Jávor Anna szerk.: Enikő Buzási: Ádám Mányoki (1673–1757), Monographie und Oeuvrekatalog (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2003/2)

Vorwort

hing des Œuvres geblieben. 31 Obwohl dieses Buch mit seinem nicht gerade wissenschaftlichen System, in dem die Geschich­ten und Anekdoten über das Hofleben um August den Starken besonderen Nachdruck erhalten, wie auch mit seiner Anschau­ung und mit seinen kunsthistorischen Urteilen überholt ist, bleibt es trotzdem Lázárs Verdienst und ein bis heute gültiger Vorzug seiner Arbeit, daß er sich mit dem Lebenswerk zu einer Zeit beschäftigte, als die Mehrzahl der Werke noch in histori­schen und Familiensammlungen zugänglich war. Denn wiewohl dem Manyoki-Œuvre auch seitdem ständig neue Werke zugeführt werden, sind so manche Bilder, Kriegsverluste oder verschollene Stücke, nur mehr aus der Sammelarbeit von Lázár bekannt. Ahnlich verhält es sich mit dem Archivmaterial: Lázár bearbeitete noch die inzwischen vernichteten Akten des Hagedorn-Nachlasses, andererseits ist es hinsichtlich der frühen Berliner Jahre und der höfischen Aufträge Mányokis ein Verlust für immer, daß er das Material des Brandenburg-Preußischen Hausarchivs, dessen Fonds aus der Zeit Friedrich Wilhelms I. im Weltkrieg fast völlig vernichtet wurden, nicht berück­sichtigte. 32 Obwohl diese Monographie auch heute den Aus­gangspunkt für die Forschung bildet, muß sie mit scharfer Kri­tik benutzt werden. Vor allem wegen der allgemeinen, vielfach irreführenden Ungenauigkeit bei den Verweisen auf Angaben und Quellen, aber auch hinsichtlich des mit unbegründeten Zuschreibungen erstellten Lebenswerkes. Nur knappe zwei Drittel der bei Lázár angeführten Gemälde lassen sich heute als eigenhändige Arbeiten, Originale oder Kopien bestätigen. Das übrige hat sich zum Teil als unbegründbare Zuschreibung erwiesen oder wurde in den vergangenen vierzig Jahren von der Forschung (vor allem zu Pesne und de Silvestre) - mit Recht - Mányoki abgesprochen und für diese beiden Künstler in Anspruch genommen. Trotzdem bleibt es ein Verdienst Lázárs, aus den erhaltenen Rechnungen im Dresdener Archiv sowie aus den Inventaren der Königlichen Sammlungen aus dem 18. Jahrhundert - aus denen er allerdings ziemlich oberflächliche Auszüge voller wesentlicher Mißverständnisse machte - zum erstenmal ein umfassendes Bild von der Bedeutung und dem Umfang der Tätigkeit des Malers am Dresdner Hof gegeben zu haben. Er brachte völlig neue Elemente in die Forschung ein, indem er den - hauptsächlich Leipziger - bürgerlichen Auf­traggeberkreis Mányokis erfaßte und seine Aufmerksamkeit auf die in Nachstichen überlieferten Werke erstreckte. Ferner gliederte er die Mányoki-Bilder der ehemaligen Sammlung Hagedorn als Angaben in das Lebenswerk ein, genauso die im Nachlaßinventar des Malers aufgezählten Arbeiten - wobei er leider die Angaben wieder nur ungenau anführte beziehungs­weise bearbeitete. Die Chronologie der Werke ist in der Mono­graphie wenig übersichtlich dargestellt und bedarf vielfach der Korrektur, andererseits sind aber die Schaffensperioden deut­lich voneinander abgegrenzt. Es sei hier noch erwähnt, daß etwa gleichzeitig mit der Materialsammlung Lázárs, im Jahr 1930, im Künstlerlexikon Thieme-Becker ein Artikel über Mányoki von Károly Lyka - zum Teil mit eigenen Forschungs­ergebnissen - veröffentlicht wurde, in dem das Lebenswerk auf dem Niveau der damals erst in Vorbereitung befindlichen Monographie zusammengefaßt ist. 33 Die Forschungen bezüglich der Gesamtheit des Lebenswerks sind nach dem Erscheinen der Monographie Lázárs vorüberge­hend zum Stillstand gekommen. Die Beiträge der folgenden Jahrzehnte - und ein Teil der parallel zu den Vorarbeiten zur Monographie veröffentlichten Mitteilungen 34 - behandelten eine Anzahl offener Fragen, die genauso wie die Fragestellun­gen selbst in erster Linie mit der ungarischen Schaffenspe­riode Mányokis im Zusammenhang standen. Eine Übersicht über die ungarischen Bezüge der Laufbahn und des Schaffens von Mányoki samt Bewertung findet sich in den beiden Bän­den der Epochenmonographie von Klára Garas über die Barockmalerei in Ungarn, in der die zweite, mit Werken doku­mentierbare, daher tatsächlich analysierbare Schaffensperiode des Künstlers in Ungarn ausführlicher behandelt wird. 35 An dieser Stelle wird auch für die offensichtlichen Auffassungs­unterschiede der im Ausland beziehungsweise in Ungarn ent­standenen Auftragswerke eine Erklärung gegeben, der wohl auch in Zukunft nicht viel hinzuzufügen sein wird. Dabei rührt die modellhafte „Auswertung der Lage" hinsichtlich der künstlerischen und existentiellen Möglichkeiten des Künstlers im nicht gerade kunstfreundlichen Auftragsmilieu Ungarns der zwanziger Jahre des 18. Jahrhunderts bereits an kunstso­ziologische Gesichtspunkte. Um die gleiche Zeit erschienen der Reihe nach die Archivmitteilungen von Endre Zsindely, die über die Korrespondenz des Malers mit Pál Ráday und ihre Kontakte hinaus ein Licht auf den Bekanntenkreis und die Auftraggeber Mányokis in Ungarn warfen und weitere Schluß­folgerungen ermöglichten. 36 Eine wichtige Station im Verlauf der Erschließung und Zusammenfassung der Forschungs­ergebnisse bedeutete 1957 die Gedächtnisausstellung Mányokis im Museum der Bildenden Künste in Budapest, die wegen der Übereinstimmung der Gattung und der Epoche gleichsam als Fortsetzung der Ausstellung „Kupezky und seine Zeitge­nossen" von 1954 gelten konnte. 37 Die Auswahl - Werke aus ungarischen Kunstsammlungen, ergänzt durch einige Stücke aus dem Warschauer Nationalmuseum - folgte in jeder Hin­sicht den Bestimmungen Lázárs. 38 Die um jene Zeit veröffentlichten historischen Quellen­werke zur Epoche des Rákóczi-Freiheitskampfes boten auch für die Kunstgeschichte brauchbare Anhaltspunkte, vor allem die von Kálmán Benda annotierte kritische Ausgabe der Schriften von Pál Ráday, dem Vorsteher der Militärkanzlei des Freiheitskampfes, mit wertvollen Angaben zum diplomati­schen Aufgabenkreis Mányokis. 39 Lajos Hopp gab später als Nebenprodukt seiner Forschungen zur Literaturgeschichte der Rákóczi-Emigration eine Übersicht über Mányokis Jahre im Dienst des Fürsten und zeichnete diese mit besonderem Augenmerk auf die Epoche des Exils in Danzig nach. 40 Die ungarische Kunstwissenschaft stellte dann - parallel zu den Ergebnissen anderer Disziplinen und zum Teil auf jenen auf­bauend - die erste Schaffensperiode Mányokis in Ungarn beziehungsweise seine Auftragswerke für Rákóczi in den Mit­telpunkt ihrer Untersuchungen. 41 Für die Beurteilung der Tätigkeit des Malers am Hof brachte die ausführliche und nuancenreiche Darstellung des Mäzens Rákóczi neue Anhalts­punkte und bot auch neue Auslegungsmöglichkeiten. 42 Auf dieser Grundlage ist es möglich geworden, im Zusammen­hang mit der künstlerischen Propaganda des Freiheits­kampfes und den Ansprüchen der fürstlichen Repräsentation die Gründe zur Einladung Mányokis nach Ungarn zu unter­suchen und die Komplexität seiner Aufgaben am Fürstenhof zu präzisieren. 43

Next

/
Oldalképek
Tartalom