Jávor Anna szerk.: Enikő Buzási: Ádám Mányoki (1673–1757), Monographie und Oeuvrekatalog (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2003/2)

Vorwort

50. Louis de Silvestre (1675-1760): Gräfin Marcybelle Oginska, 1724 Dresden, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Gemäldegalerie Alte Meister und sich mit der Dresdener Rechnung ohne detaillierte Angaben aus dem Jahr 1715 in Zusammenhang bringen ließe. Von den Bildern, die in der ersten Warschauer Rechnung angeführt sind, haben sich bis zum 20. Jahrhundert sechs Bild­nisse erhalten, fünf davon verewigen Damen des polnischen Hofes. Alle sind halbfigurig im gemalten Oval, mit einer Aus­nahme ohne Hände. Diese Komposition entspricht dem damals bereits etwas überholten Bildtyp, der in den letzten beiden Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts in der französischen höfi­schen Porträtmalerei vorherrschte und für die Frühwerke von Largillière, für die damals entstandenen weiblichen Bildnisse von François de Troy, Jacob Ferdinand Voet sowie Pierre Gobert bezeichnend war. Dieses vereinfachte Bildform trat in den Arbeiten von Antoine Pesne um 1712/13 nurmehr als Kabi­nettvariante der großformatigen Bildnisse in Erscheinung, 21 blieb aber in der sächsischen höfischen Bildnismalerei noch eine Zeitlang vorherrschend, bis die neuesten französischen Erzeugnisse der Gattung infolge der Ankunft von Louis de Sil­vestre im Jahr 1716 allmählich maßgeblich wurden. Die in Mányokis Rechnungen von 1713 und 1715 aufgezählten Werke gehörten zur Schönheitengalerie Augusts IL, die auch Werke ähnlichen Formats und ähnlicher Maße von weiteren Bild­nismalern am Dresdner beziehungsweise Warschauer Hof, von Daniel de Savoye, David Hoyer, François de la Croix sowie Pierre Gobert und anderen umfaßte. 22 Die Bildnisgalerie Augusts II. zählt mit ihrer vermutlichen Entstehungszeit im ersten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts auf deutschem Gebiet eindeutig zu den frühen Beispielen. Ihr ging nur eine Serie für den bayerischen Hof aus den 1670er Jahren voran, die nächsten beiden Folgen, jene für Kurfürst Max Emanuel von Bayern, entstanden bereits zeitgleich mit der für August den Starken. Auf einer der beiden von Max Emanuel bestellten Folgen waren Damen des Hofes von Ludwig XIV. von Frankreich dargestellt, und der Maler dieser Bilder, Pierre Gobert, war auch einer der Meister der Schönhei­tengalerie Augusts des Starken. 23 Da die Bestimmung der Schön­heitengalerien kaum über die Rolle der repräsentativen Ausstat­tung des höfischen Milieus, eines dekorativen Tableaus des Hof lebens hinausging, lagen die Akzente weniger auf den einzel­nen Bildern als auf der repräsentativen Gesamtwirkung der Folge. Daran liegt es wohl, daß die erhaltenen Bilder Mányokis für die Schönheitengalerie eine Art oberflächliche Dekorativität und hinsichtlich der Ausführung der Accessoires und der Kleider einige Verschwommenheit und spürbare Hastigkeit verraten. Bei diesen Bildern verwendete er - für ihn ungewöhnlicherweise ­weniger Aufmerksamkeit auf Abwechslung in der Komposition und auf anspruchsvolle Detaillösungen. Hingegen zeigen die bekannten Stücke der Folge in der Erfassung der Persönlichkeit der Dargestellten keinerlei Kompromisse. Jene Werke Mányokis, die, nach ihren Maßen zu urteilen, zur Schönheitengalerie gehörten, sind im Inventar „von 1722/28" ohne genauere Angabe ihrer Aufstellung als in Pillnitz befind­lich verzeichnet. Was noch aus diesen Einträgen hervorgeht, bezieht sich auf ihren vormaligen Standort: Sie kamen alle aus „Ihro Hoheiten Garten". Die Forschung identifizierte diesen Ort mit dem zwischen 1668 und 1672 errichteten „Türkischen Palais", das sich im damals „Italiänischer Garten", nach 1719 „Türkischer Garten" genannten Park befand und nach den Entwürfen Daniel Pöppelmanns zwischen 1715 und 1719 mit orientalischen Elementen in seiner Ikonographie neu erbaut wurde. 24 Das im türkischen Geschmack ausgestattete „Tür­kische Palais" war im September 1719 der hauptsächliche Schauplatz der größtenteils orientalisch inszenierten Feier­lichkeiten anläßlich der Hochzeit des Kurprinzen Friedrich August mit der Erzherzogin Maria Josepha von Osterreich. Nach diesem Ereignis schenkte August der Starke das Palais mit dem dazugehörigen Park - von nun an „Ihro Hoheiten Garten" genannt - seiner Schwiegertochter. Der orientalische Charakter des erneuerten Palais, die Ausstattung aus Einrichtungsgegen­ständen und Requisiten überwiegend türkisch-persischen Ursprungs, 25 hauptsächlich aber der Übergang in das Eigentum der jungen Kronprinzessin lassen vermuten, daß die Schönhei­tengalerie mit den Bildnissen von Hofdamen und Mätressen einen anderen Platz erhielt. 26 Die Entfernung der Schönheitengalerie von ihrem ersten Standort und ihre spätere Unterbringung in Pillnitz führt in eine neue Phase der Geschichte dieser Folge und somit auch des Schicksals von Mányokis Werken hinüber. Die Verlegung der Schönheitengalerie - eventuell nur eines Teils davon - nach einem neuen Schauplatz und ihre dortige Aufstellung ist keineswegs nur eine technische oder sammlungsgeschichtliche Frage. Manche damals schon vorhandenen und bis heute erhal­tenen Stücke, darunter zwei zu Kniestücken ergänzte Bildnisse Mányokis, legen die Vermutung nahe, daß August der Starke der Galerie im Zusammenhang mit der Neuaufstellung einen repräsentativeren, in der Ikonographie mannigfaltigeren und dekorativeren Charakter geben wollte. Es dürfte mit diesem

Next

/
Oldalképek
Tartalom