KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE I. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 1. (Budapest, 1936)

ZWEITER TEIL. Entstehungsgeschichte der Grundmotive des Totentanzes

— 109 — haben ; wenn die Geissei daherfährt, wird sie euch niederschlagen." Der Tod ist aber auch ein Schnitter. Seine Geräte sind Sense und Sichel. Diese sind auf Grund einer uralten biblischen Vorstellung ent­standen. In der Bibel wird der Mensch vielmals mit einem Baum oder mit dem Grashalm ver­glichen, der kaum gewachsen, bald verdorrt oder noch grün abgemäht wird. Der Mensch ist ein Baum, der rasch wächst, viele Aste, Blumen, Früchte wachsen aus seinem kräftigen Stamm. Seine Herrlichkeit dauert aber nicht lange. Er wird abgehauen, abgesägt. Der Tod ist der Schnitter, der das wie Gras wachsende Men­schengeschlecht vernichtet. Der Tod ist der „Holz­meier", der den kräftigen Baum, den Menschen, mit seiner Axt zu Boden stürzt. Job. 19, 10: „ ... wie einem ausgerissenen Baume hat er mir die Hoffnung genommen". 1 Job. 14, 1—2: „Der Mensch, vom Weibe geboren, lebt kurze Zeit und wird mit vielem Elende erfüllt. Wie eine Blume geht er auf und wird zertreten, und flieht wie ein Schatten, und bleibt nimmer in einem Stande" (Lebensrad : Gisant-Typ !). 2 Der Mensch ist ein von einem Baum herabfallendes Blatt. Es ist das Vorbild der Illustration in der Donaueschingener Handschrift. Die Menschen sitzen wie Blätter auf den Ästen der Bäume und der Tod schiesst sie mit seinem Pfeil vom Baum. Job. 13, 24—25 : „Warum verbirgst du dein Ant­litz und erachtest mich als deinen Feind ? An einem Blatte, das vom Winde verweht wird, zeigst du deine Macht, und einen dürren Halm verfolgst du." Die­selbe Vorstellung findet sich auch im Ecclus Jes. Sir. 14, i2, 17-21: (12.) „Gedenke, dass der Tod nicht säumt, und dass dir der Ratschluss der Unterwelt offenbart ist ; denn das Gesetz dieser Welt ist : Man muss sterben .... (17.) Vor deinem Tode übe Ge­rechtigkeit ; denn im Grabe gibt es keine Speise. (18.) Alles Fleisch veraltet wie Gras, und wie ein frischsprossenes Blatt an einem grünen Baume. 3 (19.) Die einen kommen hervor, die andern fallen ab (der Mensch ist ein Blatt am Lebensbaum !); so ist das Geschlecht von Fleisch und Blut : das eine stirbt, das andere wird geboren. (20.) Alle vergänglichen Werke vergehen endlich, und wer solche betreibt, geht mit ihnen. (21.) Alle auserlesenen Werke aber werden gerechtfertigt ... (Die Idee der „guten Werke" in der Everymanlegende). Das Leben ist so kurz, wie ein Tag. Der Mensch ist eine Blume, die am Morgen aufblüht, und abends abwelkt : Ps. 89 (90.), 4, 6, 9—10. (4.) Denn tausend Jahre sind in deinen Au­gen, wie der gestrige Tag, der vorübergegangen ist, und wie eine Wache in der Nacht. (6.) Wie das Gras vergeht er am Morgen ; am Morgen blüht er auf, um hinzuwelken ; am Abend welkt er ab, wird hart und verdorrt. (9.) Denn alle unsere Tage schwin­den dahin .. . unsere Jahre sind zu achten wie ein Spinnengewebe; (10.) die Zeit unserer Jahre ist sieb­zig Jahre und auf's höchste achtzig Jahre, und was darüber hinaus ist, ist Mühsal und Schmerz ; denn es kommt Schwäche und wir werden hinweggerafft. Eine sehr interessante Stelle ist Job. 18, 5 —17. 1 s. auch Job. 8, 9 ; 7, 7; 2 dasselbe s. auch ebenda Vs. 10—13. 3 Isai. 40, 6; Jak. 1. io; 1 Petr. 1, 24. Hier wird das Menschenleben einer Flamme gleich ausgelöscht, wie später im Märchen vom Gevatter­Tod. Die Menschen werden vom Tod mit einem Netz eingefangen. Nach dem Tode verschwindet das Fleisch von dem Körper bis an die Rippen, die Verwesung frisst die Arme, die Kraft des Körpers (ein Gisant­Typ !). Endlich erscheint hier der Tod wie ein König. Er ist der König des Verderbens : (5.) „Wird nicht das Licht des Gottlosen ausgelöscht, und die Flamme seines Feuers nicht mehr leuchten ? (6.) Das Licht wird in seinem Zelte der Dunkelheit weichen und die Leuchte über ihm wird erlöschen. (7.) Es werden die Schritte seiner Kraft eingeengt und sein eigener Anschlag wird ihn zu Falle bringen ; (8.) denn er hat seine Füsse in das Netz verwickelt, und wan­delt in dessen Schlingen . .. (12.) Geschwächt werde durch Hunger seine Kraft, und Abzehrung überfalle seine Rippen. (13.) Des Todes Erstgeborener möge die Schönheit seiner Haut verschlingen und seine Arme fressen. (14.) Es werde aus seinem Zelte sein Vertrauen losgerissen, und das Verderben trete auf ihn wie ein König (hebräisch : Er wird getrieben werden zum Könige der Schrecken — in die Unter­welt). (15.) In seinem Zelte mögen, wenn er nicht mehr ist, seine Genossen wohnen... (17). Sein Ge­dächtnis möge verschwinden von der Erde ..." Für die Geschichte der Darstellungsform des „körperlichen Todes" war jener Unterschied zwischen einem körperlichen und seelischen Tod entscheidend, der sich in der bekannten Ge­schichte Henochs äussert. Nach der hl. Schrift soll Henoch nicht gestorben sein, er musste den körperlichen Tod nicht erleiden. Auf die Illustra­tionen dieser Szene werden wir noch zurückkom­men. Auf den meisten Bildern wendet sich der „körperliche Tod" von Henoch ab, über den er keine Macht hat: Hebr. 11, 5. „Durch Glauben ward Henoch entrückt, dass er den Tod nicht schaute, und ward nicht mehr gefunden, weil Gott ihn entrückt hatte". 4 Das Buch Job. 28, 20—22 lässt sogar den Tod sprechen. Er und die Unterwelt haben ebenso­wenig von der göttlichen Weisheit erfahren, wie der Mensch. Können die Menschen in die Ge­heimnisse der göttlichen Weisheit nicht eindrin­gen (wegen ihres Sündenfalles), so kann auch die Unterwelt und der Tod (der also in der Unterwelt haust) nur von den Toten unklare Gerüchte über die Grösse der Gottesweisheit hören : „Woher kommt die Weisheit also ? und welches ist die Stätte der Einsicht ? Verborgen ist sie vor den Augen aller Lebenden, auch den Vögeln des Himmels verhüllt. — Abgrund und Tod sprachen : Unsere Ohren haben ihren Ruf vernommen." Ein herrliches Vergänglichkeitslied ist der Psalm 48 (49.), den wir hier in Auswahl wörtlich bringen wollen: Vs. 2—3; 6—13; 15—17—18. Es wird von den Reichen gesprochen, die mit den Armen zugleich sterben müssen und in dasselbe Grab gelegt werden. Ebenso die Weisen, die mit den Toren gleichzeitig vernichtet werden. Der Reiche kann kein Lösegeld für sich erlegen, er kann sich vom Tod nicht loskaufen, wenn er auch alle Schätze opfert. Dieser Gedanke, 4 Ecclus. Jes. Sir. 44, 1 6: 1. Mos. Gen. 5, 24.

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