Mikó Árpád – Sinkó Katalin szerk.: Történelem-Kép, Szemelvények múlt és művészet kapcsolatáról Magyarországon (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2000/3)
GESCHICHTE - GESCHICHTSBILD - Einführung in die Ausstellung
Sturz der Hauptpersonen traten nicht an sich und um ihrer selbst willen an den Wänden repräsentativer Räume oder in den Buchillustrationen in Erscheinung. Die Künstler brachten damit auch die bis in die Gegenwart reichende Wirkung der Ereignisse und der Taten der Helden zum Ausdruck. Weit zurückliegende Ereignisse wurden nicht um ihrer selbst willen dargestellt, nicht nur heraufbeschworen, sondern auch gedeutet. Alte Historienbilder tragen daher über ihr unmittelbares Thema hinaus im allgemeinen auch eine allegorische Bedeutung. Die Beispielhaftigkeit der Taten so mancher Helden früherer Zeiten ist für den Betrachter meistens nicht aus der Darstellung eines einzigen Ereignisses, sondern aus der allegorischen Bedeutung ganzer Folgen, komplizierter Bildensembles verständlich geworden. Die Allegorie ist sozusagen eine höhere Stufe der Historienmalerei, ein Mittel zur Erschließung der historischen Bedeutung der Ereignisse. Aus diesem Grunde kamen auch mythologische Götter als Verkörperungen allgemeiner menschlicher Tugenden auf diese Bilder. Der zeitgenössische Betrachter fand diese Einsetzung mythologischer Gestalten nicht langweilig, vielmehr verstand er sie als Bestätigung für die zeitbeständigen militärischen Tugenden der ganzen Nation, wie auch die Herrscherdarstellungen über ihren unmittelbaren Gegenstand hinaus auch allegorische Vergegenwärtigungen der Nation, der Hungária oder Pannoniens waren. Der Anspruch auf weltliche Allegorien kam in Europa in erster Linie an den Fürstenhöfen auf. Einer der wichtigsten unter diesen war Prag, der Sitz Kaiser Rudolfs II. und Königs von Ungarn. Unter den Denkmälern dieser Gattung in Ungarn war die 1646 vollendete Panneau-Folge der Burg Preßburg die bedeutendste. Die Bilder sind zwar nicht erhalten, aber ihre Komposition ist durch Nachstiche bekannt. Die allegorische Folge entstand im Auftrag Ferdinands III. und hatte eine propagandistische Aussage über das gute Regiment beziehungsweise über das billige und rechte Verhältnis von Herrschern und Untertanen. Die Allegorie war eine gelehrte Gattung, die symbolische Bedeutung derartiger Bilder läßt sich meistens nur anhand der Beschreibung des Programms enträtseln. Aus diesem Grunde stellten die Studenten zum Abschluß ihrer Studien ihr Wissen hinsichtlich wichtiger historischer Persönlichkeiten und Ereignisse mit komplizierten allegorischen Kompositionen, sogenannten Thesenblättern unter Beweis. Meistens tragen auch die künstlerischen Medaillen der Zeit allegorische Darstellungen. Diese Epoche kann aber neben den allegorischen Historienbildern von komplizierter Aussage auch einfacher zu erschließende Geschichtsdarstellungen anderer Art aufweisen. Das Andenken großer Persönlichkeiten, die bereits zu ihren Lebzeiten oder später nach ihrem Tod verherrlicht worden waren, wurden nun auch mit den Mitteln der Kunst verewigt. Diesem Zweck dienten prächtige Grabdenkmäler oder illustrierte Redenund Gedichtsammlungen, wie dies am Beispiel des Miklós Zrínyi ersichtlich ist. Dem vorbildlichen Leben und Tod des christlichen Helden, der seine Heimat gegenüber den Türken verteidigte, setzte zuerst seine Familie ein monumentales Denkmal, das später als Ausgangspunkt für viele Zrinyi-Darstellungen wurde. Die neu aufgestiegene Familie Esterházy, ergriff ebenfalls jede Gelegenheit, unter Berufung auf die Vergangenheit ihre eigene Wichtigkeit zu betonen. An den Heldentod eines erstgeborenen Sohnes, László Esterházy, in der übrigens nicht bedeutenden - Schlacht bei Vezekény erinnert bis heute eine Goldschmiedearbeit von gewaltigen Ausmaßen: Die getriebene Schüssel aus vergoldetem Silber verewigt in einer Reliefkomposition den Augenblick seines Todes, wie auch die Reiterstatuette, die ursprünglich dazugehörte. Die Esterházy führten ihren Stammbaum - es war große Mode in jener Zeit - über den Fürsten Örs und den Hunnenkönig Attila bis Noah zurück; nach dem Vorbild des Mausoleums der ungarischen Könige und Fürsten ließen sie das Trophaeum des Hauses Esterházy mit den Bildnissen sämtlicher Familienmitglieder, einschließlich der fiktiven Ahnen, herausgeben. Das bereits erwähnte Mausoleum, das 1664 auf Kosten des Landesrichters Ferenc Nádasdy gedruckt wurde, enthält die wirkungsreichste graphische Folge des 17. Jahrhunderts. Die Stiche, die noch in den zwanziger und dreißiger Jahren gefertigt wurden, stellen die hunnischen und ungarischen Stammesfürsten und Könige dar, angefangen von Keve, dem ersten hunnischen Fürsten, über Attila und König Stephan den Heiligen bis Ferdinand IV., dem aktuellen Herrscher. Die ganzfigurigen Darstellungen sind laut Zeugnis zahlloser Kopien im ganzen Lande außerordentlich populär geworden, sie galten bis ins 19. Jahrhundert hinein als Kanon der Herrscherdarstellungen. Die großformatigen Kopien schmückten Schlösser, sie wurden in die Ahnengalerien eingegliedert, manche Magnaten wurden sogar nach dem Vorbild einzelner Figuren aus dem Mausoleum verewigt. In der Tyrnauer Ausgabe des Corpus Juris Hungáriáé von 1751 erscheinen neben Königsdarstellungen aus dem Mausoleum auch kleine Bildchen mit historischen Episoden, die sich an den jeweiligen Herrscher knüpfen. Neben König Matthias Corvinus zeigen die kleinen Illustrationen eine Schlachtenszene und ein Bibliotheksinterieur, die Bibliotheca Corviniana. Unter den Themen, die hier zum ersten Mal aufscheinen, erlangten mehrere im folgenden Jahrhundert außerordentliche Beliebtheit. Stephan Dorffmaister, der im ausgehenden 18. Jahrhundert große historische Zyklen schuf, schöpfte mehrfach aus diesen Kompositionen. VII. Erinnerung durch Gegenstände Eine ganz besondere Möglichkeit der Heraufbeschwörung alter Zeiten bieten uns - wie in jeder Epoche - die altüberlieferten Gegenstände. Es läßt sich nicht immer genau nachvollziehen, wann und warum ein alter Gegenstand in die jeweilige Gegenwart verpflanzt wurde, indem man ihm eine neue Fassung gab oder ihn durch