Nagy Ildikó szerk.: Székely Bertalan kiállítása (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 1999/2)

BAKÓ, Zsuzsanna: FORSCHUNGSBEITRÄGE ZUM OEUVRE VON BERTALAN SZÉKELY

Als erstes vollendete er 1888 die Malerei in Maurus­Kapelle an der Südseite der Kirche. Der selige Maurus war der zweite Bischof von Pécs. Wir sehen auf den Fresken bedeutende Szenen aus seinem Leben, die mit stehenden Figuren von Bischofsheiligen ergänzt wer­den. 237 Die Kompositionen haben eine klare, über­schaubare Struktur, die Färb- und Formwelt bringt die Atmosphäre der Frührenaissance zum Ausdruck und paßt sich dem Stil des mittelalterlichen Bauwerks an. Unter den Wandbildern ist die Darstellung Erzherzog Emmerich empfängt in der Nähe von Pannonhalma die ihm entgegeneilenden Mönche und beehrt Maurus mit sieben Küssen hervorzuheben. Die in den Bewegungen verborgene Feierlichkeit unterstreicht die Bedeutung des Ereignisses, und die ganze Komposition strahlt eine religiöse Andacht aus (Abb. 71). Stil und Menta­lität des Werkes zeigen eine geistige Verwandtschaft mit den Meistern der deutschen Nazarener-Malerei und den Werken von F. Oberbeck und A. Rethel. Székelys Neigung zu historischen Themen und seine Erfahrungen auf diesem Gebiet kommen besonders gut in der Szene Maurus und zwei Bischöfe, die dem Aufstand von Vata entkommen sind, krönen in Fehérvár Andreas 1. zur Geltung. Der historische und dadurch weltliche Charakter der Darstellung manifestiert sich in mehreren Details, so in der betonten Abbildung des Teppichs, auf dem der Aufstand Koppänys zu sehen ist, in der verzierten Tracht der Adligen und in der porträtartige Zeichnung ihrer Gesichter (Abb. 72). Von der Stimmung und von der geistigen Auffassung her zeigt das Werk Ähnlichkeit mit dem Wandbild von Alfred Rethel im Rathaus zu Aachen. Unter den kunst­historischen Analytikern Székelys machen mehrere auf die emotionelle und stilistische Verwandtschaft seiner Malerei zu Rethel aufmerksam 238 (Abb. 73). Die Arbeiten in der Marienkapelle (oder St.-Em­merich-Kapelle) vollendete Székely ein Jahr später, 1889. Das ikonographische Programm, die Lobpreis­ung Marias durch die ungarischen Heiligen, war in Wirklichkeit die Wiederbelebung des in der barocken Kirchenmalerei so beliebten Themas Regnum Marianum. Das kommt am besten an der östlichen Hauptwand der Kapelle in der Szene Stephan der Heilige bringt der Jungfrau Maria, der Patronin Ungarns, seine Krone dar zum Ausdruck. In gewisser Weise macht sich in dem Bild der erdrückende Einfluß der barocken Vorbilder bemerkbar, insbesondere durch die überladene Komposition, doch all diese Mängel scheint Székely bei den Darstellungen an den übrigen Wänden der Kapelle wiedergutzumachen. 239 Von lyrischer Stimmung und emotioneller Tiefe ist die Szene Die heilige Margarete tritt auf der Haseninsel ins Kloster ein, das Bild König Ladislaus der Heilige setzt über die Drau ist von Eleganz und Leichtigkeit geprägt. Das am besten aufgebaute und attraktivste Bild der Kapelle ist jedoch an der Westwand die Szene János Kapisztrán hält eine Feldmesse vor der Schlacht bei Nándorfehérvár. Es bringt wieder die Atmosphäre der Historienbilder des Malers zum Tragen, strahlt Andacht und zugleich erregte Spannung aus (Abb. 75). Die feine Linienzeich­nung und die feierliche Stimmung des Bildes haben auch hier gewisse Ähnlichkeit mit einer Szene auf dem Aachener Fresko von Alfred Rethel (Abb. 74). Zum Abschluß seiner Arbeit in Pécs malt Székely 1891 noch zwei Szenen in der Krypta, beides Themen aus dem Alten Testament. 240 Székelys Wandbilder in Pécs sind ein Beweis seines Könnens als Freskenmaler, sie zeu­gen von seinem Gefühl für Monumentalität und seinem hochentwickelten Kompositions- und Farbempfinden. Der Künstler vermag die sakralen Themen mit den nationalen, historischen Themen zu einer engen, harmonischen Einheit zu verbinden. 1889, noch während der Arbeiten an den Pécser Fresken, erhält Székely einen anderen kirchlichen Auftrag. Zusammen mit Károly Lötz und Lajos Deák Ebner beteiligt er sich an dem Ausmalen des Hauptschiffes der Abteikirche von Tihany. Die Bauarbeiten werden von György Czigler, Professor der Technischen Universität geleitet, Auftraggeber der Restauration der Kirche ist Kolos Vaszary, Erzabt von Pannonhalma. 241 Székely wird mit der Ausführung von drei Wandbildern betraut: Die vier Evangelisten über der Treppe zum Chor, Apotheose des heiligen Bischof Ányos mit den Aposteln im Hauptschiff und Musizie­rende Engel für die Orgelempore. 242 Die Decken­gemälde gestalten alle drei Künstler in gegenseitiger Abstimmung im Geist des Disputs von Raffael. 243 Székely muß sich diesmal dem Innenraum und dem Geist der im Barockstil restaurierten Kirche anpassen. Dementsprechend placiert er die Figuren in Verkür­zung, mit flatternder Draperie in eine bewegte, diago­nale Komposition. Die Farben halten sich an die beliebte helle Harmonie der Deckenmalerei des 18. Jahrhunderts. Einer der bedeutendsten kirchlichen Aufträge Székelys war die Ausführung der Innendekoration in der Matthiaskirche. Die Budaer Matthiaskirche, eigentlich Liebfrauenkirche, nimmt als Krönungs­kirche einen besonderen Platz unter den ungarischen Kirchenbauten ein. Hier fanden traditionsgemäß die Krönungszeremonien statt. So wurde unter anderem 1867 auch Franz Joseph I. hier zum ungarischen König gekrönt und im November 1916 Karl IV. Wegen dieser besonderen und speziellen Funktion der Kirche kam im Programm und in der Ausführung der Innendekoration neben den traditionellen Gesichts­punkten in größerem Maße der Einfluß von Politik und Wissenschaft zur Geltung. „In den Augen der Gesellschaft des ausgehenden Jahrhunderts war die Kirche ein bedeutendes Symbol für das historische Ungarn, schon die Restaurierung an sich wurde zu einer propagandistischen politischen Tat. Den künst­lerischen Rang garantierte andererseits eine bis ins kleinste Detail gehende Wissenschaftlichkeit. Zwar liegt der Bereich der Kunst außerhalb von Wissenschaft und Politik, doch wurden diese dennoch zu Einflußfaktoren der ästhetischen Werte, da die Zeitgenossen die national gesinnten und wis­senschaftlich authentischen Werke für ausnehmend schön hielten." 244 Der Vorschlag zur stilgerechten

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