KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE I. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 1. (Budapest, 1936)

ZWEITER TEIL. Entstehungsgeschichte der Grundmotive des Totentanzes

teressante Mischung orientalischer, jüdischer und christlicher Elemente. Die Lehre vom tau­sendjährigen Reiche Christi (Kap. 26.) fand nach dem III. Jahrhundert nur mehr bei den Häreti­kern Glaubwürdigkeit. Im Kap. 5. wird bemerkt, dass auch Maria dem Tod zum Opfer fallen muss. Dagegen wurde der Glaube an die Him­melfahrt Mariä bei den Häretikern erst im V. Jahrhundert verbreitet. Die História Josephi ent­stand also im III. oder IV. Jahrhundert. Die Ausgaben 1 veröffentlichen den Text nach Georg Wallin, der sich bei der arabisch­lateinischen Ausgabe 2 jener Pariser Handschrift bediente, welche im Codex mss. Bibliothecae Regiae Tom. I. 8 mit der Nummer CIV unter den arabischen Handschriften beschrieben wird, i. J. 1299 entstand und von Vanslebius in Kairo von Kopten für die Pariser Bibliothek angekauft wurde. Diese Handschrift hat die Nummer Paris Bibl. Nat. 432. — Eine weitere Handschrift aus der Borgiana Collectio (im Museo Borgiano Ve­litris) Cod. Nr. XXV. wird 1810 von Georg Zoega beschrieben, welche vom Cod. Vaticanus LXVI. abgeschrieben wurde. 4 Zoega beschreibt weiter im Katalog der koptischen Handschriften auf S. 225 unter der Nummer CXXI. ein im sahidischen Dialekt geschriebenes Fragment, das aus 8 Blät­tern besteht und die Kapitel XIV—XXIII. enthält. Zu diesem Fragment gehört auch das bei Zoega Nr. CXVI. S. 223 beschriebene Blatt, nach des­sen Text Christus seine Geburt in Bethlehem erzählt. Die Bedeutung der História Josephi liegt in der ausführlichen Bearbeitung der Sterbe­szene eines Alten. Bevor aber dieses „Bei­spiel" der Sterblichkeit allgemein menschlichen Charakter bekommen sollte, musste es mit der noch zu besprechenden arabischen „Freund­schaftsprobe" vereinigt werden. Die in der Hi­stória Josephi auftretende Todesgestalt ist aus­schliesslich orientalisch und als Endresultat meiner ikonographischen Untersuchungen kann ich die Meinung ohne Gewissensbisse vertre­ten, dass dieser Teufelstod der História Josephi der in Tibet auch heute noch bekannten echt orientalischen, teuflischen Todesgestalt entspricht. Durch die História Josephi bekam auch die „Freundschaftslegende" der Araber diese teuf­lische Todesgestalt, die zwar der Gottheit un­terworfen ist, doch den körperlichen und seelischen Tod in einer Person vereinigt. Diese teuflische Todesgestalt muss die Befehle Gottes befolgen, da sie von Christus in der História Josephi, sowie in der Passio Bartholomäi, be­siegt wird. Durch die Apokryphliteratur ver­knüpft sich also mit der Everyman-Sterbeszene 1 Joh. Carolus Thilo : Codex Apocryphus Novi Te­stamente Tom. I. Lipsiae 1832. Proleg. S. XV —XXVI. und S. 5—61 ; Const. Tischendorí: Evangelia Apocrypha. Lipsiae 1853. Proleg. XXXIV-XXXVIII. Text S. 115-133. 2 Leipzig, 1722. 3 Paris, 1739. auf S. 111. 4 Asseman. Bibl. orient, torn. I. p. 618, cod. copt. num. XV. anno p. Chr. 1067 scriptus. auch der durch seine „Höllenfahrt" errungene Sieg Christi über Teufel und Tod. Die Sterbeszene des hl. Joseph hat aus­ser dem Einfluss auf die Weiterbildung der Freundschaftsprobe und Migne-Legende auch eine eigenartige Fortsetzung gehabt. Diese ist mit dem christlichen Sinn der Verehrung der Heiligen verbunden. Das Leben und selbstver­ständlich der selige Tod der Heiligen ist ein für jedermann gegebenes Beispiel. Auch der Tod des hl. Joseph ist ein Beispiel. S o sollten wir alle Sterben, mit dem Beistand Christi und der hl. Jungfrau Maria, in der Anwesenheit der Engel und nach dem errungenen Sieg über den Teufelstod. Das Motiv und die Darstellungen des To­des des hl. Joseph wurden der Apokryphlitera­tur entnommen. Die Bedeutung der Apokryph­Schriften für die Entwicklung der mittelalter­lichen christlichen Kunst hat dadurch wieder eine mächtige Stütze erhalten. Denn der Tod des Pflegevaters Christi wird in der hl. Schrift nirgends erwähnt. Später übertrug man sogar auf den Tod Mariä die Reminiszenzen der Ster­beszene Josephi. Im Zusammenhange mit dem 395. und 396. Kapitel des Malerbuches von A­thos — dessen orientalische Motive gerade durch einen Vergleich mit der História Josephi in ih­rem echten Wesen erkannt werden können — wird das auf den Tod und auf die Himmelfahrt Mariä bezügliche Material vom Übersetzer des Malerbuches, Schäfer, 6 nach der Erzählung des Jacobus de Voragine zusammengefasst, mit ei­nem Hinweis auf eine Darstellung ähnlicher Szenen, die sich im Laura —Kloster auf dem Berge Athos befindet. Am Todesbette Mariä erscheint — wie in der História Josephi — Chri­stus und hält die bösen Geister von der Ster­benden fern. Die Engel tragen ihre Seele in den Himmel. Diese Apokryphmotive sind samt der byzantinischen Kunst nach Italien gekommen. Nicht nur das Athos-Buch enthält Apokryph­Szenen (Kap. 436, 437 vom Tod des Sün­ders und des Gerechten), sondern auch die Sie­gesszene des Markus-Doms in Venedig ist ei­ne Übertragung der Höllenfahrtsszene der apokryphen Passio Bartholomäi vom Sieg Chri­sti über Teufel und Tod und des Evange­lium Nicodemi. Auch die „Scuola Senese", zu der auch die Legendendarstellungen der Scala Santa im Kloster Sacro Speco bei Subiaco ge­hören, hat die Toten, sowie die Todesmotive von der byzantinischen Kunst geerbt. 6 Die Sterbeszene des hl. Joseph wird in den mittelalterlichen „Ars-moriendi"-Büchern allgemein menschlich bearbeitet. Wer die Bil­der auf Taf. VII. Fig. 4—5 mit den hier mit­geteilten Szenen der História Josephi ver­gleicht, erkennt auf den ersten Blick die Identi­tät der Motive. Die Darstellungen des Block­buches, die bis ins XV —XVI. Jahrhundert zu­5 Trier, 1855. S. 279 ff. 0 Ch. Diehl : L'art Byzantin dans l'Italie Méridionale. Paris. Librairie de l'Art. 1894.

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