Veszprémi Nóra - Jávor Anna - Advisory - Szücs György szerk.: A Magyar Nemzeti Galéria Évkönyve 2005-2007. 25/10 (MNG Budapest 2008)

STUDIES - Gyöngyi TÖRÖK: Die Madonna von Toppertz, um 1320-30, in der Ungarischen Nationalgalerie und das Phänomen der beweglichen Christkindköpfe

15. Die Madonna in der Kirche Himmelfahrt Mariae in Pudlein (Podolin, Podolinec), um 1350-60 fen eingesteckt werden kann, für „seltsam". Sie stellt skeptisch fest, dass die Funktion dieser merkwürdiger Konstruktion bisher nicht geklärt werden konnte. 16 (Abb. 27-30) Dieser auch nach unten konisch zulaufender Zapfen hat allerdings nicht die bisher bekannte, bequem anfassbare runde Form, sondern ist vierkantig bearbeitet. Er ist ehemals mit zwei Dübeln fixiert worden und mit seinem unteren Ecke in der Rückenöffnung sichtbar. Dieses Bei­spiel ist für uns deshalb aufschlußreich, weil es aus dem späten 13. Jahrhundert ist, d.h. zeitlich zu unseren Beispielen am nächsten, und die Verwendung dieser Konstruktion bei einer stehenden Figur zeigt, während es sich ja bei den besprochenen französi­schen und schwedischen Beispielen um sitzende Figuren gehan­delt hat. Damit sind wir mit der Besprechung der bekannten Beispielen der „losen Köpfe" zu Ende gekommen. Aufschlußreich für unser Problem könnten sich noch Madon­nenfiguren erweisen, bei denen das ganze Christkind separat und ganz offensichtlich abnehmbar gearbeitet ist. Endemann hat eine ganze Gruppe von solchen skandinavischen, westfälischen und rheinischen Sitzmadonnen des 12-13. Jahrhunderts publiziert, die gnadenbildartig verehrt wurden, obwohl sie keine Reliquie ent­haltet haben. 17 Die Provenienzen lassen sich in vielen Fällen mit Zisterzienserinnenklöstern verbinden. Auch aus dem 14. Jahr­16. Rückseite der Madonna aus Pudlein mit einer Schnur zur Bewegung des Christkindkopfes hundert kennt man mehrere Madonnen mit abnehmbaren Kind, so z. B. die Schreinmadonna von Cheyres, um 1330-40. 18 In den Visionen des Mystikers, Heinrich Seuse kann man lesen, dass er bei der Konstanzer Prozession zu Purificatio Mariae ein Jesus­kind im Arm gehalten hat, das ihm die herumgetragene Marienfi­gur selbst überreicht hat. Nachdem er das Kindlein bewundert hat, gab er es dann seiner Mutter, der Figur, wieder zurück. Christ­kindfiguren nahmen in ganz Europa seit dem ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts innerhalb der Festlichkeiten am Tage der Purificatio Mariae eine zentrale Position ein. Im liturgischen Spiel hat man das Christkind Simeon übergegeben, der es auch gewiegt hat. 19 Die entfernbaren Christkinder konnten unter anderem in der Weihnachtszeit in die Krippe gelegt werden, oder am Weihnachts­tag am Schluß des Hochamtes auf den Choraltar gewiegt werden. 20 Im Zisterzienserinnenkloster zu Gutenzell hat sich ein stehendes Christkind aus dem 15. Jahrhundert mit beweglichen Armen erhalten, das man am Fest der Beschneidung verwendet hat. 21 Unter dem Einfluß von Legenden und Visionen, in denen Bil­der wirklich zur Tat schreiten, wie aus didaktischen Gründen ent­stand im Mittelalter die Sonderform der „handelnden Bildwerke", worüber die Publikationen von Johannes Tripps die beste Über­sicht bieten. Er berichtet von verschiedenen Figuren, die an Fest-

Next

/
Oldalképek
Tartalom