Veszprémi Nóra - Jávor Anna - Advisory - Szücs György szerk.: A Magyar Nemzeti Galéria Évkönyve 2005-2007. 25/10 (MNG Budapest 2008)
STUDIES - Gyöngyi TÖRÖK: Die Madonna von Toppertz, um 1320-30, in der Ungarischen Nationalgalerie und das Phänomen der beweglichen Christkindköpfe
ANMERKUNGEN 1 Linde, 115,5 cm, wenig Reste der ursprünglichen Polychromie, Inv. Nr.: 55.900. Die Skulptur gelangte zwischen 1936-39 vom Budapester Nationalmuseum in das Museum der Bildenden Künste, von dort übernahm sie 1973 die Ungarische Nationalgalerie. Die Bezeichnung „erste" unterscheidet die Figur von der „zweiten" Madonna derselben Provenienz, die ein Jahrhundert später, um 1420 als typische Verträterin des Weichen Stils entstand und auch zur Sammlung der Ungarischen Nationalgalerie gehört. Dénes Radocsay: A középkori Magyarország faszobrai [Holzskulpturen des Mittelalters in Ungarn], Budapest 1967, 17, 26, 220-221 (mit älterer Literatur über die Madonna I); Gyöngyi Török In: Ungarische Nationalgalerie Budapest Alte Sammlung. Hrsg. Miklós Mojzer. Budapest 1984, Nr. 11; Gyöngyi Török: Gotische Tafelbilder und Holzskulpturen in Ungarn. Führer durch die Dauerausstellung der Ungarischen Nationalgalerie, Budapest 2005, 8, 10. Die beiliegende Studie ist ein Nebenprodukt der Arbeit der Autorin an dem Bestandskatalog der gotischen Tafelbilder, Holzskulpturen und Flügelaltäre der Ungarischen Nationalgalerie. 2 Robert Suckale: Pociatky gotickej skulptury. In: Dusan Buran Hrsg.: Gotika. Dejiny Slovenského vytvarného umenia. Slovenská národná galéria v Bratislave, Bratislava 2003, 121-126, 691 ; Zoltán Gyalókay: Die Madonnenftgur von Dominikowice. Zu den künstlerischen Beziehungen zwischen Kleinpolen und Oberungarn im 14. Jahrhundert; Romuald Kaczmarek: Kleinpolen-SchlesienZips. Einige Bemerkungen zur Skulptur am Ende des 13. und im 1. Drittel des 14. Jahrhunderts. Beide In: Rocenka slovenskej národnej galerie v Bratislave, galéria 2004-2005 [Jahrbuch der slowakischen Nationalgalerie in Bratislava], Bratislava 2006, 35-41, 45-54. Bei der stilistischen Orientierung und Datierung unserer Figur hat die Arbeit von Marlene Zykan, die die erste Toppertzer Madonna das erste Mal mit der Salesianerinnen-Madonna in Wien in Zusammenhang gebracht hat. weiterhin Gültigkeit. Vgl. Marlene Zykan: Zwei gotische Madonnenstatuen und ihre Restaurierung, Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege 22 (1968), 171-184. Jedoch ist eine etwas frühere Datierung der Madonnen vorstellbar, die Salesianerin um 1310-20, Toppertz um 1320-30. Die starke höfische Richtung ist sogar in Frankreich bis 1330 vorhanden. Vgl. Horst Schweigert In: Geschichte der Bildenden Kunst in Österreich, hrsg. Hermann Fillitz, Bd. 2 Gotik, hrsg. Günter Bmcher, München 2000, 332333. Die mündliche Überlieferung des Salesianerinnen-Klosters, die Madonna sei ungarischer Herkunft, stüzt die These, solche Steinmadonnen konnten der Toppertzer Madonna als Vorbild gedient haben. Allerdings blieb aber die Frage nach einem direkten französischen Vorbild offen, auf das sowohl die Madonna im Mittelschiff der St. Lorenzkirche in Nürnberg, als auch die Madonna im Salesianerinnen-Kloster in Wien zurückgeführt werden könnten. Als entferntere „Urtypus" kann man die Madonna von Fontenay bezeichnen, die in Ungarn und in Österreich häufig variiert wurde. Vgl. Jolán Balogh: L'origine du style des sculptures en bois de la Hongrie médiévale, Acta Históriáé Artium 4 (1957) 231253, bes. 231; Ich danke Prof. Dr. Gerhard Schmidt und Dr. Marlene StraussZykan für die Konsultation des Problems. 3 Die Skulptur wurde noch in der Sammlung des Museums der Bildenden Künste zuerst von Kálmán Németh, darauffolgend, im Jahre 1967 von Frau Albert Pécsi restauriert. Die schriftliche Dokumentation gibt keine Auskunft über die Holzkonstruktion, interessant sind jedoch die beigelegten Fotos über den zerlegten Zustand, wobei aber vom Christkindkopf kein Foto vorhanden ist. Die Oberfläche wurde chemisch gereinigt, die Reste der ursprünglichen Polychromie teilweise mit Aquarell ergänzt. Den ausziehbaren Christkindkopf mit dem angearbeiteten Zapfen, der mit einer modernen Schraube befestigt ist, hat mir nach Übernahme der Skulptur in die Ungarische Nationalgalerie 1974 Restaurator József Lakatos gezeigt, der früher neben Kálmán Németh gearbeitet hat. Ihm verdanke ich wichtige holztechnische Beobachtungen. Dank schulde ich auch Prof. Dr. Peter Klein für die Holzartbestimmung, sowie den Fotographen Levente Szepsy Szücs und Zsuzsa Bokor für die Detailaufnahmen. 4 Für ähnliche maskenartig aufgesetzte Gesichter gibt es schwedische Beispiele vom 13. und 14. Jahrhundert. Vgl. Peter Tângeberg: Holzskulptur und Altarschrein: Studien zu Form, Material und Technik. Mittelalterliche Plastik in Schweden, München 1989, 20-21. 5 Linde, Inv. Nr.: P.1700. Ich verdanke Herrn Dr. Dusan Buran die Anfertigung der Detailfotos der Madonna aus Rießdorf, sowie wichtige Informationen. Die Skulptur wurde von Mária Spolocníková 1973-1975 restauriert. Radocsay: op. cit. (in Anm. 1.) 17, 26, 28, 208 (mit älterer Literatur); Anton C. Glatz: Gotické umenie v zbierkach Slovensej Národnej Galerie. In: Fontes 1. Slovenská Národná Galéria Bratislava, Bratislava 1983, 23-26 (Kat. Nr. 3.), 237-239, 425; Suckale: op. cit. (in Anm. 2.) 121-126, 691-692; Mária Spolocníková: Neznáme gotické Madony na Slovensku, Kosice 2001, 62-67; Sűpis pamiatok na Slovensku. Zväzok tretí R-Z. Hrsg. Alzbeta Güntherová, Bratislava 1969, 63 (Ruskinovee), 291-292 (Toporec) 6 Johann Michael Fritz: Goldschmiedekunst der Gotik in Mitteleuropa, München 1982, Abb. 216,219. 7 Dutkiewicz hat den Verdienst, die Verwandschaft der kleinpolnischen Madonnen, vor allem der sog. Dritten Neusandetzer Madonna mit dem Toppertzer und Rießdorfer Madonnen erkannt zu haben. Vgl. Józef Edward Dutkiewicz: Matopolska Rzezba Sredniowieczna 1300-1450, Krakow 1949, 36, 53, 54, 56, 93, 132, 134, 136, 162, 165, Abb. 73/a-b-c, 74, 76. Kaczmarek: op. cit (in Anm. 2) hat jedoch die Spätdatierungen von Dutkiewicz mit Recht korrigiert. Mir scheint es, dass die Abb. 2 auf S. 36. bei Gyalókay: op. cit. (in Anm. 2) und bei uns den Zustand nach der Restaurierung mit einer anderen Kopfhaltung des Christkindes zeigen, als Abb. 73/ a-b-c bei Dutkiewicz. Laut freundlichen Mitteilung von Zoltán Gyalókay die Skulptur wurde 1953 von Anna Pawlowska restauriert, die Dokumentation war 2007 in Krakow nicht auffindbar. Es ist gut möglich, dass dieses Christkind, genauso, wie das Christkind der Madonna in der Pfarrkirche von Lipnica Murowana (Dutkiewicz: op. cit. 107-108), die von Krystyna SokólGujda 1999-2000 restauriert wurde, auch einen beweglichen Kopf haben könnte. Die obigen Informationen, und auch das Foto der sog. Dritten Neusandetzer Madonna von St. Stepniewski (1985) verdanke ich Zoltán Gyalókay. 8 Die Pudleiner Figur wurde vom Dipl. Restaurator Bedrich Hoffstädter restauriert. Ihm verdanke ich die Detailfotos und die folgenden Größenangaben. Die Länge des Zapfens von unten bis zum Inkarnat am Hals beträgt 15,7 cm, der ganze Kopf mit Zapfen mißt 24 cm. Das Loch am Rücken des Christkindes hat einen Durchmesser von 1,5 cm; Radocsay: op. cit. (in Anm. 1) 27, 206 (mit älterer Literatur); Spolocníková: op. cit. (in Anm. 5) 62; Súpis pamiatok na Slovensku. Zväzok Druhy K-P. Hrsg. Alzbeta Güntherová, Bratislava 1968, 490-191. 9 Nußbaum, 83, 5 x 27 x 35 cm, Inv.Nr.: RF 987; Françoise Baron: Sculpture Française au Moyen Âge. Musée du Louvre, Paris 1996, 33; Francois Baron: La statuaire Mariale du Moyen Âge. In: Dossier de l'Art. Dijon, No. 16, dec. 93 janvier 94, 72-73; Jean-René Gáborit In: La France romane au temps des premiers Capétiens (987-1152). Paris, Musée du Louvre, 10 mars-6. juin 2005, 379-380. Für die ausführliche Information und Fotos der Skulptur nach der Restaurierung bin ich Mme Sophie Guillot de Suduiraut und Monsieur Pierre-Yves Le Pogam zu größtem Dank verpflichtet. 10 Bei keiner dieser Madonnen besitzen wir leider eine Information über die Untersuchung der Chriskindköpfe. Ilene Haering Forsyth: The Throne of Wisdom. Wood Sculptures of the Madonna in Romanesque France, Princeton 1972, 172 (Nr. 34: Louvre-Madonna), das Buch enthält 28 Skulpturen, die separate Marienköpfe aufweisen; William D. Wixom: Medieval Sculpture at the Metropolitan 800 to 1400, The Metropolitan Museum of Art Bulletin 62 (2005), Nr. 4 (Spring), 12-13 (Morgan Madonna); Charles T. Little, Timothy Husband: The Metropolitan Museum of Art. Europe in the Middle Ages, New York 1987, 59-60; Richard Hamann: Die Salzwcdeler Madonna, Marburger Jahrbuch für Kunstwissenschaft 3 ( 1927), 77-146, bes. 95-97, Tafel XXXVIII-XXXIX; Eine thronende Muttergottes aus Westfalen vom 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts wäre eine Parallele zu französischen Madonnen. Vgl. Ulrike Bergmann: Schnütgen-Museum. Die Holzskulpturen des Mittelalters (1000-1400), Köln 1989, 139-140. 11 Forsyth: op. cit. (in Anm. 10) 49-60, bes. 55, 57; Ilene Haering Forsyth: Magi and Majesty: A Study of Romanesque Sculpture and Liturgical Drama, Art Bulletin 50 ( 1968), 215-227; Hans Belting: Bild und Kult. Eine Geschichte des Bildes vor dem Zeitalter der Kunst, München 1990, 335. 12 Marcel Aubert: La sculpture française au Moyen-âge, Paris 1946, 125-126; Jacopo Lorenzelli, Pietro Lorenzelli, Alberto Veca: Custode dell' immagine. Scultura lignea europea XII-XV. Secolo, Bergamo 1987, 106; Bildersturm. Wahnsinn oder Gottes Wille? Katalog zur Ausstellung im Bernischen Historischen Museum und im Musée de l'Oeuvre Notre-Dame in Strasbourg. Hrsg. Cécile Dupeux, Peter Jezler und Jean Wirth, Zürich 2000, 145 (Kat. Nr. 6. bei Wirth: Madonna im Genfer Museum, 12. Jh., Einkleidung mit einem Prunkbehang); Auch Courtillé findet das Bekleiden als einen der Gründe für die Abnehmbarkeit der Köpfe. Vgl. Anna Courtillé: Marie en Ouvergne, Bourbonnais et Velay. Clermont-Ferrand, 1997, 46; Für das Bekleiden der Statuen als mittelalterliche Gewohnheit vgl. Renate Kroos: Niedersächsischc Bildstickereien des Mittelalters, Berlin 1970, 49 ff, 119 ff. 13 Tângeberg: op. cit. 1989 (in Anm. 4) 21-23. 14 Tângeberg: op. cit. (in Anm. 4), 23. Mein herzlicher Dank gilt Dr. Peter Tângeberg für die Zuschickung der Fotos der Madonna in Kiaby, sowie für Hinweise auf wichtige Literatur zum Thema des Aufsatzes. Der theoretischer Teil der Diplomarbeit von Rudolf Göbel unterscheidet technisch eindeutig diese „rätselhafte" Art für die Einsteckbarkeit der Köpfe von anderen Sorten der angesetzten Köpfe und gibt eine gute Übersicht der Literatur. Vgl. Rudolf Göbel: Trennschnitte am S 6