Mikó Árpád – Sinkó Katalin szerk.: Történelem-Kép, Szemelvények múlt és művészet kapcsolatáról Magyarországon (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2000/3)
GESCHICHTE - GESCHICHTSBILD - Zusammenfassungen der Beiträge
geglichen, und diese Proportionen galten auch für jede einzelne Rubrik. Im ersten Band erschien das umfangreiche, von Mednyánszky zusammengestellte Kalender der bedeutenden Daten der ungarischen Geschichte (Historisches Tagebuch für Ungarn); dadurch wurde all das ersetzt, was aus dem patriotischen Kalender des ersten Bandes der ersten Folge gefehlt hatte. In jedem Band wurden einige umfangreichere historische Abhandlungen untergebracht, desgleichen einige Biographien von Herrschern, Staatsmännern oder Wissenschaftlern. Unter der ständigen Rubrik Ahnen-Tafel wurden jährlich die Geschichten von je zwei österreichischen, ungarischen und böhmischen Aristokraten- oder Adelsfamilien behandelt. Umfang und Charakter der Erzählungen unter der Rubrik Sagen und Legenden, Zeichen und Wunder zugegebenermaßen die Lieblingsspalte Hormayrs - waren sehr unterschiedlich: der Bogen reichte von Stiftungssagen tiroler Klöster bis zu Legenden mährischer Gnadenbilder, von Familientraditionen zur Erklärung von Wappenbildern und Namen über Geschichten aus Volksmärchenelementen und Burgsagen bis zu Episoden aus Geschichtswerken. Größtenteils aus Erstveröffentlichungen im Taschenbuch stammen jene Erzählungen, die Mednyánszky unter dem Titel Erzählungen, Sagen und Legenden aus Ungarns Vorzeit (1829, erste ungarische Ausgabe: 1832-1834) und Mailáth im Band Magyarische Sagen und Mährchen (1825) herausgaben. (Ferenc Kazinczy übersetzte letztere noch im Erscheinungsjahr, aber das Manuskript wurde erst aus seinem Nachlaß, von seinem Sohn 1864 herausgegeben. Ebenfalls regelmäßig erschienen Geschichten und Beschreibungen von Burgen und Burgruinen. Der überwiegende Teil der Geschichten ungarischer Burgen kam aus der Feder von Mednyánszky, besonders die nordungarischen, aber im zweiten Band veröffentlichte er auch die auf Ungarisch verfaßten und in der Zeitschrift Tudományos Gyűjtemény 1817 bereits gedruckten Beschreibungen von Visegrád und Esztergom mit Illustrationen, damit die beiden Königssitze von herausragender Bedeutung nicht aus der deutschen Folge fehlten. In jedem Band kamen auch Gedichte, teils Wiederveröffentlichungen der erfolgreicheren patriotischen Geschichtsballaden aus dem Archiv - mit Stichillustrationen -, teils Neuigkeiten wie die Gedichte Köffingers von der Burg Beckó oder vom Geist der Burg Szomolány. GÁBOR GYÁNI GESCHICHTSSCHREIBUNG: DIE WISSENSCHAFT DES NATIONALEN GEDÄCHTNISSES? Die fachgemäße Geschichtsschreibung wurde im Zeichen des Positivismus des 19. Jahrhunderts geboren. Daraus folgte, daß sich die Geschichtsschreibung entsprechend der rationalen Methode der historischen Erkenntnis als die richtige, zur Auffindung der Wahrheit einzig geeignete Wissensform definieren konnte. Im Laufe des 20. Jahrhunderts werden aber zunächst vereinzelt (Carl L. Becker, Robin Collingwood), neuerdings als kräftige Strömung (Hayden White, postmoderne Theorie) immer offensichtlichere Zweifel gegenüber dem Begriff der Geschichtsschreibung als ausschließliche Wissenschaft der Tatsachen angemeldet. Die Vertreter dieser Auffassung behaupten einhellig, all das, was der Historiker als von der Wissenschaft akzeptierte Tatsache behandelt, sei nichts anderes als sprachlich geformte geistige Konstruktion, die also keinesfalls die Repräsentation (Mimesis) der vergangenen Wirklichkeit darstellen könne. Hinsichtlich dieses neuen Begriffs der Geschichtsschreibung kommt dem Sinn und der Funktion der Erinnerung (remembering) und dem kollektiven Gedächtnis (memory) eine hohe Bedeutung zu. Nach Feststellung der kognitiven Psychologie ist die Erinnerung eine rein konstruktive mentale Tätigkeit. Das neuere Verständnis des kollektiven Gedächtnisses im Sinne von Maurice Halbwachs stärkt ebenfalls die Überzeugung, daß das traditionsgegebene Bild der Vergangenheit das ausschließliche geistige Geschöpf der sich erinnernden Gemeinschaft darstellt. In unserem Aufsatz versuchten wir den Prozeß zu verfolgen, wie sich der von der Geschichtsschreibung gegebene wissenschaftliche Begriff der Vergangenheit gegenüber dem Geschichtsbewußtsein (und -wissen) durchsetzte, die unmittelbar auf der persönlichen Erinnerung oder der Tradition beruhte. Die Vertreter der ungarischen Geschichtsschreibung, die sich von den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts an allmählich verwissenschaftlichte, haben immer häufiger darauf Anspruch erhoben, durch die „Weckung des Geschichtsgefühls" das Geschichtsbewußtsein der Gesellschaft selbst zu bestimmen. Die Geschichte, die sich im Ergebnis der geistigen Tätigkeit der Historiker abzeichnete, erhielt im wesentlichen zugleich als nationale Geschichte ihren entsprechenden Sinn und ihre angemessene Bedeutung. Dadurch erhielt die Geschichtsschreibung im Kontext der allgemeinen Praxis der Historisierung des ausgehenden Jahrhunderts allmählich ihre vorrangige Stelle. Die Geschichtsschreibung, das heißt das einzig rechtmäßige Verfahren der Darstellung und der Interpretation der Vergangenheit, begann einen schonungslosen Kampf gegen das in die Tradition eingebettete historische Gedächtnis. Dies führte unter anderen zur Erweiterung der Raum- und Zeitkoordinaten der Vergangenheit, umfaße doch das bäuerliche Geschichtsbewußtsein selten die zeitliche und räumliche Gesamtheit der nationalen Vergangenheit. Die Geschichtsschreibung als nationale Wissenschaft stieß aber in ihrem Kapf gegen den Begriff der Vergangenheit als Tradition auch auf ernste Schwierigkeiten. Zum einen, weil sich das historische Material (die wissenschaftliche Erschließung der Vergangenheit) - wie am Beispiel der Urgeschichte ersichtlich - nicht leicht in der gesamten zeitlichen und räumlichen Extension der Ver-