Veszprémi Nóra - Jávor Anna - Advisory - Szücs György szerk.: A Magyar Nemzeti Galéria Évkönyve 2005-2007. 25/10 (MNG Budapest 2008)

STUDIES - Miklós MOJZER: Der historische Meister MS sive Marten Swarcz seu Martinus Niger alias Marcin Czarny, der Maler des Krakauer Hochaltars von Veit Stoß II. Teil. Krakau und Nürnberg im Jahr 1477 und davor

33. Wappenschlußstein von Wladislaw II. von Jagiello, König von Polen und Litauen, mit dem litauischen Doppelkreuz - aus dem Wawel, vor 1399 (Nach Gumowski, Heraldik) 34. Wappenschlußstein von Hedwig von Anjou, Königin von Polen, später Gattin von Wladislaw II. mit dem ungarischen Wappen und der Anjou­Lilie (Nach Gumowski, Heraldik) 35. Das Reiterwappen Litauens am Grabmal von Wladislaw II. von Jagiello, König von Polen und Litauen (t 1434). Krakau, Wawelkathedrale würde dieses liebliche Tor mit den Treppen genügen, der Drei­berg ist dazu eigentlich merkwürdig. Wer dieses Element zuerst in das Wappen einfügte, dürfte Wert darauf gelegt haben, daß es darin enthalten sein sollte. War das vielleicht doch der ältere Al­brecht Dürer, der Goldschmied? 75 Laut Zeugnis des bereits erwähnten Nürnberger Eintrags von 1467 war er es, der den deutschen Namen der Familie angab. Dies war mangels eines älteren Familiennamens die genaue Überset­zung des Ortsnamens Ajtós in Ungarn (in Dürers Familienchronik als Eytas geschrieben): ajtó=Tür, Ajtós=Türer. Gemeint war frei­lich nicht die Tür selbst, sondern deren Hüter, der Tiivsteher=os tia­rius, janitor. Dies war im Königreich Ungarn eine Funktion bis hinauf zum obersten Türsteher des Königs, der bis zur Organisa­tion der ständigen Leibwache auch der Befehlshaber der Leibwa­che war. (Im 16. Jahrhundert ist es ein Rang geworden, die Namen der königlichen Türsteher waren bis 1848 in den Klauseln der Ge­setze angegeben, sie waren bis 1918 Mitglieder des Oberhauses). Andererseits wurde bereits im 15. Jahrhundert auch die Magd, die den Apostel Petrus anklagte, durch eine Tür gekennzeichnet. 76 Für den älteren Dürer war also der Gegenstand der Vergegen­wärtigung des Türstehers im Bild und im Wappen die Tür, dies­mal eine kleine Gartentür, es könnte auch eine Pforte genannt werden, aber dann wäre der Beruf Pförtner. Türer, Türsteher klingt freilich besser. Die Dürer sind sicherlich mit einigem Vermögen nach Nürnberg gekommen. 77 Das kleine Tor könnte eher das Wap­pen eines Zimmermanns sein, aber ergänzt um den Dreiberg und die Treppen deutete das Wappenbild auf einen Namen mit älterer Tradition hin. 78 Es war berechtigt, das Bild des Tors durch einen Hinweis auf die Herkunft der Sippe oder auf einen Ortsnamen zu untermauern. Und durch ein Element aus dem Landeswappen. Dies dürfte noch vom Vater stammen. Es blieb auf den Sohn, den jüngeren Albrecht, den Maler und Grafiker, dieses Bild, das wohl nur in Form eines Siegels existiert hat, zu einem Wappen zu ge­stalten und zu ergänzen. 79 Das Dürer-Wappen ist aber mehr als eine Herkunftsbestim­mung. Indem das Doppelkreuz des ungarischen Wappens über dem Dreiberg durch eine Gartentür ersetzt wurde, ist dieses ver­traute Tor zum redenden Rahmen der Laufbahn des Künstlers ge­worden. Und es erhielt zugleich auch einen verborgenen, tieferen Sinn. Vom Tal aus, von diesseits gesehen, wird der Blick in der Mitte des Wappens, durch die Öffnung des Tors, auf den unend­lichen Raum freigegeben. 80 Das schräg gestellte Wappen bietet eine ungewöhnliche Perspektive: glänzendes weißes Licht im Rahmen der Tür. 81 Der unsichtbare Türsteher hat die Türflügel offen gelassen für jene, die nach Ersteigung der Bergstraßen und der Treppen hier anlangt. „Ihm öffnet der Türhüter, und die Schafe hören auf seine Stimme..." (Joh 10,3) „Ich bin die Tür, wer durch mich hineingeht, [...] wird ein- und ausgehen ..." (Joh 9,9). „Perché gli Ungheri tengono la croce duppia?" [Warum tragen die Ungarn das Doppelkreuz?] fragte ein Zeitgenosse - Leonardo da Vinci - kurz zuvor (er meinte zwar das Zeichen auf den unga­rischen Münzen), 82 aber auf diesem Holzschnitt könnte es bereits den Zeitgenossen aufgefallen sein, daß die Holztür eine gegen­ständliche und bildliche Metapher des Kreuzes des Erlösers sein muß oder sein könnte. 83 Die Phantasie des Grafikers, der seit sei­nen jungen Jahren theomorphe Selbstbildnisse schuf, reichte bis hierher. Die Holztür dürfte zwar die Tür abbilden, die der ältere Dürer zuletzt hinter sich zugemacht hatte, aber der Sohn zeigte darin im Wappenbild der Familie sein eigenes, jedes Aufsehen vermeidendes Glaubensbekenntnis auf. Er hat den Endpunkt sei­ner Meditation und seiner Imitation, den nur Erahnten, mittels sei­nes eigenen Namens, den der Vater noch in beiden Sprachen ausgesprochen und niedergeschrieben hatte, in dieser Holztür ein­gefangen. Es sei hier im Hinblick auf das Weitere nochmals daraufhin­gewiesen, daß Dürer sein Wappen als Signatur außer auf dem Bildnis seines Vaters nur im Jahr 1515 auf der Ehrenpforte für Kaiser Maximilian und auf den Sternkarten für Johann Stabius einsetzte. 12. DER WAPPENARTIG REDENDE STICH DES VEIT STOSS: DIE HEILIGE FAMILIE Die bis heute gewaltig angeschwollene Literatur zu Veit Stoß hat auf die heraldischen Kenntnisse des Bildschnitzers, gelegentli­chen Stechers und Malers kein Wort verloren, obwohl diese von einem seiner zehn Kupferstiche eindeutig bezeugt werden. Dieses

Next

/
Oldalképek
Tartalom