Markója Csilla szerk.: Mednyánszky (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2003/2)

László Mednyánszky im Spiegelbild kunstwissenschaftlichen Schrifttums: wissenschaftliche und kulturhistorische Beiträge - Zsófia Kiss-Szemán: László Mednyánszky im Spiegelbild kunstwissenschaftlichen Schrifttums

ZSÓFIA KISS-SZEMÁN László Mednyánszky im Spiegelbild kunstwissenschaftlichen Schrifttums' Anlässlich der Personalausstellung 1897 - der einzigen zu seinen Lebzeiten - in Paris ergab sich erstmals die Gelegenheit für eine ernsthaftere Bewertung des Schaffens von László Mednyánszky. Der Maler folgte mit die­ser Präsentation übrigens dem Rat seines Vaters 2 der ihm nahe legte, seine Arbeiten im Ausland einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Der französische Kritiker Adrien Remacle beschäftigte sich in seiner Abhandlung 3 mit der Interpretation der Inhalte sowie mit den zentralen Elementen in Mednyánszkys Werken. Es scheint, dass der französische Kritiker viel tiefer in das Wesen Mednyánszkys Schaffen eingedrungen ist, als seine eigenen Landsleute. Dies wird auch teilweise durch die Thematik der ausgestellten Bilder belegt - so präsentierte der Künstler neben den Landschaften auch figurale Gemälde, die von den ungarischen Kritikern bislang ignoriert worden waren. Diese stellten Vagabunden und Ausgestoßene in den Großstädten dar. Zum anderen wird hier eine unvoreingenommene Haltung des Autors deutlich, die nicht von den legendären Geschichten über Mednyánszky belastet war, die so oft und folgenschwer den Charakter der Artikel über den Maler prägten. Remacle brachte einige grundlegende Gedanken in die Interpretation ein, die in der Folge die Bewertung von Mednyánszkys Arbeiten beeinflussen sollten: eine direkte und unmittelbare Beziehung zwischen Künstler und Umwelt, bzw. Natur, sowie eine außergewöhnliche Spannung in der Landschaftsmalerei, die Szenenbildern eines unsichtbaren Dramas vergleichbar sind 4 . Er betonte die Qualität der figürlichen Darstellungen, stellte fest, dass der Maler sich nicht aus Mitleid von diesen Menschen angezogen fühlte, sondern vielmehr aus Sympathie. Außerdem trennte er die Landschaftsmalerei nicht von der figuraler Malerei. Im Gegenteil, er entdeckte darin sogar einen engen Zusammenhang: Kopfstudien, die „von Modernismus und Tragik aufgeladen sind und in bedrohlicher Weise die Bedrängnis und Grausamkeit in den Karpatenländern widerspiegeln". 5 Die Ausstellung in Paris und deren positive Resonanz öffneten Mednyánszky den Weg zur Anerkennung auch zu Hause in Ungarn und förderte zugleich ein größeres Interesse für sein Schaffen. Die Folge davon waren mehrere Artikel und Studien. 6 Zu den wichtigsten zählen die späteren Essays von Károly Lyka: Mednyánszky stílusa [Der Stil von Mednyánszky] 7 und Mednyánszkyról [Über Mednyánszky]" ( Abb. 1). Lyka betonte in seinen Überlegungen vor allem den Unterschied zwischen dem Poetischen und Malerischen. Er verteidigte die Sprache, das Denken und die Besonderheiten der Ausdrucksmittel in der Malerei. Seine Thesen untermauerte er durch Mednyánszkys Werke, indem er an konkreten Gemälden eigene Ideen (wie z. B. Raumwirkung, Farbkontrast, Rhythmus) aufzeigte und meinte, Mednyánszkys Stil sei einerseits von diesen erwähnten Ideen, andererseits von seiner „resümierenden Art und Weise des Malens" gekennzeichnet. Diese gründete sich auf seiner eigenen Wahrnehmung der Natur. Deren Betrachtung sowie Entdeckung verschiedenster Phänomene hätten Veränderungen in Mednyánszkys malerischem Schaffen zur Folge. Allerdings war sich Lyka darüber im klaren, dass „seine Werke keine Naturbeschreibungen, sondern entscheidende Naturphänomene darstellen, wobei das, was die Persönlichkeit des Malers als wichtig emp­findet, zusammengefasst, vereinfacht und betont wird. Das Wichtige wird hervorgehoben und alles andere, was lediglich Inventar und an und für sich überflüssiger Kram gewesen wäre ausgeschlossen." 9 Lyka widmete in diesen Artikeln auch dem figürlichen Schaffen des Malers Aufmerksamkeit, 10 wobei sich hier sein Zugang ebenso sensibel erweist, wie im Bereich der Landschaftsmalerei - und das, obwohl die meisten Theoretiker damals auf diese Problematik verzichteten. Geradezu als einseitig ist dagegen die erste monographi­sche Bearbeitung von Mednyánszkys Schaffen 11 von Dezső Malonyay 12 zu bezeichnen. Indem er an die figuralen Darstellungen in einer Auswahl von Reproduktionen erinnerte, entsprach er weitgehend den Erwartungen des Publikums. Malonyays Interpretation beruht in erster Linie auf dem persönlichen Verkehr mit dem Maler, doch äußert sich darin zweifelsohne das Verdienst seiner Arbeit. Dieses Faktum führt jedoch einige Stolpersteine mit sich, denen der Autor nicht gewachsen war: so schenkte er z. B. der legendären Figur des Künstlers und seiner Familie zu viel Aufmerksamkeit, was zur Folge hat, dass für das Werk selbst wenig Raum bleibt. Zum Ausgleich seines subjektiven Standpunktes bemühte er sich um die Lösung einiger theoretischer Probleme in der Kunst. Seine Ausgangspositionen versuchte er mit der damals modernen Theorie Hyppolite Taines zu untermauern, des­sen Thesen er jedoch teilweise zu mechanisch und teilweise inkonsequent anwandte. 13 Erst nach langer Einleitung schaffte es Malonyay, zur eigentlichen Problematik und zum Gegenstand vorzudringen, wobei er eine unbewusste Selbstkritik äußerte: „... der Künstler kann eine einzige Monographie haben: seine künstlerische Entfaltung. Alles andere, was man von überall her über ihn aufstöbert, ist mehr oder weniger Indiskretion." 14 Malonyay befasste sich in diesem Teil mit der Funktion des Lichtes, der Farbe und der Kontur in Mednyánszkys Gemälden. 15 Die Analyse des semantischen Hintergrundes dieser Elemente ist Grundlage für Überlegungen zum Gegensatz des Schönen und Pittoresken. Diese Gedanken stammen ohne Zweifel vom Maler selbst, aus seinem Naturverständnis. Das Wesen

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