KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE I. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 1. (Budapest, 1936)

DRITTER TEIL. Entwicklung der Todes-Tanz- und Toten-Tanz-Motive in der lehrhaften Dichtung des Mittel-alters und in den Urtypen der Todes- und Toten-Legenden - ZWEITER ABSCHNITT. Grundformen der Todes- und Toten-Legenden

-333 fol. 120 des Brit. Mus. (Ende des XV. Jahrhun­derts ; Storck : Nr. 143) werden Papst, Kaiser und König vom Toten überfallen, der mit einem Spiess bewaffnet ist. In der Kreuzkapelle der St. Martin-Hauptkirche in Zant-Bommel (Prov. Gelderland, Holland ; Storck : Nr. 132 ; XV. Jh.) wird auf dem Legendenbilde auch die Bekeh­rungsgeschichte Everymans verbildlicht. Im Hin­tergrund ist eine Burg sichtbar, die ein Wan­derer oder Pilger erreichen will. Die Burg ist die „Ecclesia" und der Wanderer ist der bekehrte Everyman. Seine drei Gesellen werden von den drei Toten überrascht. In der Münchener Hand­schrift des XV. Jahrhunderts Clm. 14053 (fol. 143v —146v) sind die drei Lebenden Personi­fikationen der Nichtigkeit der Weltmacht (ein König, „Vana potentia mundi"), der Nichtigkeit der Schönheit (eine Königin, die sich im Spie­gel beschaut ; „Vana pulchritudo mundi") und der Nichtigkeit der weltlichen Weisheit (ein Jurist ; „Vana scientia mundi"). Dem sterben­den Eremiten (Everyman), dessen Seele in der Gestalt eines Kindes ein Engel in den Armen hält (Ars-moriendi-Bilder), erscheinen die drei Lebenden in Vision. Sie rühmen sich ihrer un­überwindlichen Weltmacht, ihrer unübertreffli­chen Schönheit und Weisheit. Aber es erschei­nen drei Tote, ein toter König, eine tote Kö­nigin und ein toter Jurist, die Personifikationen der Vergänglichkeit der Macht, Schönheit und Weisheit. Diese Bilder der „Visio Heremitae" sind Illustrationen der von Rodericus Zamoren­sis veröffentlichten lateinischen Übersetzung des Pariser Totentanzes von Pierre Desrey (vgl. Taf. VIII. Fig. 13—16). Die Basler Legendenform wird im XVI. Jahrhundert im sog. „Breviárium Gri­mani" mit dem Everyman-Geschehnis vereinigt (Bibl. Marciana ; fol. 449v : Storck : Nr. 139 ; vgl. die Taf. im D. M.-Bd.). Während der Reiche sich am Sterbebette bekehrt, werden seine drei sündhaften Gesellen, die im mittleren Bilde die Erbschaft noch im Leben des Reichen unter sich geteilt haben, am unteren Rand des Bildes von drei Toten im Kirchhof getötet. Ebenfalls in das XVI Jahrhundert verweist uns das Legenden­bild der Totenkapelle in Briey (bei Metz ; Storck : Nr. 24), auf dem statt eines Toten der Teufel erscheint. Er ist gekrönt und hält — wie „der Tod" — eine Sense in der Hand. Auf der einen Seite eines Altars stehen die drei Lebenden, ein Ritter, ein Mönch und ein Soldat. Auf der an­deren Seite neben dem Kirchhofskreuz stehen zwei Tote und ein Teufel, der „Teufelstod". Während in Clusone die drei Toten an der Stelle des Subiacoer Todes auftreten (vgl. die entspr. Taf. im D. M.-Bd.), wird in einem unter italienischem Einfluss illustrierten Wolfen­bütteler Missale (Herzogl. Bibl. A. Aug. fol. Per­gmt. Heinemanns Katalog. 2. Abf. I. p. 3*. S. 169; Storck : Nr. 68) die Subiacoer Legendenform wiederholt. Die Legendenszenen befinden sich in der Einrahmung eines Bildes vom Jüngsten Gericht. Am unteren Rand treffen drei Lebende drei offene Särge, in denen drei Tote liegen. Rechts wird ein Eremit, der in einem Sarge liegt, von drei Eremiten begraben (Everymans Tod). Auf der anderen Seite werden ein Greis, ein Rilter und zwei Jünglinge von dem Tod getötet (Everymans untreue Freunde ; XVI. Jahrhundert). Auch über die Darstellung in Clusone ge­denken wir in dem schon angemeldeten Werke über die Danse Macabre Dichtungen eingehen­der zu dissertieren. Die hier aufgezählten und beschriebenen Illustrationen der Legende von den drei Leben­den und den _ drei Toten genügen, um einen einheitlichen Überblick der Geschichte dieser Legende zu gewinnen. Der Grundstock der Legende von den drei Lebenden und den drei Toten ist der Jammer­rufmonolog des im Grabe liegenden einen To­ten. Der Entwicklungsweg führt dann durch die Vermittlung des dreiteiligen Gisant-Typ-Rades und durch das Dazwischentreten der Hierony­mus-Legende zur Dreizahl der Lebenden und Toten. Da sich einer der drei Lebenden bekehrt, während seine Kameraden nicht, ist die Brücke zur Verbindung mit dem Everyman-Geschehnis der arab. Freundschaftsprobe geschaffen. Wäh­rend die drei Lebenden und Toten zu Personi­fikationen der drei „Eitelkeiten" und „Nichtig­keiten" werden, ist unter dem Einfluss der Hiero­nymus-Legende und der Altercatio ein Hervor­dringen des Jenseitsberichtes und ein Zurück­greifen auf die Makarius-Gestalt und auf die Ars-moriendi-Szenen bemerkbar. Wir befinden uns knapp vor dem Zeitpunkt der Entstehung der „Gesamtlegende" (Mitte des XIV. Jhs.).

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