Király Erzsébet - Jávor Anna szerk.: A Magyar Nemzeti Galéria Évkönyve 1997-2001, Művészettörténeti tanulmányok Sinkó Katalin köszöntésére (MNG Budapest, 2002)

TANULMÁNYOK / STUDIES - Sigrid NAGY: Das kleine Andachtsbild und die Beuroner Kunstschule

SIGRID NAGY Das kleine Andachtsbild und die Beuroner Kunstschule Andachtsbildchen, einst ausschließlich in den Frauenklöstern liebevoll auf Pergament gemalt, wurden durch die Expansion der modernen Drucktechniken zu einem Massenartikel, der für die volkskundliche und kulturhistorische Forschung nicht mehr interessant zu sein schien. Doch ist das kleine Andachtsbild mit seinen vielfältigen Erscheinungsformen auch heute noch der Betrachtung durch die Wissenschaft wert, weniger wegen des dargestellten Bildes, bis auf Ausnahmen, sondern vorrangig hinsichtlich seiner zahlreichen Funktionen. Die Anlässe sind vielfältig, beispielsweise Wallfahrten, Primiz, Profeß, Erstkommunion, Firmung, Patronatsfeste, Bruderschaften, und kirchliche Vereine, Sterbefälle und anderes mehr, wozu die Bildchen auch heute noch verwendet werden. In Gebet- und Kirchengesangbücher hineingelegt, dienen sie wie eh und je der Aufforderung zum Gebet und der Erinnerung. Innerhalb der auf diesen kleinen Bildchen dargestellten Bildmotive nehmen - heute weitgehend in Vergessenheit gera­ten - etwa vom Ende des 19. Jh. bis in die zweite Hälfte des 20. Jh. die der Beuroner Kunstschule eine besondere Stellung ein. Die folgende Abhandlung versteht sich als erster Versuch, sich diesem Thema zu nähern. Das Entstehen des Beuroner Kunststils ist Teil, oder zumin­dest Folge der neueren Bestrebungen jener Volksliturgischen Bewegung, bei deren Neuausrichtung die Klöster Solesmes/ Belgien und Beuron eine Hauptrolle gespielt hatten. Auf Wunsch von Papst Pius X. entstand in Solesmes nur inner­halb eines Jahres - wenn auch deshalb mit Fehlern, die später berichtigt wurden - die Graduale Romanum, die noch heute maßgebende Zusammenstellung der gregorianischen Gesänge des MA in der Liturgie. In Beuron entstand der sog. Schott, den P. Anselm Schott OSB (1843-1896) erarbeitete, jenes Buch, das seitdem mehrere Generationen zum Verständnis der Liturgie führte und sie mitzufeiern ihnen erleichterte. 1 Wie dieses Buch mit seinen Texten den Verstand ansprach, wirkten die Bilder auf Gemüt und Seele. Die Bedeutung der Kunst beim Bilden des Glaubens darf nicht gering geschätzt werden. ERZABTEI BEURON UND DIE „BEURONER KUNSTSCHULE" Pfingsten 1863 wurde die Anlage eines 1802 aufgehobenen ehemaligen Augustiner Chorherren-Stiftes, die sich im Besitz des fürstlichen Hauses von Hohenzollern-Sigmaringen befand, von der Fürstenwitwe Katharina von Hohenzollern an die Benediktiner Maurus (Rudolf) Wolter OSB (1825-1890) und Placidus (Ernst) Wolter OSB (1828-1908) zur Wiederbelebung übergeben. 1868 erfolgte die Erhebung des Benediktinerpriorats zur Abtei, Maurus Wolter wurde zum ersten Abt gewählt. Bereits vier Jahre später konnte 1872 von Beuron aus das erste Tochterkloster Maredsous in Belgien gegründet werden, dessen Prior Placidus Wolter dann erster Abt dieser Abtei war, ehe er später nach dem Tod seines leiblichen Bruders Maurus 1890 der zweite Abt in Beuron wurde. Weitere Klostergründungen an anderen Orten und Ländern folgten. 1880 kam es zur Wiedererrichtung der ehemaligen Abtei Emaus in Prag, die Kaiser Franz Joseph I den durch den Kulturkampf 2 aus Beuron vertriebenen Benediktinern überließ, die zunächst nach Volders (Tirol) und Maredsous (Belgien) über­siedelt waren. St. Gabriel in Prag war die erste Frauenabtei. 1885 wurde Beuron Erzabtei und Haupt der Beuroner Kongregation. 3 Mit der Entstehung des Klosters Beuron verbunden war das Bestreben der Benediktiner um eine Erneuerung auf den Gebieten der Liturgie, der Kirchenmusik und der sakralen Kunst. Begründet wurde die „Beuroner Kunstschule" von dem Bildhauer P. Desiderius (Peter) Lenz (1832-1928) in Zusammenarbeit mit den akad. Malern P. Gabriel (Jakob) Wüger (1829-1892) und P. Lukas (Fridolin) Steiner (1849-1906). 4 Lenz erstrebte eine Erneuerung der sakralen Kunst im Rückgriff auf altgriechische, altchristliche, vor allem aber altägyptische Formen. Darauf war er während eines Studienaufenthaltes in Italien unter dem Einfluß des Ägypto­logen Karl Richard Lepsius (1810-1884) und des Studiums der ägyptischen Kunstwerke im Berliner Museum gestoßen. Er entwickelte einen Formenkanon, in dem alles naturalistis­che zugunsten einer abstrakten zeitlosen Darstellung ausge­schlossen wurde, um dadurch über das Irdische hinaus auf das Zeitlos-Ewige zu weisen. Vorbild war ihnen auch das Werk des italienischen Malers und Dominikanermönchs Fra Angelico da Fiesole (1387-1455). In den Jahren 1868 bis 1870 entstand im Auftrag der Fürstin Katharina von Hohenzollern unweit von Beuron entfernt die St. Mauruskapelle. Diese Gemeinschaftsarbeit von Lenz, Wüger und Steiner gilt als erstes und einziges Gesamtkunstwerk, das den Beuroner Stil in Architektur und Malerei miteinander ver­band.

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