Jávor Anna szerk.: Enikő Buzási: Ádám Mányoki (1673–1757), Monographie und Oeuvrekatalog (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2003/2)

Vorwort

10. Ausblick: Die hinterlassenen Kunstwerke und die Bibliothek von Mányoki Ádám Mányoki starb völlig verarmt am 6. August 1757 in Dres­den und hinterließ erhebliche Schulden. Da er keine Familie hatte und bei seinem Ableben über gar kein Bargeld verfügte, wurde er am 8. August auf Kosten seines Rechtsanwalts Johann Sigismund Zeidler auf dem Dresdner „Johannisfriedhof" beige­setzt. 1 Zur Klärung seiner finanziellen Angelegenheiten kam sein gesamter Nachlaß unter den Hammer. Die Versteigerung wurde zwischen dem 1. und dem 6. Juni 1758 bei vier Gelegen­heiten, sodann für die noch verbliebenen Gegenstände am 21. und 22. August 1758 durchgeführt. Zu diesem Zweck wurde von den beweglichen Gütern ein detailliertes Verzeichnis angelegt, das im Sächsischen Hauptstaatsarchiv in Dresden unter den Akten des Liquidationsverfahrens, das sich noch bis 1842 hin­zog, bis heute erhalten ist. 2 Das zwischen dem 29. November und dem 9. Dezember 1757 aufgenommene Inventar mit 486 Posten ist ein außerordentliches Dokument, nicht nur unter dem Gesichtspunkt der Kunstgeschichte. Die Auswertung der Angaben weist weit über die Grenzen dieser Disziplin hinaus. Das Dokument verzeichnet nämlich außer den nachgelassenen eigenhändigen Werken, seiner Sammlung an Druckgrafik und einigen Gemälden von unbestimmbarer Herkunft auch die Bi­bliothek des Malers - 237 Bücher und 26 Handschriften - und vermittelt durch die Aufzählung seiner sonstigen beweglichen Güter auch von der existenziellen Lage des damals bereits seit Jahren pensionierten Malers ein getreues Bild. Das Inventar beginnt im wesentlichen mit den Kunstwerken: Nach den persönlichen Dokumenten, die fünf Posten aus­machen, werden die Gemälde und die Kupferstiche aufgezählt. In diesem Teil der Quelle sind 48 Gemälde, 289 Kupferstiche und 10 Zeichnungen registriert. Vier der letzteren sind als „mechanische Zeichnungen" angeführt, sechs „Fundament Zeichnungen" stammen von Johann Daniel Hertz (wahrschein­lich dem Älteren) 3 , zu ihrer Herkunft gibt es jedoch keine Er­klärung. Unter den verhältnismäßig zahlreichen Stichen wis­sen wir von 23 Jagdstücken, daß sie Werke von Johann Elias Ridinger sind, 38 Kupferstiche stammen aus der 1698 veröf­fentlichten, 40 Blätter umfassenden Simson-Folge des François Verdier. 4 Bei den übrigen sind die Autoren unbekannt. Mit Ausnahme der 25 Porträtstiche sind es - die bereits erwähnten mit einbegriffen - sämtlich Darstellungen von biblischen oder ovidschen Szenen. Bei der Stichsammlung eines Porträtmalers erscheint dieses ungleiche Verhältnis zulasten der Porträt­stiche, die ihm als Vorlage hätten dienen können, mehr als ungewöhnlich. Dennoch läßt sich eine Erklärung dafür finden, zum Teil aufgrund der im Nachlaß aufgezählten Gemälde. Das Verzeichnis wurde mit großer Sorgfalt angelegt: Es ist jeweils angemerkt, wenn das Gemälde nach damaligen Infor­mationen von Mányoki selbst stammte oder wenn es sich nicht um seine Arbeit handelte, und es gibt auch eine Anzahl von Gemälden, bei denen hinsichtlich des Autors keine Angabe gemacht wurde. 5 Außerdem wurde festgehalten, ob es sich um ein „Original", um eine Kopie, eine Skizze oder ein unvollen­detes Werk handelte. Es ist hier zu erwähnen, daß die Inven­tarisierung tagelang dauerte und Mányokis Gehilfe Johann Heinrich Göders ständig dabei war. Am 30. November, bei der Auflistung der Gemälde, kam auch der andere Gehilfe, Hein­rich Salomon Liscovius, hinzu. 6 Die Angaben im Verzeichnis, auch hinsichtlich der Autorschaft, sind daher als authentisch anzusehen. Bei den Gemälden ohne weitere Angabe - das sind überwiegend Porträts oder Charakterköpfe - ist es nicht aus­zuschließen, daß sie ebenfalls Werke von Mányoki sind, jedoch aus einer viel früheren Zeit. Unter den Gemälden gab es nur sehr wenige, die nicht in die Gattung Mányokis gehörten, also weder Bildnisse noch Charak­terköpfe waren. Unter diesen eignet das Verzeichnis zwei Bilder dem verstorbenen Maler zu, eine „weinende Maria Magdalena" und eine „Enthauptung Holifernes". (A. 225, 226) Letztere war nach dem Inventar eine Kopie - und diente dem Maler als solche vermutlich zum regelmäßigen Broterwerb. Das geht aus zwei weiteren Dokumenten hervor, die mit dem Nachlaßver­fahren zusammenhängen. In diesen geht es um einige von Mányoki ausgeführte Kopien. Das eine Dokument zählt, beglaubigt durch Mányokis Rechtsanwalt, 16 Kopien auf, darunter eine Hirtenszene nach Philipp Peter Roos („Römischer Rosa"), eine „Biblische Historie" mit Hagar, zwei Landschaften und ein italienisches Blumenstück. 7 Daselbst werden weitere 12 Gemälde angeführt, ebenfalls als Werke Mányokis. Daß es sich bei letzteren dennoch nicht um eigene Arbeiten handelte, geht erst aus einer anderen Quelle hervor, einer etwas späteren schriftlichen Aussage von Göders und Liscovius. 8 Daraus er­fährt man, daß sich im Besitz Mányokis folgende Werke namentlich angegebener Maler, „Originalia", befanden: „der weinende Petrus" von Mattia Preti, eine „Judith mit Holofernes Haupt", laut Zeugnis der Gehilfen von Joos van Cleve (das Bild gleichen Themas im Nachlaßverzeichnis könnte deren Kopie gewesen sein), eine „Maria mit dem Christ Kindl", laut Quelle von „Holwachs" (eventuell dem in Prag tätigen Michael Wenzel Halbax 9 ), zwei Architekturstücke von „Stür", (möglicherweise einem Mitglied der Hamburger Malerfamilie Stuhr 10 ), zwei Landschaften, eine von Anton Faistenberger, die andere die Arbeit von „du Bois" (vermutlich handelt es sich dabei um den Berliner Landschaftsmaler Charles Svlva Dubois, einen Freund von Pesne und Knobeisdorff 11 ), je ein Stilleben mit weißen bzw. roten Weintrauben von Tobias Stranover, ein „Hanse" von „Castardi" und schließlich zwei Blumenstücke von „Dubusson Senior", das heißt von Jean Baptiste Gayot Dubuisson. 12 Obwohl diese kleine Sammlung im Nachlaßverzeichnis nicht enthalten ist - Göders und Liscovius sprechen in ihrer Aussage vom

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