KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE I. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 1. (Budapest, 1936)
ZWEITER TEIL. Entstehungsgeschichte der Grundmotive des Totentanzes
- 64 haec secum volvens atque assidue considerans, mortisque memóriám identidem animo repetens, ac deinceps in doloribus animique consternalione vivens, atque in perpetuo moerore degens. Atque apud se dicebat : Ergone mors me aliquando corripiet ? Et quisnam erit, qui mei post mortem meminerit, cum tempus omnia oblivione contriverit ? Num praeterea morte functus in nihilum dissolvar : an contra, altera quaedam vita est, et alter mundus? Haec et his similia perpetuo cogitans, pallore conficiebatur. Praesente tarnen patre, si quando ad eum veniret, hilarem ac moerore vacuum animum prae se ferebat, quo scilicet ea quae cogitabat ad ipsius cognitionem venire nollet ... Die soeben mitgeteilte Episode der Barlaam und Josaphat-Legende beweist motivgeschichtlich, dass das Lebensrad, als Grundlage des Everyman-Begriffes und aufgebaut aus einer Erweiterung der Gegenüberstellung eines Lebenden und Toten, zu den echtesten orientalischen Vorstellungen zu rechnen ist. Insofern die neueste Forschung den richtigen Weg der Entwicklungsgeschichte dieser Legende gefunden haben soll, ist mit einiger Sicherheit feststellbar, dass der ursprünglichste Kern der Bekehrung des indischen Königssohnes Joasaph 1 durch den christlichen Einsiedler Barlaam 2 in der Jugendgeschichte des Prinzen Siddhärtha (f 543. v. Chr.) zu suchen ist. 3 Nach der Lalitavistära muss dieser Prinz, bei dessen Geburt seine einstmalige Grösse ebenso vorausgesagt wird, wie bei der Geburt Josaphats und dem die Erkenntnis der Beschwerden und Gefahren des irdischen Lebens ebenso von seinem Vater versagt wird, wie dem indischen Königssohn der europäischen Legendenvariation, durch einen Zufall einen Alten, einen Kranken, einen Toten und einen Bettelmöch sehen, um auf diese Weise zur Einsicht der Nichtigkeit der Freuden des Lebens geführt zum „Erleuchteten" heranzuwachsen, der unter dem Namen Buddha, der Gründer der buddhistischen Religion wurde. Eine nordbuddhistische Bearbeitung dieser Legende soll durch eine in Zentralasien, in Pehlevi verfasste manichäische Version (welche aber bisher noch nicht aufgefunden wurde) ihre erstaunliche Verbreitung gefunden haben. Durch Vermittlung arabischer Bearbeitungen liess der erste, wahrscheinlich syrisch-christliche Text, sowie das griechische Original den in Joasaph verwandelten Buddha auch nach seiner Bekehrung als einen für das Wohl seines Volkes besorgten und tätigen König in der Welt weiterwirken, während sich Buddha in der buddhistischen Legende nur deswegen von der Welt 1 wie er in dem erst durch Handschriften des XI. Jahrhunderts belegbaren griechischen Original heisst. 2 erst im griechischen Original so genannt, dessen Verfasser den ursprünglicheren Namen, Balanhar, mit dem Namen eines historisch bekannten syrischen Einsiedlers, Barlaam, ersetzt hat. 3 vgl F. Liebrecht im 2. Bd. des „Jahrb. f. roman. Literat." 1862 ; A. v. Le Coq. Die buddhist. Spätantike in Mittelasien. 2. Teil, die manichäischen Miniaturen, 1923 ; die erste Ausgabe des griech. Originals durch J. F. Boissonade ; Anecdota Graeca. Bd. 4. 1832. zurückzieht, weil er schon in diesem Leben die höchste Vollkommenheit erreichen möchte, da nach der orientalisch-heidnischen Lehre der Seelenwanderung die unvollkommene Seele zur weiteren „Erläuterung" ins Leben zurückkehren muss und Buddha durch seine vollkommene Lebensreinheit nicht mehr in dieses Jammertal zurückzukehren und sein Leben für seine Person durch seinen Tod völlig zu beenden entschlossen ist... Die ältesten Handschriften der lateinischen Ubersetzung des griechischen Originals stammen aus dem 12. Jahrhundert, währenddessen es nicht unmöglich sei, dass der Verfasser der christianisierten Legendenfassung entweder der hl. Johannes Damascenus (geb. um 700 in Damaskus und t 754 im Kloster Saba bei Jerusalem) oder ein anderer Mönch desselben Klosters, namens Johannes (noch in der 1. H. des VII. Jahrhs) gewesen sei. Er war sicher ein in der altchristlichen theologischen Literatur sehr bewanderter Mann, da er doch in die Geschichte Barlaams und Josaphats die dem II. Jahrhundert angehörige Apologie des Philosophen Aristides von Athen verflochten hat. (Vita B. et J. cap. 26—27.) Jener Teil der Legende, in welchem der Verfasser über die Pflichten der Fürsten schreibt, erinnert an den unter Justinian I. verfassten Königsspiegel des Agapetos. 4 Der Hinweis auf die Ähnlichkeit der Vision, durch welche Buddha und Josaphat bekehrt werden, genügt, um mit Bestimmtheit feststellen zu können, dass sobald eine unmittelbare, textliche Tradition zwischen der Buddha-Legende vom König Kapilavastu und seinem Sohn, Buddha und der Josaphat-Lebensgeschichte vom König Abenner und seinem Sohn, Josaphat, fortbesteht, der orientalische Ursprung des Lebensrades als eine unwiderlegbare Tatsache erklärt werden kann. Das Erscheinen der beiden Kranken und des Greises vor Josaphat kann im Vergleich mit der Buddha-Legende nur als ein Bruchstück des ursprünglich vollständigen Lebensrades betrachtet werden. In der originalen Form der Vision erscheinen vor Buddha drei Stadien des Menschenlebens, d. h. drei Stufen des Lebensrades : der Kranke, das Greisenalter und ein Toter. Aber auch in der lateinischen Version der Legende bleibt die Gegenüberstellung des Lebenden und Toten als Schlussstein des Lebensrades nicht völlig weg. Unter den Parabeln des hl. Barlaam, in dessen Gestalt der Bettelmönch Buddhas verwandelt wurde, ist von einem König die Rede, der wegen seiner übergrossen und ehrfurchtsvollen Armenpflege von seinem Hofstaat missverstanden wird und den ein naher Verwandter darauf aufmerksam macht, die Würde der königlichen Krone nicht der übertriebenen Verehrung der Armen preiszugeben. Die Weise, wie der König seinen 4 K. Krumbacher : Gesch. d. byzantinischen Literatur von Justinian bis zum Ende des oström. Reiches, 527—1453. München 1897 2. S. 886-891 ; vgl. §. 190.