KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE I. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 1. (Budapest, 1936)

DRITTER TEIL. Entwicklung der Todes-Tanz- und Toten-Tanz-Motive in der lehrhaften Dichtung des Mittel-alters und in den Urtypen der Todes- und Toten-Legenden - ZWEITER ABSCHNITT. Grundformen der Todes- und Toten-Legenden

Empfehlungsbriefen im Bethlehemer Kloster des hl. Hieronymus Aufnahme fand und auch beim Gottes­dienst als Diakon funktionierte. Hier machte er wie­der den Versuch, eine aus Rom stammende Nonne zu entführen. Während des Gottesdienstes in der Geburtskirche überbrachte er ihr seine Liebesbriefe und nachts trieb er sich vor den Fenstern des Klosters der St. Paula herum, wo sie ihre gegenseitigen Mittei­lungen einander mit der Hilfe eines Strickes über­wiesen. Der Fluchtplan, zu dessen Ausführung schon die Leitern besorgt, der Reisetag festgesetzt und das Schiff bestimmt waren, wurde aber vom Pförtner der Geburtskirche entlarvt. Hieronymus gelangten auch die Liebesbriefe in die Hand und Sabinianus flüchtete sich nach Jerusalem. Da er nicht ge­neigt war, Busse zu tun, überhäufte er Hieronymus mit Schmähungen, welche aber dieser in einem recht unbarmherzigen Brief dem Flüchtling ordentlich heim­gezahlt hat. 1 Aber allein diese Geschichte des wirk­lichen Sabinianus macht es noch immer nicht er­klärbar, warum er in dem Pseudo-Brief zu jener Rolle kam, die zwei Willen Christi gegen Cyrillus und Hieronymus zu verteidigen. Ich bin geneigt, die Meinung zu vertreten, dass es zur Zeit der Brief­fälschung oder knapp vorher tatsächlich irgendeinen Philosophen oder Theologen gleichen oder ähnli­chen Namens gab, dessen tragischer Tod zur Zeit des Pseudo-Cyrillus viel über sich sprechen liess. Im XIII. Jahrhundert, also knapp vor der erst wei­ter unten durch unsere Beweisführung feststellbaren Entstehungszeit der falschen Briefe, wird als letzter Philosoph des spanischen Islams Abdalhaqq ihn S a b'i n bekannt, ein Spross einer gotischen Fami­lie in Murcia, ein Mystiker und auch Stifter eines Ordens. In Ceuta „erhielt er von Almohaden Abdal­wähid den Auftrag, philosophische Fragen zu beant­worten, welche der Hohenstaufe Kaiser Friedrich von Sizilien aus an die dortigen Gelehrten gerich­tet hatte". 2 Er genoss hohes Ansehen, wanderte auch nach Osten. Besonders sein Tod erregte gros­ses Aufsehen, da er sich i. J. 668 d. Hidjra, d. h. i. J. 1269 in Mekka durch Eröffnung der Pulsadern das Leben nahm. 3 In der Einleitung zur Übersetzung der griech. Regeln des hl. Pachomius erwähnt der hl. Hiero­nymus, dass er das Original von einem Freund, S i 1 v a n u s, erhielt, der es nach Alexandrien ge­schickt bekam, um eine Übersetzung zu besorgen. 4 Dies wäre also der Prototyp jenes Silvanus, der nach dem IV. und V. Kapitel des Pseudo-Cyrillus-Briefes Erzbischof von Nazareth gewesen sei. Darin wurde der Briefschreiber wieder als ein Lügner befunden, denn zurZeit des hl. Hieronymus war Nazareth noch kein Erzbistum. Die Basilika von Nazareth wurde von der Mutter des Kaisers Konstantin, von der hl. Helena, über dem Hause der Verkündigung erho­ben. 5 Zur Zeit des hl. Hieronymus war noch eine andere Kirche vorhanden, am Orte, wo der Herr aufwuchs. Die Pilger wurden von Arabern viel miss­handelt und erst nachdem die christi. Kreuzfahrer i. J. 1100 auch Nazareth eroberten und die Basilika von Tankred reiche Geschenke bekam, wurde sie 1 vgl. ep. 147, alias 48, ed. Vallarsi, I. 1078 ff. ; Migne, Patr. lat. XXII. Sp. 1195 ff.; sicher nach 389, viel­leicht gegen 410 geschrieben. 2 C. Brockelmann, Gesch. d. arab. Lit. S. 185. 3 Uber Sabinianus vgl. G. Grützmacher, Hierony­mus. Leipz. 1901. I, 98; III, S. 151 ff.; Acta Bollandiana, 30. Sept. S. 625 d, e, f ; 626 a, b. 4 vgl. Acta Sanctorum Bollandiana, 30. Sept. S. 588d. 5 Niceph. Hist. Eccl. 8, 30. zur Metropolitankirche erklärt. Im Jahre 1263 vertrieb der Sultan Bibars die Christen aus Nazareth und zer­störte die Basilika. Von einer kleinen Schar Kreuz­fahrer wurde zwar noch einmal der Versuch gemacht, Nazareth rückzuerobern, aber erfolglos. Im Jahre 1291 ist auch die letzte christliche Stadt des hl. Lan­des, die Stadt Ptolemais, in die Hände der Türken gefallen (Akko). Ein weiteres Wunder des hl. Hieronymus folgt im VI. Kapitel 6 des Pseudo-Briefes. Zwei Heiden aus Alexandrien brechen auf mit Gaben reichlich beladen, um die Reliquien des hl. Hieronymus zu besuchen. In einem Walde verfehlen sie den rich­tigen Weg und indem sie den Hain durchsuchend keine Spur von Menschen oder Tieren erblicken, empfehlen sie sich der Hut des hl. Hieronymus. In demselben Walde verweilt zu gleicher Zeit eine Räuberbande. Der Räuberhauptmann schickt einige Wegelagerer aus, die Reisenden zu überfallen. Diese erblicken die beiden Heiden aus Alexandrien und eilen auf sie beutegierig zu. Als sie aber die beiden Wanderer oder Wallfahrer überfallen wollen, sehen sie statt der beiden Männer eine unzählige Menge, in deren Mitte ein Mann von einer blendenden Gloriole umstrahlt den beiden voranschreitet (quos prius solum cernebant duos, paulo post innumerabiles esse vident. Inter quos praeibat vir tanto lumine circumlustrans [circumfusus], ut intuendi in eum aliqualiter fas non esset). Die Räuber entfernen sich voll Furcht. Als sie aber von weitem zurückblicken, kommt es ihnen wieder so vor, als wären die beiden Wallfahrer wie­der nur ganz allein. Sie kehren zurück in der Mei­nung, sich getäuscht zu haben. Als sie sich aber nähern, wiederholt sich die Vision. Der Geist eines Heiligen, des hl. Hieronymus, erscheint hier also in der Gesellschaft von einer Menge anderer Geister, er tritt hier von viel Toten begleitet auf, um die bei­den Reisenden zu beschützen. Ich erkenne darin den Keim einer Version der Basler Totenle­gende, welche in Metz, Trient, Clusone usw. zur Totenlegendenform der Gesamtlegende führt und später zu einem Toten-Tanz wird. Der „grösste Ere­mit" eilt hier an der Spitze einer Totenschar den beiden Lebenden, bzw Wallfahrern zu Hilfe, während ihnen der dritte Lebende, der Räuberhaupt­mann nachstellt. Im weiteren Verlauf der Erzählung sendet der Räuberhauptmann nach der Rückkehr der oben erwähnten Wegelagerer andere aus, in der Meinung, dass jene zu feig waren, den Raubmord auszuführen. Aber das Wunder wiederholt sich und auch die neu ausgeschickten Räuber kehren unver­richteter Dinge ins Räuberlager zurück. Sogar der Räuberhauptmann wird Zeuge der Erscheinung, als er die Führung der Räuberbande selber übernimmt. Der Schluss dieser Visionsgeschichte ist weiter inter­essenlos. Die Räuber bekehren sich und begleiten die Wallfahrer bis nach Bethlehem. Die Kapitel VII —XIII. sind bedeutungslos. Kap. VII. 7 Zwei Jünglinge aus Rom, welche ebenfalls nach Bethlehem wallfahrten, um die Reli­quien des hl. Hieronymus zu besuchen, weiden — bevor sie noch Konstantinopel erreichen — des Mor­des zweier Männer unschuldig angeklagt, vom hl. Hieronymus aber befreit, so dass sie dem Beile des Scharfrichters entkommend ihre Pilgerfahrt ruhig fort­setzen können. Kap VIII. 8 Der Briefschreiber erzählt die Be­6 Migne, a. a. 0. Sp. 1136. 7 Migne, a. a. 0. Sp. 1137—1139. 8 Migne. a. a. 0. Sp. 1139-1140.

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