Nagy Ildikó szerk.: Székely Bertalan kiállítása (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 1999/2)
BAKÓ, Zsuzsanna: FORSCHUNGSBEITRÄGE ZUM OEUVRE VON BERTALAN SZÉKELY
porträt. Das Gemälde Die Péteri-Kinder vertritt diesen Typ. Das schmale, hochformatige Bildnis, das um die Jahrhundertwende sehr beliebt wird, ist bei Székely durch das Bildnis seiner Tochter Jenny (Zseni) vertreten. Es gibt aber auch Beispiele für den Stilwechsel in die dekorative Richtung, so das Bildnis der Adelin Madarász (Kat.-Nr.: 150, Kat.-Nr.: 149, Kat.-Nr.: 161). Schließlich veranlaßt ihn seine Experimentierlust auf dem Gebiet der Bildnismalerei sogar zur Erprobung einer neuen Technik, wie das in Keramiktechnik ausgeführte Porträt des Vilmos Zsolnay belegt (Kat.-Nr.: 174). GENREBILDMALEREI Am besten entsprach die Kunstgattung des Genrebildes Székelys romantischer Veranlagung. In diesem Thema konnten sich der Gefühlsreichtum seiner Persönlichkeit in ganzer Vielfalt und Tiefe entfalten. Die ersten Genrebilder entstanden schon sehr früh, 1855/56, wir können sie auch in seinem Jugendtagebuch finden. 1 ' 9 Die kleinen Skizzen sind bürgerliche Genrebilder, sie halten einzelne widrige, hier und da lustige, zumeist aber tragische Szenen aus dem Familienleben fest. 100 Die Stimmung der Zeichnungen ist überraschend traurig, sie geben einen zerrissenen Seelenzustand wieder oder sind zumindest sehr melancholisch gehalten. Das läßt sich vielleicht aus den Schwierigkeiten erklären, die Székely zu Beginn seiner Laufbahn hatte, und aus seinen Krankheiten, die ihn wiederholt zwangen, das Studium zu unterbrechen. Später haben Erfolge im Studium und gesellschaftliche Beziehungen diese Stimmungen verscheucht. Ab 1858 finden wir - wieder in seinem Jugendtagebuch - schon eine inhaltlich einheitliche, emotionell und auch zeichnerisch gleichermaßen entwickelte Sepiafolge, die er - einer späteren Beschriftung nach - für seine Ehefrau zeichnete. 101 Wie es scheint, liegen die Wurzeln für Székelys Vorliebe und Interesse an dieser Kunstgattung in seinem damaligen seelisch-emotionellen Zustand, der mit den Ereignissen in seinem Privatleben zusammenhing. Im Jahr 1858 lernte er auf dem böhmischen Gut der Familie Aichelburg in Marschendorf seine spätere Ehefrau kennen, die er 1860 heiratete. Gefühle der Liebe, Freude und Glück über das Familienleben sprechen auch aus den Zeilen, die er 1861 in seinem Tagebuch notierte: „Ich bin für die Subjektivität geschaffen und weiter „Freude und Schmerz des Ehelebens, wenn ich die Wirkung, die Landschaft und menschliche Situationen mir vermitteln, gut wiedergebe, dann werde auch ich wirken und sicher auf verwandte Seelen stoßen." 102 Außer Gefühlen leiteten ihn aber auch andere Überlegungen, als er - mit einer gewissen Inkonsequenz - im gleichen Jahr die folgenden Gedanken zu Papier brachte: „Die Historienmalerei hat keine Zukunft ... deshalb werde ich mich der Genremalerei widmen, es ist ein gesunder Gedanke, die Gegenwart für die Zukunft aufzuzeichnen, hier ist es auch am leichtesten, die dazugehörende Materie zu beschaffen, und Bilder, die solche Bräuche und Tugenden aufzeigen, sind in der heutigen Zeit am besten zu verkaufen." 103 Die Absicht des Malers ist verständlich, denn er hatte damals schon für eine Familie zu sorgen und wollte seine Sorgen um den Lebensunterhalt verringern, aber wir wissen, daß er dann doch nicht diesen Weg einschlug, denn zwischen 1860 und 1866 malte er vier große Historienbilder, von denen nur eines auf Bestellung entstand, die übrigen aber aus patriotischen, nationalen Gefühlen heraus zustande kamen. 104 So ließ die Genrebildmalerei einige Jahre auf sich warten. 1865 erwähnte er sie noch immer nur als Plan: „Meine Pläne sind: Familienglück zu malen, die Kinder, die schönen Frauen, die heldenhaften Objekte nicht zu vernachlässigen ,.." 105 Tatsache ist, daß er in der zweiten Hälfte der 1860er Jahre nacheinander Genrebilder malte, die vor allem die Mutter-Kind-Beziehung aufarbeiteten, während er sich von den 1870er Jahren an mit den Themenbereichen Das Leben einer Frau und Das Leben einer frivolen Frau beschäftigte. Székely war ein Maler des bürgerlichen Genrebildes, was im Hinblick auf seine Herkunft, seine Freunde und seinen Interessenkreis verständlich ist. Aber auch die andere Art der Gattung, das volkstümliche Genrebild, war ihm nicht völlig fremd. In seinem Jugendtagebuch finden wir einige derartige Skizzen. Székely hat sie nicht als endgültige Gemälde realisiert. Die Natürlichkeit und Ungezwungenheit ihrer Auffassung sind hingegen einzigartig in der Malerei jener Zeit. 106 Diese volkstümliche Richtung fand in seinem Schaffen leider keine Fortsetzung, obwohl anderthalb Jahrzehnte später ein Pressebericht meldete, daß sich Székely mit Sándor Wagner in Debrecen aufhielt: „... zahlreiche Skizzen trafen von dort ein ... die tiefverwurzelte ungarische Gegend bot den Künstlern reiches, vielfältiges Material, sie zeichneten Landschaften, Volkstrachten und einzelne Gegenstände in großer Zahl, auch auffälligere Figuren." 10 ' Wir wissen nicht, ob Székely irgendetwas von diesen Entwürfen verwirklicht hat. An dieser Stelle müssen wir aber die sogenannten Anschauungsbilder erwähnen, die nur thematisch zur Gruppe dieser Kunstgattung gehören. In Wirklichkeit entstanden sie im Auftrage des Ministeriums für Unterrichtswesen nicht als Kunstwerk, sondern zu reinen Unterrichtszwecken. „Die Bilder wurden von unseren erstrangigen Künstlern - unter anderem von Székely, Than, Keleti, Gregus, Újházi usw. - gezeichnet und gemalt, und die Universitätsdruckerei hat sie hergestellt", lesen wir in der Vasárnapi Ujsäg. l0S Von den 1840er Jahren an zeigte die Genrebildmalerei der Epoche ein abwechslungsreicheres Bild, da nun durch die Demokratisierung des Denkens neben dem bisherigen bürgerlichen Genrebild auch das volkstümliche Genrebild auftauchte. Die besten Meister der beiden Varianten - Miklós Barabás, József Borsos, Alajos Györgyi Giergl - malten im Zeichen der klassizisierenden Romantik und des Biedermeier anspruchsvolle und gefällige Werke in idealisierter