Gosztonyi Ferenc - Király Erzsébet - Szücs György szerk.: A Magyar Nemzeti Galéria Évkönyve 2002-2004. 24/9 (MNG Budapest, 2005)

STUDIES - Zsuzsanna Farkas: Die Rezeption des Malers und Fotografen József Borsos (1821-1883) einst und heute

den Jugendwerken von Borsos fand Zsuzsa Molnár eine Kopie nach Angelika Kauffmann; diese Gemälde mit dem Titel Amor und Psyche befindet sich heute im Museo Civico von Triest. 53 Die wahre Geschichte zweier weiterer Kopien von Borsos hat Géza Galavics im Katalog Stephan Dorffmaisters aufgedeckt. György Rózsa hat nachgewiesen, daß DER NATIONALGARDIST nicht ein Bildnis von Károly Zitterbarth ist, wie man es beim Erwerb des Werkes dachte und stellt auch nicht den Architekten Mátyás Zitterbarth dar. Vom Gemälde, das zeitweilig auch als Bildnis von LIPÓT ROTTENBILLER angesprochen wurde, hat sich herausgestellt, daß es auch nicht den Bürgermeister von Pest verewigt hat. 54 In einem anderen Aufsatz identifizierte György Rózsa Borsos als Maler des BIDNISSES VON SÁMUEL JÓSIKA, er konnte das unsignierte Werk aufgrund des Stils und der Malweise aus dem gewaltigen Oeuvre von Miklós Barabás herausklammern. Zsuzsa Molnár schrieb dem Maler das Bildnis der Schauspielerin ILKA LENDVAY-FÁNCSY in der theatergeschichtlichen Sammlung der Nationalbibliothek Széchényi Borsos zu. In den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts waren die erfolgreichen Werke ausländischer Zeitgenossen maßgeblich für die Künstler. Deshalb haben wir die unmittelbaren Analogien gesammelt, die die Kunst von Borsos berührt haben. Es tut ja dem Genius des Malers keinen Abbruch, wenn man unmittelbare Vorbilder seiner Kunst entdeckt. Es ist dennoch überraschend, wenn es sich herausstellt, daß sich um das eine oder andere erfolgreiche akademische Gemälde eine ganze Gruppe von Varianten und Kopien gruppiert. Jenő Kopp hat Friedrich von Amerlings Wirkung auf das Bild WEIN UND WEIB von Borsos nachgewiesen. Es ist bekannt, daß Amerling sein Bild 1839, Borsos hingegen 1846 ausführte. Nach Kopp ist nur der Grundgedanke ähnlich. 55 Eszter Aczél ging diesem Gedanken weiter nach und wies darauf hin, daß Borsos auch Danhausers WEIN, WEIB UND GESANG aus dem Jahr 1839 als Vorlage gedient haben kann. In diesem Bild verewigte der Künstler die lustige Gesellschaft in einer großen Genreszene im Freien, die Verbindung besteht eher in der Themenwahl. 56 Eszter Aczél konnte auch den Einfuß Waldmüllers auf die Aus DEM FENSTER GELEHNTE DAME nachweisen. In Waldmüllers Werken kommen aus dem Fenster blickende Figuren in den vierziger und den fünfziger Jahren gleicherweise vor. Der Oeuvrekatalog des österreichischen Meisters hat uns in unserer Annahme bestärkt, daß seine Bilder in ihrem Thema theatralischer, in ihrer Darstellungsmethode realistischer als jene von Borsos sind. 57 Unmittelbarer ist die Verbindung zwischen der Stimmung von F. von Amerlings MUTTERLIEBE, J. Danhausers MUTTERLIEBE und der MUTTER MIT KIND von Borsos. 58 Es gelang mir, Winterhalters SIESTA ZU entdecken, deren Komposition durch das SCHLAFENDE MÄDCHEN von Borsos bekannt war. Es ist eindeutig geworden, daß es sich um eine etwas vereinfachte Kopie handelt. Einen eigenen Problemkreis bildet GITARRE (LAUTE) SPIELENDE FRAU von Borsos. Von diesem Gemälde gibt es vier bis fünf ähnliche Duplikate. Wahrscheinlich wurde mehreren Exemplaren der LAUTE (MANDOLINE) SPIELENDE FRAU, die von anderen ungarischen Malern in Wien ausgeführt worden waren, nachträglich, zur Erhöhung des Kaufwerts, die Signatur von Borsos draufgesetzt. Bereits bei seinem Eingang in Museumsbesitz war von Borsos' Gemälde JUDITH UND HOLOFERNES bekannt, daß es sich um eine Kopie nach Vernet handelte, seine BADENDEN FRAUEN sind hingegen eine Kopie nach August von Riedels bekanntem Bild, nach dem zahlreiche ungarische Maler weitere Kopien anfertigten. Auf dem Weg zum Verständnis der Bilder ist die Erschließung der weiteren Beziehungen zu österreichischen Künstlern ein wesentlicher Schritt. Der Fotonachlaß des Künstlers nimmt eine hervorra­gende Stelle in der Foto- und der Kulturgeschichte Ungarns ein. Borsos war in den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts ein bedeutender Fotograf in Pest. In seinem Atelier wurde eine gewaltige Menge von Fotos aufgenommen, seine Aufnahmen finden sich überall, fast alle ungarischen Museen bewahren Fotos von ihm, und auch die Menge der Materialien im Privatbesitz ist erheblich. Die Fotokunst hat zur Zeit der Entstehung der Visitenkarten auch die Kompositionen von Gemälden benutzt und verwendet. Als Vorbild dienten die festen Methoden der Einstellung und der Requisiten. In den Bildnissen um 1860 verhalten sich die Modelle passiv, sie werden lesend, stehend, ruhend verewigt, an ihrem Gesicht kommen meistens keinerlei Gefühle zum Ausdruck. 59 Borsos wandte sich in seiner fotografischen Tätigkeit der modischen, historisierenden Vortragsweise zu. Er fotografierte keine Genrebilder, machte nur einige wenige eingestellte Genreszenen im Atelier. Die Verbindung zwischen seinen Gemälden und Fotos beschränkte sich auf die Porträts, auf die Ähnlichkeit der Einstellung der Modelle, auf den kompositionellen Aufbau der Einstellung, auf die Schaffung der Lichtverhältnisse. Borsos bevorzugte in seinen Bildnissen die leicht kontrapunktische Bewegung des Körpers und des Kopfes, diese Einstellungsmethode bewahrte er auch bei seinen Visitenkarten. Am Bildnis der Gräfin Andrássy zeigte er das Modell von hinten, nur der Kopf ist zur Seite gedreht. Hinsichtlich der Zusammenhänge zwischen den Gemälden und den Porträtfotos von Borsos könnte man die Ähnlichkeit der Einstellungen, die Achtung vor der sorgfältigen Beleuchtung und Anordnung der Draperien, und die wichtige Rolle der stillebenartigen Details hervorheben, bewahrt blieb seine Vorliebe für besonders schönes Möbel und für einzigartige

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