Király Erzsébet - Jávor Anna szerk.: A Magyar Nemzeti Galéria Évkönyve 1997-2001, Művészettörténeti tanulmányok Sinkó Katalin köszöntésére (MNG Budapest, 2002)

TANULMÁNYOK / STUDIES - POSZLER Györgyi: A Régi Magyar Gyűjtemény új szerzeménye: gótikus Madonna-szobor feltehetően a Dunántúlról

GYÖRGYI POSZLER Eine Neuerwerbung der Alten Ungarischen Sammlung: die gotische Madonna-Statue, wahrscheinlich von Transdanubien Die Madonna-Statue ist eine der wertvollsten Neuerwerbungen der Alten Sammlung der Ungarischen Nationalgalerie. Der Kauf vom Jahr 2000 zählt zu den seltsamen Ereignissen, infolgedes­sen ein früher völlig unbekanntes mittelalterliches Kunstwerk nicht einfach vom Verlorengehen gerettet wurde, sondern sogar in eine ungarische staatliche Sammlung kam (Höhe: 40 cm, Lindenholz, Inv. Nr.: 2000.2M). Die Statue wurde in frontaler Ansicht komponiert, sie mag wohl im Schrein eines kleinen Altars, vielleicht darin eines Hausaltärchens gestanden haben. Maria steht auf einer herab­gedrehten Mondsichel, die vom einem groben Mannesgesicht ausgefüllt wird. Der Körper Mariens vervolgt eine zarte S-Linie, das Körpergewicht lastet auf das rechte Bein. Seltsamerweise hält Sie das Kind nicht auf ihrer sich hinschwingenden Hüfte, sondern sie hebt es mit ihrer linken Arm auf der konträren Seite. Die aus dieser Komposition sich ergebende Instabilität wird durch die, auf die Erde fallenden Draperien in Gegengewicht gehalten. Die ausdrückliche linke Haltung des Marienhauptes dient auch demselben Ziel. Das auf dem Arm sitzende, nackte Kind ergreift mit der rechten Hand den feingefalteten Stoff des Kopftuches, dabei wendet es sich von der Mutter in Richtung des Betrachters ab. Die Informationen von dem letzten Besitzer, dem Sohn des berühmten Gelehrten Sándor Bálint, Péter Bálint (UNG-Archiv, 863-416/2000), können bezüglich der Herkunft der Statue als Ausgangspunkt dienen. Er erbte 1965 die Madonna von seinem Taufpaten Dr. Árpád Vajda, und der Tradition nach wurde das Kunstwerk seit dem Benediktinermönch, Sámuel Vajda seit dem 18. Jahrhundert in der Familie vererbt. Aufgrund der Werke und des Briefwechsels das Leben und Persönlichkeit des Sámuel Vajda, der 1760 als Abt von Tihany eingesetzt wurde, kennend, kann es leicht vorgestellt werden, dass er eine fein ausgearbeite­te, schöne Madonna-Statue, welche zweckens der Privatandacht wohl geeignet war, besonders verehrte. Über seine tiefe Liebe an Maria und seine Bestrebungen zur Förderung der Verehrung der Gottesmutter zeugt seine Arbeit unter dem Titel „A boldog Szűz Máriának tiszteletirül egynéhány jeles gondolatok" (Einige Gedanke über die Verehrung der barmherzigen Jungfrau), die zuerst 1788 in Szombathely veröffentlicht wurde. Während sei­ner Tätigkeit legte Vajda großen Wert auf die Aufstellung neuer Marienaltäre und auf die Spendung von Madonna-Statuen: während der Erneuerungsarbeiten der Tihanyer Abtei kümmerte er sich um das Schicksaal des neuen Marienaltars, und es ist be­kannt, daß die Kirche zu dieser Zeit über mehrere, sich grosser Verehrung erfreuende Marienstatuen verfügte. Die Madonna im Besitz der Ungarischen Nationalgalerie kann natürlich mit keinem dieser Statuen zweifellos identifiziert werden. Aus dem aus Anlaß der Auflösung des Benediktinerordens zusammengestellten Verzeichnis der Abteigüter des Jahres 1786 und aus dem der der Abtei vom 11. Januar 1787 geht hervor, daß „Abt Samu" einige Ausrüstungsgegenstände zu sich nehmen und mitbringen konnte, als er zur Verlassung der Abtei ge­zwungen wurde. In der Aufzählung werden wertvolle Kelche, Kruzifixe, Weihrauchbehälter, eine Silbermonstranz und ver­schiedene Kleidungsstücke erwähnt. Es ist vorzustellen, daß als der Abt nachher zu seinen Verwandten nach Szombathely umzug, brachte auch eine besonders beliebte, kleine Statue für die Privatandacht mit. Vajda konnte nie mehr nach Tihany zu­rückkehren, er verstarb am 29. September 1795 in Szombathely. Die Statue durfte im Besitz der dortigen Verwandtschaft geblie­ben sein, und in der Familie weitervererbt haben. Zur Entfaltung der Geschichte der Madonna-Statue ge­ben die Vermutungen über die Familiensitten keinen sicheren Standpunkt. Am Kunstwerk lassen sich aber die Merkmale eines schweren Schicksals erkennen: es wurde mehrmals aus­gebessert, übermalt und teilweise auch neu grundiert. Diese Arbeiten können auf eine ständige Verwendung aber auch auf die veränderliche Funktion, gegebenfalls auf neue Besitzer der Statue hinweisen. Um die mittelalterliche Geschichte, den Verwendungszweck und -ort der Statue zu bestimmen, kann noch die Methode der Stilkritik eingesetzt werden. Nahe Stilanalogien sind in der schwäbisch-bayerischen und Ulmer Kunst des 15. Jahrhunderts aufzufinden. Sie gehören zu demselben Kreis, aus dem die Musterbilder und Analogien der Madonna von Tüskevár, die aus der Sümeger Darnay-Sammlung in die Ungarische Nationalgalerie kam und auf 1450 datiert wurde (Inv. Nr.: 58.27 M ), abgeleitet wurden. Die Landsberger Madonna des Hans Multscher aus dem Jahre 1440 gilt als Paralelle der Statue von Tüskevár und im weiteren Sinne als Vorbild unseres neu erworbenen. Wenn wir die Qualitätsabweichungen und die 10-20 Jahre Unterschied unter den Ausführungsdaten der drei Statuen in Betracht nehmen, können wir feststellen, daß die Figurengestaltung und -komposition, die Körperhaltung und die Geste der drei Kunstwerke analog sind. Die ähnlichen Detailausführungen, wie die Gesichtsformen und -züge, die Faltenführung der Haare und der Draperien unterstützen diese Vermutung. Die folgende Station der stilkritischen Analogien sind im Kreise der Madonnen der Multscher-Nachfolge (z. B. Opfingen, Rotterburg-Stuttgart) aus dem 1450-er Jahrzehnt aufzufinden, und die nächsten Analogien sind die zwischen 1450-1460 datierten Werke desgleichen Kreise. Als Beispiel kann die Tiefenbacher thronende Maria erwähnt werden. Die Details der Gesichter: die Gestaltung der Nase, der Augen, des Mundes, sowie die in lose Wellen gelegten Haarlocken und zunächst die Draperie - die noch einige Merkmale des internationalen Stils zeigt, sich aber davon in der Formenwelt mit den scharfen Spitzen der eckigen Druckfalten entfernt - weisen zwischen den zwei Madonna-Statuen eine auffällige Ähnlichkeit auf. Aufgrund der obigen stilkritischen Analyse kann die Neuer­werbung als ein Kunstwerk aus dem Kreise der Multscher­Nachfolger, aus dem 1450-er Jahrzehnt betrachtet werden. Um den Ausführungsort der kleinen Marienstatue, die nicht mit

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