KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE I. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 1. (Budapest, 1936)
DRITTER TEIL. Entwicklung der Todes-Tanz- und Toten-Tanz-Motive in der lehrhaften Dichtung des Mittel-alters und in den Urtypen der Todes- und Toten-Legenden - ZWEITER ABSCHNITT. Grundformen der Todes- und Toten-Legenden
8. Heu, quod unquam fui natus Particeps daemoniorum, Desperando desolatus In tormentis tormentorum, Nigriores quam carbones Sunt hi pessimi tortores, Animarum sunt praedones, Quas seducunt in errores. 9. Quod damnandis est dicendum Magna cum severitate, Et a vobis sit timendum ; „Vos iam ergo praeparate, Praeparate vos instanter Iamiam in praesenti hora, Cito, statim, festinanter, Nam veniam sine mora". Das soweit entwickelte Motiv wurde besonders in den Betrachtungsbüchern des Mittelalters gern zur Lehre herbeigezogen. So z. B. wird im VII. Kap. der noch vor dem X. Jahrhundert entstandenen Pseudo-Augustinus-Schrift „Speculum peccatoris" 1 der qualvolle Ausgang der verdammten Seele aus dem Körper dargestellt, mit einem Monolog des Verdammten und mit der Erwähnung der anwesenden Teufel. Die Sermo LXIX der ebenfalls dem hl. Augustinus zugeschriebenen, aber entweder am Ende des IV. oder am Anfang des V. Jahrhunderts oder sogar im XII — XIII. Jahrhundert gefälschten „Sermones ad fratres in eremo" verlegt den Schauplatz der Altercatio, welche schon als die ..Vision eines heiligen Mannes erscheint, nach Ägypten. Es erscheinen die Engel unter der Führung des Erzengels Michael. Nach einem Jammerruf der scheidenden Seele, welcher sich besonders gegen den Körper richtet, erscheinen auch die Teufel und gehen mit grossem Apparat ans Werk, die Seele mit den ausgesuchtesten Qualen der Hölle zu peinigen. Die Seele hat auf ihrem Wege zur Hölle Gelegenheit, auch in das Land der ewigen Seligkeit einen kurzen Einblick zu gewinnen, was ihr noch schrecklichere Qualen verursacht. 2 In den „Meditationes" S. Anselmi 3 befindet sich im XI. Kap. nicht nur eine Form der Beschreibung des Verwesungsprozesses, sondern im XII. Kap. auch die Szene von der Wanderung der Seele in die Überwelt, vom Abschied und Ausgang der Seele von dem Körper und von der Erscheinung der Teufel in der Sterbestunde (XI. Jahrhundert). Besonders wichtig scheint jener Umstand zu sein, dass das II. Kap. der vielgelesenen und dem hl. Bernhardus zugeschriebenen „Meditationes piissimae de cognitione humanae conditionis" die Szene vom Ausgang der Seele schon mit dem bekannten Spruch der Gisant-Typ-Legende und mit einer Beschreibung des Lehensrades vereinigt. Dies mag wohl der erste Fall sein, dass die Altercatio mit den Motiven der Totenlegende und des Lebensrades tatsächlich in eine textliche Verbindung geriet. Die Meditationes, welche auch 1 Migne, Patr. lat. 40. Sp. 983 ff.. 987—990. 2 Migne, Patr. lat. 40. Sp. 1355 ff. 3 Migne, Patr. lat. 158. Sp. 720 B-C-D, 721 A. den Titel De interiore homine führen, von Hugo Victorinus als Libri quarti de anima, in einem Codex Dunensis als Tractatus utilis ex verbis B. Bernardi abbatis Clarae-Vallensis et aliorum Patrum de Interiori homine, quomodo Deum inveniunt betitelt wurde, vereinigt Sentenzen von Ambrosius, Augustinus, Boethius und Seneca mit Zitaten aus den Werken des hl. Bernhard und stammen sicher nicht vom letzteren, sondern sind eine Kompilation vielleicht sogar aus dem XIII —XIV. Jahrhundert. Im II. Kap. unter Nr. 4 4 heisst es u. a. unter dem Titel „De miseria hominis, horroré mortis, et districtione supremi Judicis": „Ad illos vero festino, qui morte corporis hinc exierunt. Cum eorum sepulcra respicio, non invenio in eis nisi cinerem et vermem, fetorem et horrorem. Quid ego sum, ipsi fuerunt ; et quod ipsi sunt, ego ero. Quid sum ego? Homo de humoré liquido. (Es folgt die Vorstellung vom Lebensrad !) Fui enim in momento conceptionis de humano semine conceptus ; deinde spuma illa coagulata modicum crescendo caro facta est. Postea plorans et ejulans traditus sum hujus mundi exsilio ; et ecce jam morior plenus iniquitatibus et abominationibus. Jam jam praesentabor ante districtum Judicem, de operibus meis rationem redditurus". In demselben II. Kap. unter Nr. 5 5 erzählt der Verfasser, wie die Seele aus dem Körper tritt, wie sie von Engeln vor den Richterstuhl Gottes getragen, von ihren guten und bösen Werken begleitet und von Dämonen verfolgt wird. Umsonst bittet sie um eine kleine Zeitfrist, umsonst kehrt sie zum Totenkörper zurück in der Hoffnung, mit der Hilfe der Glieder ihres gewesenen Körpers ihren Willen, ihren Wunsch äussern und durchführen zu können. Der Körper ist schon leblos und durch den Verwesungsprozess aufgelöst. Im III. Kap. desselben Werkes befindet sich auch eine Stelle mit der Wendung „Die, ubi sunt?", worauf wir noch zurückzukehren gedenken. Der Jammerruf-Monolog der vom Körper scheidenden Seele tritt in den hier aufgezählten Varianten schon im Rahmen einer Vision auf und nachdem auch die Vision eine der Hauptcharakterzüge der späteren Altercatio ist, müssen wir darauf aufmerksam machen, dass die mittelalterliche Visionsliteratur zur Heranbildung einer Formation, wie sie der Streit der Seele mit dem Körper war, den günstigsten Boden gestaltete. Es versteht sich von selbst, dass wir hier unter Visionsliteratur besonders jene Literaturprodukte verstehen, die in der Form einer Vision den Bericht über das jenseitige Leben zum Gegenstande haben. Die Schriften dieser Motivgruppe stehen zwar vom eigentlichen Gegenstand unserer Untersuchungen etwas abseits, müssen aber insofern beachtet werden, da in ihnen entweder ein Lebender den Weg in die Unterwelt zurückzulegen wagt, um von dort 4 Migne, Patr. lat. 184. Sp. 487 CD. 3 Migne. Patr. lat. 184. Sp. 488 Bed.