Nagy Ildikó szerk.: Székely Bertalan kiállítása (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 1999/2)
BAKÓ, Zsuzsanna: FORSCHUNGSBEITRÄGE ZUM OEUVRE VON BERTALAN SZÉKELY
Format wie das Gemälde Székelys taucht auch auf dem 1863 von C. von Blaas gemalten Bild Die Verteidigung Wiens gegen die Türken auf (Abb. 12). Székely übernahm bei der Gestaltung der Komposition Frauen von Eger das bereits bei seinem Gemälde Dobozi erwähnte „Gruppenelement". Das Wesentliche dieses Elements formulierte er folgendermaßen: „Die Gruppe ist in der Kunst eine Kompositionsweise, durch die die Einheiten eines Ganzen den Haupteinheiten unterworfen werden können." 5 ' Bei der Komposition des Bildes gestaltet er mit der Verbindung der Gruppen die endgültige Struktur: „Bei den Linien der Gruppierung habe ich mich an zwei große, typische Formate gehalten - das Format der Frauengruppe ... und das Format der niedergeschlagenen Türkengruppe, die die abgewehrte Belagerung symbolisiert. Diese beiden Gruppen balancierten sich gegenseitig aus. Das ist die Gestalt der ewigen Natur, auch die sich am Felsen brechende Welle hat eine solche Gestalt." 58 Die echte Spannung des Bildes wird von dieser Gruppenlinie vermittelt, ergänzt durch die stimmungsgeladene Kraft der Farben der brennenden Burg, den roten Grundton, der die Dramatik der Situation noch unterstreicht. Die letzte Bearbeitung der Bilder, die sich mit der Zeit der Türkenkriege befassen, ist das Gemälde Der Ausfall Zrínyis aus Burg Sziget (Abb. 13). Mit diesem Thema haben sich schon mehrere Künstler vor Székely befaßt. Ende des 18. Jahrhunderts wurde der Heldentod Zrínyis auf dem Kuppelgemälde der Pfarrkirche von Szigetvár dargestellt. Auf dem Bild kämpft Zrínyi unter dem Schutz der Jungfrau Maria, und das Opfer für die Verteidigung des Christentums kündet seinen Heldenmut. 59 Anfang des 19. Jahrhunderts zitiert auch der Reichspatriotismus gern den Heldentod Zrínyis. Den Tod des Helden, der für das Reich bei der Verteidigung des Christentums fällt, zeigt das Monumentalgemälde Der Ausfall Zrínyis von P. Krafft, auf dem sich allerdings die Person Zrínyis kaum in der bewegten, monumentalen Massenszene abhebt 60 (Abb. 14). Auf der Lithographie Zrínyis Ausfall von M. v. Schwind wird die Gestalt des Haupthelden bereits stärker betont, da der Künstler die beispielgebende Rolle Zrínyis bei dem Ereignis herausstellt. 61 (Abb. 15). Der Einfluß des Gemäldes von Krafft war noch Mitte des Jahrhunderts wirksam, denn es wurde mehrfach kopiert. Beweis dafür ist unter anderen das 1856 von Bálint Kiss gemalte Bild. 62 Székely, der zu allen seinen Historienbildern auch die auf authentischen Quellen fußenden geschichtlichen Arbeiten gründlich studierte - so die Werke von Mihály Horváth, Pál Jászai und László Szalay - wählte auch diesmal mit großer Umsicht ein Motiv, das seinen Vorstellungen am besten entsprach. 63 Aufgrund seiner Tagebucheintragungen können wir schlußfolgern, daß er der Überzeugung war, der Held von Burg Sziget handelte aus seinem Pflichtgefühl für das Christentum. Székely, der den Parabel-Charakter dieses Motivs sehr wohl erkannte, variierte es: „... nur das Herausstürmen und das Zurückschauen reichen nicht, das hat er mit jedem anderen gemeinsam, das charakterisiert Zrínyi nicht. Ihn charakterisiert der selbstbewußt für das Christentum gewählte Weg in den Tod, deshalb sind: auf das Marienbild zeigen, hinausstürmen und eine Rede halten - zwei Motive. Werden sie zugleich gegeben, schwächt das eine das andere. Darum wird es das beste sein, ihn ruhig eine Rede haltend und auf das Bild zeigend, darzustellen." 64 Die Notiz steht unter einer Skizze, obwohl sich auf den meisten Skizzen gerade dieses Motiv kaum ausnehmen läßt, denn auf den Farbskizzen sind die Formen nicht detailliert ausgearbeitet. Dazu gehören auch zwei Skizzen aus unserer Ausstellung (Kat.-Nr.: 127 und Kat.-Nr.: 128). Die Zeichenskizzen zu den Massenszenen und zu den Bewegungen der Hauptgestalt entstanden hauptsächlich 1879. 65 Wenn wir die endgültige Komposition aufmerksam betrachten, können wir jedoch das Motiv des Bildes finden, wenngleich nicht so betont, wie es in Székelys Schriften vorkommt. Eine Männergestalt, die Zrínyi in der Masse gegenübersteht, hält einen Schild oder eine Fahne in die Höhe. Zrínyi schaut während seiner Rede darauf. Auf Székelys Bild liegt die Betonung auf der Beziehung zwischen dem Anführer und den Burgverteidigern, wodurch zugleich die meditativen und die emotionellen Elemente verdeutlicht werden. Zrínyi hält eine Rede, mit der er die Burgverteidiger emotionell beeinflußt, und damit wird die seelische Verbindung zwischen ihnen deutlich. Der Künstler beabsichtigt gerade die Veranschaulichung der tiefen gefühlsmäßigen Bindung. So stellt er keine bewegte Schlachtenszene dar, sondern ähnlich wie bei Dobozi den psychischen Augenblick, die Spannung vor dem Tod. Die Mittel dazu sind - hauptsächlich auf den Skizzen - die energischen Bewegungen, das in rotem Grundton gehaltene wechselvolle Farb-Ensemble und das Licht, das die Hauptgestalt betont. Auf dem endgültigen Werk gesellt sich dazu noch das Bedürfnis nach einer nuancierteren psychologischen Darstellung, die sich vor allem in den Gesichtszügen offenbart. So wird die dramatische Kraft insgesamt etwas verhaltener. Der Betrachter kann aber bei einer aufmerksamen Beobachtung der dargestellten Personen die Verwirklichung der wichtigsten Aussage des Malers erkennen: Zrínyi und seine Soldaten entscheiden sich auch hier in erster Linie aus moralischen Gründen für den Tod. Ihr Kampf gegen die Übermacht ist sinnlos, aber ihr Tod adelt sie und kann zugleich ein Beispiel für die Nachwelt sein (Kat.-Nr.: 127-131). Székelys Interesse für einen effektiveren Ausdruck der moralischen Aussage mag ihn veranlaßt haben, das Bild Ladislaus V. und Czillei zu malen. Die Bearbeitung des Themas erfolgte - nach dem bisherigen Stand der Forschungen - ohne Vorgeschichte. Aus dieser historischen Periode - den Jahrzehnten, die der Wahl von Matthias (Mátyás) Hunyadi zum König vorausgingen ist der tragische Tod bzw. die Hinrichtung von Ladislaus (László) Hunyadi am häufigsten dargestellt worden. Die bekanntesten Bilder sind Die Beweinung des László Hunyadi von Viktor Madarász oder Der Abschied des László Hunyadi von Gyula Benczúr.