Mikó Árpád szerk.: Pannonia Regia, Művészet a Dunántúlon 1000-1541 (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2006/4)
DEUTSCHER AUSZUG - Engel, Pál : Das mittelalterliche Transdanubien als eine geschichtliche Landschaft
PÁL ENGEL Das mittelalterliche Transdanubien als eine geschichtliche Landschaft Transdanubien bildet einen geographischen Begriff. Heute verstehen wir unter dieser Landschaft jenes hügelig-gebirgiges, von Tälern dicht zerstückeltes Gebiet, welches südwärts der Donau bis zur Drau und westwärts bis zur Landesgrenze zu Ungarn gehört. Da es sich jedoch im nachfolgenden nicht über das heutige, sondern über das mittelalterliche Ungarn handeln wird, müssen wir uns ein etwas größeres Gebiet als das heutige vorstellen, und wir müssen auch jene Stücke der einstigen Komitate Baranya, Zala, Vas, Sopron und Mosón hinzurechnen, die seit 1920 einen Teil von Kroatien, Slowenien, Österreich und der Slowakei bilden. Es wäre ungeschichtlich ohne diese Stücke über das einstige Transdanubien zu sprechen. Der geschichtliche Gebrauch dieses Begriffes ist auch auf diese Weise nicht unproblematisch. Zwar kommt die Benennung „Dunán túli föld" (transdanubischer Boden), „a Dunán túli részek" (die transdanubischen Teile), als der Name eines Landesteiles in lateinsprachigen Texten schon seit dem Zeitalter der letzten Árpádenkönige vor, in ungarischer Sprache kennen wir jedoch denselben Begriff (Dunántúl) nur aus der Neuzeit. Auch jener Umstand kann nicht vergessen werden, daß überhaupt diese Regionseinheit selbst ziemlich selten erwähnt wurde. Der Name „Pannónia" des Altertums, der im Zeitalter der römischen Kaiser im großen und ganzen das Gebiet Transdanubiens bedeckt hatte, war zur Zeit des ungarischen Königtums schon nicht mehr gebräuchlich. Wenn man ihn bisweilen dennoch niederschrieb, dann verstand man ganz Ungarn unter ihm, ebenso wie auch der Name „Pannon" - zum Beispiel im Titel der ersten ungarischen Könige, oder bei einigen byzantinischen und lateinischen Auktorén zum Synonym des Ungaren geworden war. Der Begriff des mittelalterlichen Transdanubiens bildete schon keine Einheit mehr, in keiner jener Hinsicht, die der Mensch dieses Zeitalters als wichtig befunden hätte. Wenn man das Mittelalter erforscht, kann es oft wahrgenommen werden, daß neue, vorwärtsweisende Erscheinungen zuerst im westlichen Landesteil, ja vorwiegend an der westlichen Grenze dieses Landesteiles auftauchen, und von dort aus eher während einer längeren, als einer kürzeren Zeitspanne nach dem Osten sickern. Dies ist auch sozusagen völlig normal, falls die Neuigkeit selbst westlichen Ursprungs ist. Die landwirtschaftliche „Revolution" des Mittelalters, die auch die ungarländische Agrargesellschaft grundlegend umgeformt hatte, und deren im 13. Jahrhundert stattgefundene Verbreitung wir heute schon gut kennen, trug einen solchen Charakter. Das älteste Exemplar des sog. Ausweichpfluges, des höchsten technischen Requisites dieser Revolution, war aus dem Boden der burgenländischen Ortschaft Zemendorf- der mittelalterlichen Ortschaft „Zemenye" (Komitat Sopron) - zum Vorschein gekommen ; die ersten Zeichen des Überganges zu den geregelten Bodenwechselsystemen - letzten Endes zur Druckwirtschaftsführung - kann man an den westlichen Komitaten registrieren ; zum sprunghaften Anwachsen des Ernteertrages gibt es von ebenda (und aus der von Deutschen bewohnten Zips) zuerst Angaben. Die Institution des Leibeigenengrundstückes, an der seit dem 14. Jahrhundert, durch die Neuzeit hindurch, die ungarländische bäuerliche Gesellschaft fundiert gewesen war, sickerte ebenfalls aus Österreich durch, und taucht bei uns zuallererst in den heute im Burgenland liegenden Dörfern des westlichen Grenzrandes auf, ursprünglich mit ihrem deutschen Namen (Ianeus Lehen). Mit all diesen Neuigkeiten treffen wir uns viel später, nach etwa hundert Jahren, in den östlichen Komitaten des Landes, und ihre Verbreitung um das Jahr 1300 untersuchend, zeigt sich die Donau, wie es Jenő Szücs feststellt, noch als eine Art von Scheidelinie. Eine ähnliche Erscheinung kann in der Verbreitung der Geldwirtschaft, die der Agrarrevolution folgte, beobachtet werden. Auch hier erfahren wir jenen Umstand, daß der sich in kurrentem Geld abwickelnde Verkehr zuerst in Transdanubien allgemein wird, und sich nur weit später, bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, in den östlichen Gegenden des Landes verbreitet. In Transdanubien zählt man und zahlt man schon seit langem in Wiener und ungarischen Denaren, oder in slawonischen Banusdenaren, als in den jenseits der Theiß liegenden Gebieten oder in Siebenbürgen auch noch gegen das Ende des Anjou-Zeitalters (1301-82) die alte Valuta, das Barrensilber, zeitweise auftaucht. Es ist jedoch nicht sicher, daß der Entwicklungsvorsprung der westlichen Teile schon von Beginn an, also auch in der Zeit der frühen Árpádenkönige bestand. Im ganzen genommen ist es immer wahrscheinlicher, daß der zwischen dem östlichen und dem westlichen Landesteil bestehende, und später stets offensichtlicher werdende Unterschied eine Folgeerscheinung mittelalterlichen Ursprungs bildet, sie ist die Konsequenz der großen Umwandlungen des 13. Jahrhunderts. Da die Hauptinitiative dazu vom Westen her kam, ist es selbstverständlich, daß ihre Auswirkung sich eher in der westlichen Hälfte des Landes spürbar machte. Wir dürfen jedoch auch andere, von ihr unabhängige Faktoren nicht unterschätzen, die die Entwicklung in ebensolcher Richtung beeinflußten. Im Laufe des 13. Jahrhunderts hat sich die Außenhandelslage Ungarns grundlegend verändert. Die beiden wichtigsten Wirtschaftszentren Osteuropas waren zunichte gegangen, im Jahre 1204 Konstantinopolis, dann im Jahre 1240 Kiew, und dies hat die Hauptrichtungen des Verkehrs dieses Raumes lang anhaltend umgewandelt. Bis dahin wurde Ostungarn nach Süden und Osten zu von erstklassigen Handelsstraßen durchquert, und diese erlöschten jetzt, oder sie begannen zu schrumpfen. Die verheerende Auswirkung des in den Jahren 1241-42 stattgefundenen Tatarenzuges war jedoch vermutlich auch noch anhaltender gewesen als die Umordnung der Handelsstraßen. Dieser Tatarenzug war, wie es aus den Berechnungen von György Györffy klar hervorgeht, östlich der Donau am schwersten gewesen, und auch dort vor allem in der