinungen, Zeitrechnung, Lebensalter und Weltalter sind auch in dem Werke „De imagine mundi" des Honorius Augustodunensis 1 3 Parallel­erscheinungen.' 4 Etienne de Bourbon (t 1261) schrieb auch ein Werk über die sieben Gaben des hl. Geistes (Liber de Septem donis Spiritus Sancti), in welchem er dann zugleich auch eine Sammlung verschiedenster Wundergeschichten des Mittelalters darbietet. Jene Sagen und Le­genden, aus denen sich später die „Gesamtle­gende" entwickelt hatte, stehen hier im Zusam­menhange mit der Zahlenmystik. Und diese Zahlenspekulation des Mittel­alters verherrlichte nicht nur die Siebenzahl, sondern auch die Achtheit. Auch dies ist ein altklassisches Erbe. Schon die 24 Runen der altgermanischen Schrift wurden nach drei „Acht­heiten" (nordisch „äettir") eingeteilt, denen man magische, zauberkräftige Wirkung beimass. Auch auf römischem und griechischem Boden hat man die 24 Zeichen des Alphabets gerade in jenen Gegenden, wo sich gotische und griechisch­römische Kultur berührten, nach „Achtheiten" (őyóoáóeg) eingeteilt und zu magischen Zwecken verwendet. 1 5 Der berühmte arabische Philosoph, Thebit, veröffentlichte ebenfalls ein Werk „De motu octavae sphaerae", l b aber diese Arbeit steht 8 Vgl. Ehrismann, daselbst, S. 70—74. 9 341 5—345 9 1 0 Mi'gne, Patr. iat. 90, 293-578. 1 1 Migne. Patr. Iat. 107, Sp. 669-728. 1 2 Buch II. 75 ff.; Migne, Patr. Iat. 172. Sp. 156 ff. 1 3 Vgl. das Gedicht des Priesters Arnold auch : Kür­schner, III. 2. S. 97-99. 1 4 Vgl. Unwerlh —Siebs, Gesch. d. deut. Lit. bis z. Mitte des XI. Jhs. Berlin 1920, S. 26. 1 5 Vgl. Nürnberg, Cent. VI. nr. 12a.

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