Nagy Ildikó szerk.: Székely Bertalan kiállítása (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 1999/2)
BAKÓ, Zsuzsanna: FORSCHUNGSBEITRÄGE ZUM OEUVRE VON BERTALAN SZÉKELY
Székely mitgewirkt, und wir werden darauf später noch ausführlicher eingehen. Überblicken wir die vierzig Jahre Blütezeit der ungarischen Wandmalerei, überrascht, wie wenig Aufträge Székely erhielt, der doch über hervorragende Fähigkeiten und auch Praxis in der Wandmalerei verfügte, und wie sehr er hinter Mór Than, doch vor allem hinter Károly Lötz in den Hintergrund gedrängt wurde. 192 Die Gründe dafür sind in den Beziehungssystemen zu suchen. Ein großer Vorteil für Károly Lötz war seine verwandtschaftliche Beziehung zu dem Architekten Antal Weber beziehungsweise später seine Freundschaft zu den Architekten Miklós Ybl und Alajos Hauszmann. Für Székely wiederum war es von großem Nachteil, daß sein Förderer, Baron József Eötvös, im Februar 1871 verstarb. 193 Ein Beweis für die menschliche und moralische Größe Székelys ist die warme, aufrichtige Freundschaft, frei von jeglichem beruflichem Neid, die ihn mit Károly Lötz verband. Das geht auch aus der Trauerrede hervor, die Székely zur Beerdigung von Lötz hielt. 194 Székely schaltete sich erst von den 1880er Jahren an in die Wandmalereiarbeiten ein, obwohl er eine Praxis als Freskenmaler hatte, denn nach seiner Rücksiedlung nach Ungarn im Jahre 1862 war er nach München zur Ausführung eines Wandgemäldes berufen worden. Wie es scheint, wurden seine Erfahrungen als Freskenmaler von den ungarischen Auftraggebern weniger geschätzt als die „Praktikantentätigkeit" von Than und Lötz bei dem auch von Gusztáv Keleti schwärmerisch verehrten Wiener Meister Karl Rahl, die diese unter anderem bei den Wandmalereien im Wiener Arsenal absolviert hatten. 195 Seinen ersten Freskenauftrag erhielt Bertalan Székely am 6. Mai 1863 von König Maximilian II. Er sollte im alten bayerischen Nationalmuseum (heute Ethnographisches Museum) an der Nordwand von Saal 14 der repräsentativen Saalflucht das Wandbild Abschied Karls VII. malen 196 (Abb. 64). Das Werk Székelys war Teil eines großangelegten Programms, das nach dem Vorbild der Versailler Historiengalerie die Geschichte des bayerischen Herrschergeschlechts der Wittelsbacher und zugleich des Landes Bayern zum Inhalt hatte. 197 Die Ausführenden des Programms waren junge Absolventen der Münchener Kunstakademie. Die meisten von ihnen haben später Ruhm erworben, so z. B. Wilhelm Hauschild, Eduart Schwoiser, Theodor Pixis - der Illustrator der Münchener Wagner-Aufführungen - oder Michael Exter, der den Niebelungen-Zyklus in der Münchener Residenz malte. 198 Das Wandgemälde von Székely stellt die Flucht von Karl VII., genauer gesagt seinen Abschied von den Freunden und den Höflingen dar. 199 Nach dem Friedensschluß von Breslau 1742 zwischen Preußenkönig Friedrich II. und Maria Theresia hatte sich der Kaiser am 7. Juni 1743 gezwungen gesehen, München zu verlassen. Die Österreicher namen die Stadt ein, und der Kaiser floh nach Frankfurt. 200 Székely teilte sich in Saal 14 die Wadfläche mit Werken von C. Otto, G. Conräder, J. A. Malknecht und W. Hauschild. Er malte ein echtes Historienbild, wobei er sich auch im Stil der in der Barockzeit spielenden Szene anpaßte, so mit der Tracht der Gestalten, der - die Bewegung der Komposition unterstreichenden - Spirallinie der auf den Handkuß wartenden Personen und dem effektiven Einsatz von Licht- und Schattenwirkungen, die ihm auch bei der Betonung der Charakterdarstellungen behilflich waren. 201 Die Arbeit zog sich bis ins Jahr 1864 hin, weshalb die Literatur die Entstehung des Wandbildes in dieses Jahr datiert, vermutlich auch aufgrund eines Artikels über Székely aus der Feder von Gusztáv Keleti, der am 1. Juni 1866 in der Vasárnapi Újság erschien. Der Autor schreibt darin: „1864 vollendete er das Wandgemälde, das eine Szene aus dem Leben Karls VII. darstellt und das wegen seiner Komposition und seiner besonders schönen Farbwirkung als eines der bedeutendsten in der langen Reihe der Fresken anerkannt wird." 202 Den ersten Freskenauftrag in Ungarn erhielt Székely 1878. Er sollte das Treppenhaus der von Lajos Rauscher entworfenen Musterzeichenschule (heute Hochschule für Bildenden Künste) mit allegorischen Gestalten verzieren. Noch im gleichen Jahr legte er dem Minister für Unterrichtswesen seine Entwurfszeichnungen vor. 203 Die Pläne gelangten nicht zur Ausführung, aber der Fassadenschmuck des Gebäudes, eine Porträtfolge der großen Meister der europäischen Renaissance, wurde vollendet. Im Ersten Weltkrieg ist sie leider vernichtet worden. 204 Unter den Porträts waren Bildnisse von Holbein, Dürer und Fra Angelico. 203 Vermutlich durch den Kontakt zu dem Architekten Lajos Rauscher wurde Székely mit der Fassadendekoration des Mietshauses des EisenbahnerRenteninstituts (MÁV) beauftragt. Er begann die Arbeit 1880 und vollendete sie 1881. 206 Für den Entwurf des Gebäudes war eine Ausschreibung veröffentlicht worden, bei der der junge, aus Stuttgart gebürtige, später Ungarn werdende Architekt Gusztáv Petschacher den ersten Preis gewann. Nach der Fertigstellung des Mietshauses hat sich Petschacher auch an der weiteren Gestaltung des Körönd beteiligt. 207 Alle drei Stockwerke des Mietshauses sind reich mit Sgraffiti geschmückt. Die ornamentalen Teile entwarf Lajos Rauscher. 208 Székely schuf siebzehn allegorische Figuren im ersten Stock (s. Kat.-Nr.: 124). Stilistische Vorlagen seiner Figuren sind Renaissancewerke, vor allem erinnern sie an die Fassadenfiguren des florentinischen Palazzo Pazzi. 209 Ihre Gestaltung ist recht plastisch, die Bewegung der Figuren wirkt durch die schwungvolle Zeichnung der Draperie anmutig und leicht. Sie stehen vor einem roten oder schwarzen Hintergrund und sind von gemalter Architektur und goldverzierter Ornamentik gerahmt 210 (Abb. 65). Die erste wirklich bedeutende Aufgabe in Ungarn war für Bertalan Székely die Mitarbeit an der Innendekoration des Opernhauses. Das Programm hatten der Architekt Miklós Ybl und der Präsident der Baukommission Frigyes Podmaniczky ausgearbeitet. 211 Die Konzeption war im wesentlichen ein mythologisches Programm, das sich um die Göttergestalten