KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE I. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 1. (Budapest, 1936)

ZWEITER TEIL. Entstehungsgeschichte der Grundmotive des Totentanzes

Geld. Diese gekrönte Gestalt beweist, dass auch das Lebensrad im eigentlichen Sinne ein Glücks­rad ist, da es aus ihm entstand. Schon auf einer antiken Mosaik aus Pom­peji im Nationalmuseum zu Neapel (Inven­tarnummer 109982. Alinari : Nr. 12059.) hat der Gisant-Typ zum Lebensrad einige Beziehung. Während die Seele, ein Schmetterling, am Hö­hepunkt eines aus sechs Speichen bestehenden Rades schwebt, erscheint auf den Schmetterling gestützt der menschliche Körper in der Form eines Totenschädels. Das Rad wird also zum Symbol des Lebens. Seele und Leib haben am Höhepunkt einen unsicheren Stand. Dass ihr baldiger Sturz eine für jeden Menschen gleich gültige Regel sei, das wird über dem Schädel in der Form einer Libelle zum Ausdruck ge­bracht (Taf I. Fig. 1.). War das Gisant-Typ-Rad (röm. Terrakotta­Lampe) für die Entstehung der Everymange­stalt wichtig, so ist das Lebensrad für die Ent­wicklung der Everyman-Todesgestalt bedeu­tend, wie das in der Ikonographie des Todes eindringlicher erörtert wird. Durch diese Verbindung des „Gisant-Typ"­Rades mit dem Zeitrad einerseits und mit der Everyman-Todesgestalt andererseits, fand das „Lebensrad" nach dem Beispiel des 438. Kap. des Malerbuches von Athos grosse Verbrei­tung. Eines der bedeutendsten Exemplare ist eine französische Federzeichnung, die samt zwei Pergamentrollen von derselben Hand' aufgefunden wurde und ca. 1400 entstand. 2 Überschrift: „La Roe de Mere Natur Sa Ceste Pourtraiture." 3 Dieses „Rad der Mutter Natur" ist das „Lebensrad". Das natürliche Wachstum ist ein Steigen der Entwicklung und ein Sinken der Vernichtung. Dieses Lebensrad ist zwar auch schon mit der Everyman-Todes-Gestalt vereinigt worden, trotzdem ist seine Darstel­lungsweise ein Beweis für seine Entstehung aus dem „Zeitrad." Aus dem dreifachen Kreis der Welt, der Zeit und der Lebensalter im Maler­buch von Athos wird in dieser französischen Zeichnung nur ein einfacher Kreis, der Kreis der Lebensalter. Die Welt (hier „die Natur") und die Zeit werden als je eine personifizierte Gestalt ausser dem Rade aufgestellt. Die „Mut ter Natur", eine bis auf den Gürtel nackte Frauenfigur, steht unter dem Rade und hält es auf den Schultern. Die Natur dreht hier das Rad (wie die Fortuna das Glücksrad), auf dem sich die verschiedenen Alter der Menschheit festklammern. Bei jedem Vertreter eines Lebens­alters steht auf einem Schriftband eine Stun­denzahl. Die Stunden, die einzelnen Teile des 1 A). Stammbaum Christi ; B). Genealogie der Päp­ste, Kaiser, französisch-englischen Könige bis zum Jahre 1399 = Vadomori-Reihe ! 2 R. Forrer : Unedierte Miniaturen, Federzeichnungen und Initialen des Mittelalters. II. Bd. Strassburg i. E. 1907. Taf. LX. S. 15-16. 3 La roue de mere nature ca c'est pourtraiture : s. Taf. VI. Fig. 3. Tages, werden mit den Lebensaltern verglichen, was ebenfalls auf die Reminiszenzen des Zeit­rades zurückzuführen ist. Die Aufschrift bei der Mutter Natur : „Generation". Am Höhepunkt des Rades steht aber die Zeit, ein siegreiches Weib mit drei Gesichtern : „Passe, Pitt, Futur", d. h. die Vergangenheit, Gegenwart und Zu­kunft. Ihre vier Flügel sind die Jahreszeiten : Pritamps, Este, Autüpne, Hiver," der Frühling, Sommer, Herbst und Winter. In den Federreihen stehen die 12 Monatsnamen eingeschrieben. Es ist eine vereinigte Variation des Zeit- und Lebens­rades von Athos. Von links unten steigen die Lebensalter hinauf und fallen rechts wieder hinunter. Die Reihe beginnt mit dem nackten Kinde, mit der Reminiszenz des Gisant-Typ­Rades : „Heure de prime" : (Die einzelnen Alter werden vom Dichter angesprochen :) 1. „Petit enfant pourquoy tant pleures De vie qnt tu prens les heures". 2. Spielender Knabe mit Windrädchen : „Enfant en quoy te esiois tu En quoy tesbas qui es batus." 3. Reichgekleideter Jüngling mit Krone (Remi­niszenz des Glücksrades) : „Heure de tierche". „0 tu fleur belle et o tu fain Qui te fait estre tant sevrain." 4. Junger Mann mit einem Falken am Arm (die Belustigungen der Jagd liebend, wie in der Legende der drei Lebenden und drei To­ten) : „jour-heure de midy". „Pourquoy vas ainsy foursenant Qui vains au vains vas assenant." 5. Reifer Mann auf dem Höhepunkt des Rades, seines Glückes, vor der Gestalt der „Zeit" sit­zend : „Heure de none". Die Zeit schüttet mit beiden Händen aus je einer Schale (links) „den Tag", „jour", (rechts) und „die Nacht", „nuit" auf das Rad. „Tu qui es monte au plus hault On est enveux dire te fault." 6. Alter Mann : „heure de vespres". „Or di moy par ta consience Viellart quel chose est science." 7. Greis mit Kutte und Schnappsack fällt vom Rad: „heure de complie". „Decrepit en vraijes paroles Dy moy de toy que tu parolles." 8. Der Tod zieht den Greis mit der Hacke vom Rad : Corruption. „Heure de matines". „Di moy mort jasoir ce que enuis Quelz gages tu receus des vis". Am Rand des Blattes findet sich der Text : Attende homo quod mortis meditatio est [ffrenum hominem refrenans ne discurat per latitudines cupi­[ditatum mundy.

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