Nagy Ildikó szerk.: Székely Bertalan kiállítása (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 1999/2)

RÉVÉSZ, Emese: DIE KULT DES BERTALAN SZÉKELY

(Resümee) EMESE RÉVÉSZ Der Bertalan-Székely-Kult Das reiche Œuvre Bertalan Székelys, sem weitver­zweigtes Schaffen und seine eigengesetzliche Persön­lichkeit verhinderten, daß der Maler in der erhabenen Rolle des nationalen Kulturheros auftritt. Sein Kult ist eher eine lokale, periphere Erscheinung. Sein Andenken wird vor allem von den Zeichenlehrern und den Bewohnern von Szada gepflegt. Aus seiner Verherrlichung und der Natur des Kults ergibt sich, daß sie in erster Linie das Identitätsbewußtsein der gedenkenden Gruppe stärkt und ihrer Selbstrepräsen­tation dient. An den Gedenktage zu bestimmten Jubiläen entwickelten sich bis heute lebendige Denk­und Ausdrucksschemata des Székely-Bildes (die Tragik Székelys, sein Kampf zwischen Instinkt und Vernunft etc.). Die Feierlichkeiten erhalten durch Gedenkausschüsse und Preisausschreiben einen insti­tutionellen Rahmen, und sie sind mit kultischen Objekten der Verehrung, Erinnerungsstücken und Reliquien verbunden. Auf der Ausstellung des Nationalen Salons 1900 trat Székely nach anderthalb Jahrzehnten des Schweigens mit seinen Werken wieder vor das Publikum. Die sezessiomstische Geste des Rückzugs aus der Öffentlichkeit des künstlerischen Lebens trug zur Mythisierung seiner Person und seines Lebenswerkes bei. Der Einführungstext des Ausstellungskataloges erhebt den Meister in eine apostolische Rolle, der Rückzug reift zur Voraussetzung der klärenden Kontemplation. Das enorm reiche Material seiner Nachlaß-Ausstellung von 1911, die unzähligen Skizzen aus seinem Atelier stellen einen experimen­tierenden, grübelnden und zweifelnden Meister vor. Mit dieser Ausstellung kommt ein neues, nuancierteres Székely-Bild zustande. Székely, der traditionell als akademischer Maler angesehen wurde, erringt nun auch die Anerkennung der avantgardistischen Jugendlichen. 1935, zum 100. Geburtstag Székelys, skizziert der namhafte Würdiger des Malers, Elek Petrovics, unter Verwendung des Jugendtagebuchs die Grundzüge seines Schaffens, den Kampf zwischen Instinkt und Vernunft. Székelys legendäre theoretische Kenntnisse und seine Neigung zum Experimentieren ließen ihn im öffentlichen Bewußtsein zu einem „ungarischen Leonardo" werden. Obwohl von seinen kunsthistorischen Schriften vor dem Krieg nur Bruch­stücke bekannt waren und aus seinen Tagebuch­aufzeichnungen erst 1962 eine Auswahl veröffentlicht wurde, hielt ihn die Kritik für den Pictor doctus. Székely, der von 1871 an drei Jahrzehnte lang Lehrer und später Direktor der Musterzeichenschule war, wird von den Zeichenpädagogen als der große Vater und Meister verehrt. Das von ihnen stilisierte akademische, konservative Székely-Bild betont, als Projektion des ihnen selbst widerfahrenen Unrechts, den unverstandenen Székely, das Martyrium des Künstlers. Das Mutterinstitut seiner Tätigkeit, die Hochschule für Bildende Künste begründete 1935 für ihre Zöglinge den Székely-Preis. Bis Kriegsende wurde jährlich ein Preisausschreiben veröffentlicht, das dem Historienmaler Székely gedachte und Tafelbildern oder Wandbildern mit historischer Thematik gewid­met war, die sich dem Geist der offiziellen Kunst der Zeit verpflichteten. Als Beginn des lokalen Kults ist Székelys Beisetzung 1910 in Szada zu betrachten. Der von Ortsansässigen in Volkstracht begleitete Sarg, die dörfliche Beerdigungsprozession unterschied sich in demonstra­tiver Weise von den repräsentativen Staatsbegräb­nissen der Zeit. Für Székely war die kleine Gemeinde Szada in der Nähe der Hauptstadt ein Zufluchtsort, die Stätte schöpferischer Einsamkeit, malerischer Erneu­erung und Befreiung. Schauplätzen des Kults, der sich mit dem „großen Toten" des Ortes verband und nach 1956 stärker auflebte, wurden in Szada das hi­storisierende Ateliergebäude in der Nachbarschaft seines gartengesäumten Wohnhauses und das 1943 mit einer Grabskulptur von Jenő Bory geschmückte Grab des Malers. Das heute als Gedenkmuseum ein­gerichtete Atelier zeigt Werke von Bertalan Székely und semen Kindern Árpád und Anna Székely, die ebenfalls die Künstlerlaufbahn einschlugen, sowie Erinnerungsstücke und Reliquien, die auf den Meister Bezug nehmen. Der Garten bietet bis heute schöpferischen Arbeitsgemeinschaften und pädagogi­schen Künstlerkolonien Platz.

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