Mikó Árpád szerk.: Pannonia Regia, Művészet a Dunántúlon 1000-1541 (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2006/4)

DEUTSCHER AUSZUG - Mikó, Árpád: Die Wiedergeburt Pannoniens

berühmten Stücken, wurde später zum nacheifernswerten Beispiel. Die schönsten Gravierungen tauchten in zahlrei­chen Nachahmungen in der zeitgenössischen Kunst auf. 5 Am beliebtesten waren Darstellungen des Karneolintaglio mit Apollo, Olympos und Marsyas ; die Originalcinfassung hatte Lorenzo Ghiberti selbst angefertigt. Bekannt waren auch ihre Bronzevarianten und Miniaturdarstellungen. In gemalter Form zierte die Komposition das erste Titelblatt der Philostratus-Corvina (IX­1.) sowie die Titelseite der Didymus-Corvina (New York, PML). Auf dem zweiten Titelblatt der monumentalen Ptolemaeus-Corvina (Paris, BN) erschienen die schönsten Gemmen der Medici-Samm­lung: Dionysos und Ariadne auf Naxos, Nike, Hermaphro­ditos, Dionysos, Pallas Athene sowie Triptolemos. Auf den Rahmenverzierungen der Kodizes findet man auch ihre PseudoVariationen, auf schwarzem Grund mit hellen - zu­meist weißen - Figuren, in einer Fassung aus Goldschmie­dearbeit, wie die Tugenden auf dem Titelblatt des Breviá­rium Romanum (Rom, BAV). In diesem Zusammenhang kann das berühmte Doppelporträt von Matthias und Beatrix - zwei auf dunkelgrünem Jaspisgrund plastisch ausgearbei­tet, seidig glänzende, weiße Marmorreliefs - eigentlich als vergrößerte Gemme interpretiert werden. 6 Das Titelblatt der Pariser Ptolemaeus-Corvina schmücken zwischen den Kameen antike Münzen : Prägungen von Nerva, Augustus, Antoninus Pius und Nero. Auf dem Titelblatt der Philostra­tus-Corvina findet man auch das all'antica Münzporträt König Matthias', zwischen den Porträts der beiden sich leidenschaftlich für die griechische Kultur interessierenden römischen Kaiser Nero und Hadrianus. Dies ist das Titel­blatt jener lateinischen Übersetzung eines griechischen Werkes, die 1489 ausschließlich für Matthias angefertigt wurde, nach seinen größten, den Kaiser des Ostens sowie Westens gleichermaßen pazifizierenden diplomatischen Er­folgen und militärischen Siegen. Ágnes Ritoók­Szalay erweckte die vergessenen Passagen, in denen sich Bonfini mit der Gemme, den Münzen und den Inschriften der Gens Valeria befaßt, zu neuem Leben, eben­so wie die römischen Steinschnitzereien, denen im König­spalast von Buda ein so bedeutende Rolle zukam. Ihre For­schungen erschlossen die wichtigsten Elemente zur ikono­logischen Interpretation der spätmatthiaszeitlichen Renai­ssancekunst. 7 Auch die römischen Steindenkmäler, die man 1489 aus Dazien nach Buda bringen ließ, belegten unter den bereits stehenden all'antica Kulissen des Palastes die fiktive Corvinus-Genealogie. Man verwendete antike Inschriften und Bildwerke gleichermaßen für aktuelle politische Ziele : sie waren die Pfeiler jener Brücke, die das zu legitimierende Heute mit dem glorreichen Gestern verband. Die antiken Denkmäler erwachten in ihrer physischen Wirklichkeit zu neuem Leben; in ihrer Gegenwart wurden selbst die Glieder der modernen antikisierenden Architektur, die neuerrichte­ten Statuen mythologischer Figuren lebendig. Bildlich dürften die altertümlichen Denkmäler, die in Pannonién (und Dazien) in situ standen, den gebildeten Humanisten ebenfalls nicht gleichgültig gewesen sein. 1479 befand Feiice Feliciano die Jupiter-Säule von Tata (VI-3.), auf der sich kein einziger Buchstabe findet, sondern nur die Reliefs der zwölf römischen Gottheiten, des Aufzeichnens würdig. Der der archäologisch interessierten Strömung des Humanismus verbundene Feliciano gehörte zum Kreise des Andrea Mantegna ; auch er nahm 1464 an jenem denkwürdi­gen all'antica Ausflug auf dem Lago di Garda teil, als sich die Mitglieder der Gesellschaft mit Blumen bekränzten, Mark Aurel zitierten und antike Inschriften sammelten. 8 Feliciano kam, wie alle Humanisten am Hofe des Matthias, aus Italien nach Ungarn; doch zur Zeit der Jagelionen ge­nossen die römischen Steindenkmäler Pannoniens auch zu Hause schon erhöhtes Ansehen. Der neben der Kathedrale in Pécs (Fünfkirchen) stehende Opferaltar, mit seinen Vir­tus und Honor darstellenden Reliefs und auf der Rückseite mit dem an einer Weintraube nagenden Hasen (VI-2.), den der Statthalter von Pannónia Inferior, Lucius Ulpius Mar­cellus, hatte errichten lassen, dürfte in den Augen des gebil­deten Klerus wohl kaum Anstoß erregt haben. Das antike dionysische Motiv zeigt auch der langohrige Hase auf einem Gefäßboden der Pécser Majolikawerkstatt (VIII-44).) oder jenes Bildwerk aus rotem Marmor, auf dem eine in ihr Aulos blasende, auf ihrem Hippocampos reitende Nereide zu se­hen ist (VII-55.). In Pécs bilden sie alle einen Kreis. Römi­sche Grabsteine aus den Budaer Kirchen beschrieben die humanistischen Inschriftensammler ebenfalls - es wäre gut, zu wissen, ob sich darunter ein mit Kranz geschmücktes Epitaphium befand! Die nach 1500 in Esztergom und Buda gemeißelten Grabsteine mit Kränzen hatten zum Teil auch antike Bedeutung. Das antike Pannonién war in Transdanu­bien allgegenwärtig und provozierte; die Helle, die von den langsam wiedererstrahlenden Denkmälern ausging, ließ sich immer weniger bemänteln. Ein Heraufbeschwören ihrer Re­zeption ist relativ: wer beim Studium dieses Zeitalters auf der einen Seite das Altertum, auf der anderen das Mittelalter sieht, auf einer Seite die Architektur und die gegenständli­che Hinterlassenschaft, auf der anderen aber die Humanis­ten und die Texte, der wird die Renaissance nirgendwo erkennen. III. Seit langem wissen wir, daß einer der hervorragenden Mei­ster der Renaissancemalerei in Florenz, Filippino Lippi, für König Matthias sogar mehrere Bilder gemalt hat. Unter den ersten war eine das Letzte Abendmahl darstellende Tafel, die man 1484 nach Buda sandte und die später verloren ging. Der florentinische Humanist Ugolino Verino schrieb ein Epigramm auf das Werk, in welchem er behauptete, die Gestalten auf dem Gemälde sähen nicht wie gemalte Figu­ren, sondern lebendig aus, gleichsam als wollten sie zu spre­chen anheben. 9 Lange Zeit war das die einzige Nachricht, über die wir zu diesem Bild verfügten, bis nicht Klára Pajorin die kurzen Erinnerungen des deutschen Humanis­ten Johannes Gast publizierte. Gast, der in der ersten Hälfte der 1520er Jahre in Buda gewesen sein dufte, schrieb folgen­des : Das Gemälde „.. .gab mit seinen lebendigen Farben das Letzte Abendmahl so ausgezeichnet wieder, daß du gesagt hättest, das Brot sei wirkliches Brot und der Kelch ein wirklicher Kelch". 10 Das Bild muß wahrhaftig zum Spre­chen lebensnah gewesen sein, da ebenso wie Ugolino Verino auch Gast - Jahrzehnte später - von der Naturtreue ergriffen wurde, die in der florentinischen Malerei des 15. Jahrun­derts allgemeiner Qualitätsmaßstab war. Dies war jedoch nicht das einzige italische Bild in Buda. Wir kennen - wenn auch auf schwächer als schwachen Ko­pien - das von Andrea Mantegna gemalte Matthias-Porträt, und wissen, daß einer der ausgezeichneten Maler des Lodo­vico Sforza 1485 für König Matthias ein Madonnenbild

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