KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE I. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 1. (Budapest, 1936)

DRITTER TEIL. Entwicklung der Todes-Tanz- und Toten-Tanz-Motive in der lehrhaften Dichtung des Mittel-alters und in den Urtypen der Todes- und Toten-Legenden - ZWEITER ABSCHNITT. Grundformen der Todes- und Toten-Legenden

Monographie ausreichend, alle jene Visionen aufzuzeichnen, welche die in Grabdenkmälern wohnenden Heiligen betrachtet haben sollen. Umsonst haben sich die Kirchenväter übrigens beeifert, mit einem Hinweis auf die Parabel vom Reichen und armen Lazarus die Unmöglichkeit der Rückkehr der Seele von der Überwelt klar zu beleuchten, die kirchliche Belletristik formte trotzdem die wundervollsten Visionsgeschichten unermüdlich weiter. 1 In der Studie De cura pro mortuis gerenda 2 beschreibt der hl. Augustinus nicht nur die Vision eines gewissen Curma oder Curina (Kap. XI —XII.), dem sich der nahe Tod eines Menschen offenbart, sondern untersucht die Frage im allgemeinen, ob die Toten den Lebenden in Vision erscheinen, ob sie den Le­benden beistehen, sich mit irdischen Sachen beschäftigen können (Kap. X —XIII, XV, XVI). Indem der hl. Augustinus hierauf den Sinn der Parabel vom Reichen und armen Lazarus ent­faltet, kommt er auf eine verneinende Antwort : Die Toten werden nicht zu den Lebenden ge­schickt, da die Lebenden ja nicht einmal den Propheten Glauben geschenkt haben, wie wür­den sie dem Zeugnis eines Toten Folge leisten ? (Kap. XIV.) Die Erörterungen eines Theologen fanden aber weniger Verbreitung, als die Legenden selbst. Man kann der Bemerkung des Bischofs Palladius von Helenopolis (t 431) beistimmen, der im 17. Kap. der História Lausiaca über ein Wunder des hl. Makarius des Ägypters bemerkt : „Und dies Gerücht (das Gerücht von seinem Wunder) griff weit um sich in der Wüste". In diesem Kapitel wird übrigens dem hl. Makarius d. Ägypter ein ähnliches Wunder zugeschrieben, wie in dem Pseudo-Cyrillus-Brief dem hl. Hie­ronymus bzw. Eusebius. 8 „Es ging das Gerücht, er (Makarius der Ägypter) habe einen Toten auferweckt, um einen Irrlehrer zu widerlegen, der die Auferstehung des Fleisches leugnete Und dies Gerücht griff weit um sich in der Wüste" . Ob sich Palladius dessen bewusst war, dass er damit ein ebenso verbreitetes Motiv der Apo­kryphliteratur niederschrieb, wie es auch die Szenen der Ars-Moriendi-Bücher einst waren ? In der apokryphen Apokalypse des Petrus, welche wahrscheinlich in der 1. Hälfte des II. Jahrhunderts in jüdisch-christlichen Kreisen Ägyp­tens entstand und — besonders was die Vision von Himmel und Hölle anbelangt — griechisch­orphische Vorstellungen entlehnt, 4 Iässt auf den 1 z. B. vgl. die erweiterte Form der Parabel vom Reichen und armen Lazarus im Buch II. Kap. 24 der Schrift des hl. Irenaus von Lyon „Gegen die Häresien" ; Bibl. d. Kirchenv. Irenäus Bd. 1. S. 169 2 Migne, Patr. lat. XL. Sp. 591 ff. 3 Bibl. d. Kirchenv. : Griech. Liturgien, Palladius, Gerontius ; übers, v. St. Krottenthaler, 1912. München. S. 33 ff. bzw. 347 ff., d. h. S. 35, bzw. 349. 4 Hilgenfeld. Nov. Test, extra can. rec. IV. S. 71—74; ed. U. Bouriant, Mém. publ. par les membres de la Mis­sion Archéol. Francaise au Caire, torn. IX. fasc. 1, 1892 samt dem Petrusevangelium veröffentlicht ; vgl. Harnack, Bruchstück des Evangeliums und der Apokalypse des Pe­trus. 1893 s in : Texte u. Untersuchungen IX, 2. Heft ; A. Die­Wunsch der Apostel durch Christus die Seelen von zwei Gerechten heraufbeschwören, damit diese darüber verhört werden können, ob die See­le eines Gerechten sofort nach dem Tode ihren e­wigen Lohn bekommt und ob auch die Sünder ih­re Strafen mit dem Eintritt des Todes sofort begin­nen. Es folge hier der Text von Atzberger nach Harnacks Zählung zitiert 6 (in der Überset­zung Dieterichs): Verse 5—20, 21—34. „Die zwölf Jünger gingen mit dem Herrn und baten, er möchte uns einen von unsern gerechten Brü­dern, die aus der Welt gegangen, zeigen, da­mit wir schauen könnten, welcher Gestalt sie (schon jetzt unmittelbar nach dem Tode) sind, dass wir getrost würden und Trost geben könn­ten, die es von uns hörten. Und indem wir noch bitten, erscheinen plötzlich zwei Männer und stehen vor dem Herrn. Auf die vermochten wir nicht geradeaus zu sehen, denn es ging von ihrem Antlitz aus ein Strahl wie von der Sonne, und leuchtend war ihr Gewand . . . kein Mund kann erzählen die Schönheit, die von ihrem An­gesichte ausging". Die beiden Toten werden als volle Fleischfiguren dargestellt, mit lockigem Haar und rot-weiss gefärbten, leuchtenden Ge­wändern. Sie könnten auch nicht in der Gestalt von Skeletten auftreten, da sie doch Selige und keine Verdammten sind. Auf die Frage der er­schrockenen Apostel gibt Christus die beiden Männer als die Seelen von verstorbenen ge­rechten Brüdern zu erkennen. Der Erzähler er­kundigt sich bei ihnen, wo die Gerechten in der Überwelt wohnten und es wird ihm die von Glanz durchleuchtete Wohnstätte der Seli­gen auf einem weiten Ort ausserhalb dieser Welt gezeigt. Dem Reiche der Seligen gegenüber be­findet sich der finstere Ort der Strafe. Sogar die Qualen der einzelnen Sünder werden in phan­tastischer Art verbildlicht. Die Tendenz der Petrus-Apokalypse ist nur scheinbar von jener des dritten Pseudo-Briefes abweichend. Christus lässt nämlich die Seelen der beiden Gerechten erscheinen, um die Jünger und alle jene, denen sie den Vorfall erzählen würden, zu „trösten". Aber die Bilder von den Strafen der Hölle mussten doch auch hier dem Sünder einen Schreck einflössen. Auch Eusebius und Cyrillus werden in der Hieronymuslegende durch die Erweckung der drei Jünglinge getrö­stet, da sich ihre Jenseitsanschauung bewahr­heitet. Die Menge der Anhänger der griechischen Sekte aber erfasst infolge des Jenseitsberichtes der Erwachten blinder Schrecken. Die Höhle zu Bethlehem, in welcher drei Jünglinge erwachen und über das Schicksal der Toten berichten, mag wohl auch ein uraltes Vorbild in der Höhle Celion (nach anderen Va­riationen Mochlos, Anchilon) bei Ephesus ha­ben. Als nämlich nach dem Bericht einer alten terich, Nekyia. Beiträge zur Erklärung der neuentdeckten Petrusapokalypse, 1893; Luke Rivington, The primitive Church and the See of St. Peter, 1894. 5 Atzberger, Leonhard : Gesch. d. christl. Eschato­logie innerh. d. vornicän. Zeit. Freib. i. Br. 1896, S. 182—184.

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