KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE II. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 5. (Budapest, 1944)

I. Die „Contemptus-Mundi"-Literatur

- 109 — unter sogar eins von demselben Petrus Da­miani ..Unter den Hymnen, welche Dreves in seinen Analecta Hymnica veröffentlicht, befindet sich eine lange Reihe von kleineren Contemp­tus-Mundi-Gedichten, welche mit unter auch schon in die Gruppe der „Standesgedichte" ge­hören sollten,' 2 aber zu einem Hugues de Mi­ramor und zu seinem Contemptus mundi, 3 zu Bengiovanni von Mantua, zu Hugo von St. Victor (De vanitate mundi) und zu den ande­ren Altmeistern der Betrachtungsliteratur (Jaco­bus de Vitry : Sermones ad status), wie der Dionysius Carthusiensis (mit seinem Werke „De quattuor hominum novissimis", Migne, Patr. lat. CLXXXV, Sp. 636), freilich nicht an Wert und Bedeutung emporreichen können. Doch möchte ich hier einzelne Zeugnisse dieser „Contemp­tus-Mundi-Kleinkunst" sogar wörtlich zitieren, denn sie bereiten nicht nur die Vadomorige­dichte, sondern auch die späteren Textkompi­lationen der „Gesamtlegende" vor. Vor allem möchte ich erwähnen, dass ne­ben dem Contemptus Mundi des Augustinus auch das von mir schon im ersten Band er­wähnte Gedicht von Anseimus von Canterbury 1 Vgl. das kleine Gedicht „0 miranda vanitas" mit 11 Strophen Dreves. Anal. hymn. XXXlll, 264: De Morte Rhythmus; teilweise auch in die Altercatio animae et corporis autgenommen : GTT Bd. I. S. 262. 2 Vgl. Dreves, Anal, hymnica XV. S. 247—248. Nr. 223: De Praelatis et Subdilis, aus dem XII—XIV. Jh. 16 Strophen ; vgl. Ein Gedicht über „A et 0" von Guiller­mus de Deguileuilla, Prior Carolilocensis, gest. nach 1358: Dreves, Anal, hymn. XLVllh S. 354-360. Nr. 359, Anfang „Si unquam reus valuit . . ." Schluss, 46. Strophe, „In hac terra incolatus . . ."; De brevitate huius vilae von Euge­nius III. Episcopus Toletanus t 658: cod. Paris. 8093 saec. VIII. A, cod. Paris. 2832. saec. IX. B, cod. Legionen. 8, saec. X. C und cod. Bruxellens. 8860—67, saec. X. D Dreves, Anal. hymn. L, S. 91, Nr. 74; De Morte aus dem Tropar. ms. Martialense saec. XII. Cod. Parisinen. 1139: Anfang „Deus, quam brevis est /Vita mortalium 1". .. Schluss „Intrans in gaudium / Lucralus de talento!" Dre­ves. Anal. hymn. XLV, S. 70. Nr. 89; im XLV1. Bd. Dre­ves, Analecta hymnica, S. 354, Nr. 312 befindet sich das Gedicht „De Vanitate Saeculi", Collect, ms. Voraviense, saec. XII/X1II. Cod. Voravien. 33/111: Anfang „Fistula dulce sonal . . ." Schluss „Fac miserans hominem pecca­tis ponere finem"; in demselben Band bei Dreves S. 356. Nr. 313: De Vanitate Mundi: „Quid in hac miseria . . ." fünf neunzeilige Strophen. Schluss „In momento perditur", Paris. Nouv. acqu. 1544, saec. XV.; weiter daselbst S. 357, Nr. 314 : De Vanitate Mundi, Collect, ms. Seitzense saec. XV. Cod. Roman. 602 / Varia 4, Anfang „Vanitatum vani­tas . . ." drei achtzeilige Strophen, Schluss „Qui est summe bonus"; vgl. daselbst S. 358, Nr. 315, Anf. „0 mortales, quid agitis", Schluss „Vivamus cum laetitia" in der vierten Strophe die Wendung „Ubi sunt mundi divites, / Qui ter­rena possidebant, / Ubi sunt et sapientes, / Qui scientia pollebant, / Ubi fortes et potentes, / Qui vi regna subiu­gabant ? / Certe ad finem tendentes . . . etc.; vgl. auch da­selbs! S. 383, Nr. 329 : De Divite et Lazaro. Cod. Oxonien. Canon. Miscell. 523, Anf. „0 tu, qui miseros spernis nec nutris egenos,". . . 22 Zeilen, Schluss „Non aliter, crede, poteris super aslra sedere"; in Dreves, Anal. hymn. Bd. XXXlll. S. 278-280, Nr. 252. Conflictus Mundi et Abre­nuntiantis.; in demselben Bande S. 266—7, Nr. 243: De Vanitate Mundi. Cod. Parisien. ol. Victorun. 15163, saec. XV. Anf. „Caecus ego sequens caecum . . ." Schluss „Qui­quid mali manet ibi / Cur ergo non dubitas?", zusammen 14 zehnzeilige Stiophen. 3 Rerun, a. a. 0. S. 64, vgl. Stammler, Die Toten­tänze des Mittelalters. München 1922, S. 12, 52, Anm. 14. von fast allen Schriftstellern auf dem Gebiete der Betrachtungsliteratur nachgeahmt wurde. 4 Bei Migne werden eigentlich zwei Contemptus­Gedichte dem hl. Anseimus zugeschrieben. Das erste Gedicht 5 mit dem Anfang „Quid deceat monachum..." und Schluss „0 certe felix pos­sessio, quaeque beatum / Sola fasit ! miserum caetera pondus habent" wurde in Distichen geschrieben, wie später das Vadomori. Es ist dies jenes Contemptus-mundi-Werk (es ist ziem­lich lang, in dem Migne-Band reicht es bis Sp. 706 !), welches man auch dem Philosophen, Theologen und Dichter Alexander NeckamJ depi Augustinerabt in Exeter, zuschreibt. Es spricht über die Pflichten des Mönchs, der schon infolge seiner Gelübde der Welt entsa­gen muss. Das Gedicht kann motivgeschicht­lich besonderes Interesse erwecken. Busse, Reue über die begangenen Sünden ist die stärkste Waffe gegen den Satan. Dieses irdische Leben ist eigentlich auch ein Kampf gegen Sünde und Versuchung, der Körper fällt bald der Verwe­sung zum Opfer und dann nützen einem die weltlichen Ehren und der Reichtum nichts. Cae­sar, Alexander, Babylon und Roma sind auch hier die typischen Beispiele für die Nichtigkeit der Macht, dem Aristoteles helfen seine Syllo­gismen ebenso wenig, wie im Vadomori dem Advokaten seine Beweisführungen. Dem Hypo­cras helfen seine Medizinen nicht, und Varro, der Philosoph, kommt in den Tartarus, wäh­rend Petrus, der einfache Fischer, in den Him­mel getragen wird. — Das zweite Gedicht, wel­ches der erwähnte Migne-Band ebenfalls dem Anseimus zuschreibt, ' enthält jene Stelle, jene schöne Beschreibung des Gisant-Typ-Rades, welche ich schon im ersten Band meiner GTT S. 61 zitiert hatte. Es schildert hier der unbe­kannte Dichter den Tod des Stolzen und be­hauptet, dass das Leben nur ein dahinsausender Wind sei, oder ein Fluss, der in seinem Fluss­bett unwiderruflich dem Meere zu dahinfliesst. Sehr häufig werden in mittelalterlichen Betrachtungs­werken jene Worte zitiert, welche der hländer Columban i. J. 610 in seiner dritten Epistel aufzeichnet: 0 tu vita, quantos decepisti, quantos seduxisti, quantos excoecasti I quae dum fugis nihil es, dum videris umbra es, dum ex­altaris fumus es, quae quotidie fugis, et quotidie venis, quae veniendo fugis, et fugiendo venis ; dissimilis eventu, similis ortu, dissimilis luxu, similis fluxu, dulcis stultis, amara sapientibus. Qui te amanl, non te sciunt, et qui contemnunt, ipsi te diligunt". Es ist dies derselbe Columban d. Heilige, dessen Contemptus-Gedichl mit dem Titel ..De Vanitate et Miseria Vitae Mortalis" Dreves in seinen „Analecta hymnica medii aevi" Band LI S. 352—356 unter Nr. 259 veröffentlicht. 8 Nach Dreves ist das Gedicht im 4 Vgl. Migne. Patr. lat. CLVI11. Sp. 705—707 ; da­selbst zwei Gedichte mit dem Titel De contemptu mundi. 6 Migne. a. a. 0. S. 687. 6 Geb. 1157, ca. 1180 Prof. in Paris und in Duns­table ; t 1215. 7 Vgl. Migne, Patr. lat. CLV1II, Sp. 705-707; An­fang „Quid probitas. quid nobilitas, nisi mors anima­rum ? . . ." 8 Vgl. Thesauri hymnologici hymnarium. Die Hym. nen des Thesaurus hymnologicus : H. A. Daniels. Leipz­0. R. Reisland. 1908. 2. Teil : Hymnodiu Hiberno-Celtica saec. V —IX.

Next

/
Oldalképek
Tartalom