Király Erzsébet - Jávor Anna szerk.: A Magyar Nemzeti Galéria Évkönyve 1997-2001, Művészettörténeti tanulmányok Sinkó Katalin köszöntésére (MNG Budapest, 2002)
TANULMÁNYOK / STUDIES - Christa PIESKE: Der Wandbilddruck des 19. Jahrhunderts in Europa
Treueprämien gab es ab 1840, sie setzten sieh verstärkt bis etwa 1914 fort. Vor allem bedachten die vielgelesenen, auflagestarken Zeitschriften wie die „Gartenlaube" oder der „Familienfreund" ihre treuen Leser mit Reproduktionen aller Art. Es dominierten Ölfarbendrucke und Chromolithographien, Stiche waren weitaus seltener. Prämiengaben wurden nicht immer kostenlos ausgeteilt, waren aber doch stark verbilligt gegenüber dem regulären Kunsthandel. Die Deutsche Verlagsanstalt in Stuttgart gab jährlich bis zu acht Blätter heraus, die für die Weihnachtszeit als Festgeschenke empfohlen wurden. Diese waren mit den Künstlernamen versehen und als gewünschte Kunstwerke bezeichnet, auch die Namen der herstellenden Kunstverlage wurden erwähnt. Die Mehrzahl der Prämienblätter wurde jedoch von verschiedenen kleineren Kunst- und Popularverlagen produziert, deren Spezialisierung auf diesem Gebiet nicht zu ihrem guten Ruf beitrug. Da die Drucke vor allem billig sein mußten, war der Begriff Prämienblatt bald mit einer negativen Vorstellung verbunden (Pieske 1988, 60-65). C) Ausländische Kunstvereine In den übrigen Staaten Europas sind sehr verschiedene Verhältnisse in Bezug auf das Kunstvereinswesen anzutreffen. Nur in Mittel- und Nordeuropa waren vergleichbare Organisationen zu einem Teil des kulturellen Lebens geworden. In den südlichen Ländern scheinen solche Bestrebungen keine Beachtung gefunden zu haben. Die Quellenlage ist generell außerordentlich unterschiedlich, zumal diese Verbindung von Kunst- und Künstlerinteressen und dem breiten Publikum kaum in der kulturgeschichtlichen Forschung beachtet wurde. Im Folgenden können nur die Kunstvereine in Österreich, Ungarn, Skandinavien und Großbritannien näher betrachtet werden, die übrigen müssen wegen mangelnder Quellen nur erwähnt bleiben. /. Osterreich Der Österreichische Kunstverein hatte seinen Sitz in Wien, die Statuten und Geschäftsberichte des Jahrganges 1857 befinden sich u. a. in der Österreichischen Nationalbibliothek. Das leitende Komitee berichtete dort über die Weltausstellung in Paris von 1855, die Schrift erschien in dem Verlagshaus Carl Gerold in Wien. Am meisten Breitenwirkung hatte wohl die Gesellschaft für vervielfältigende Kunst. Sie war 1871 aus dem seit 1832 bestehenden Verein zur Beförderung der bildenden Künste hervorgegangen. Zu ihren Initiatoren gehörten klangvolle Namen aus der Wiener Kunstwelt. Die Gründer hatten einen Sonderstatus, bei entsprechender Einzahlung (50 fl.) erhielten sie von den Graphiken 60 Exemplare vor aller Schrift, während die vielen Mitglieder nur 5 oder 10 fl. zahlten und dafür entsprechende Blätter erhielten. Ihre Zeitschrift, Die Graphischen Künste, wurde seit 1877 herausgegeben. Sie informierte umfassend über Neuigkeiten auf dem Gebiet und brachte größere Aufsätze zu kunsthistorischen Fragen. Vorher waren ihre Mitteilungen der Zeitschrift für bildende Kunst (ZBK) beigebunden, deren III. Jg. 1874 erschien. Hier wurden Bilanzen und Ergebnisse der Rechnungsprüfungen veröffentlicht, ebenso Änderungen der Statuten (ZBK 1875. Heft 2. 35. 61 ff, 77f). Zum Generalagenten war zunächst der Leipziger Kunstverleger E. A. Seemann bestellt, danach übernahm sein dortiger Kollege Hermann Vogel (gegr. 1832) die Aufgabe. Die Gesellschaft wurde in Wien durch die Kunsthändler und -Verleger P. Käser in Paris, Goupil in London und M. Knoedler in New York vertreten. Im GKB von 1883 sind über 500 verfügbare Titel an Stichen, Radierungen, Holzschnitten und Heliogravüren nach Alten und neueren Meistern aufgelistet. 1894 kamen zu vielen neuen Einzelblättern noch die Sammelwerke (Alben und Mappen) hinzu (GKB XIII. 1883. 429-464; XVI. 4. 2. 1894. 2421-2440). Man gab dreimal jährlich hervorragende Mappenwerke und Reproduktionstiche für Gründer und Mitglieder heraus, darunter die „Galerie Schack, München" oder „Die mittelalterlichen Textilornamente" nach Fritz Fischbach, die von Dondorf (Frankfurt a. M.) gedruckt wurden (ZBK 1875. 631 Annonce). Der Stecher Louis Jacoby (1828-1918) reiste nach Mailand in die Ambrosiana, um für die Gesellschaft Raffaels Schule von Athen zeichnerisch aufzunehmen. Danach dauerte es noch drei Jahre, bis er den Stich vollendet hatte (GKB XVI. 4. 2. 1894. 2431). Das kunstinteressierte Publikum in Graz war gut durch die dortigen Kunst vereine versorgt. Es gab den Steiermärkischen Kunstverein bereits 1864, er entwickelte nach den Berichten von 1869 eine konstante Tätigkeit, die sich 1899 mit einer Ausstellung Häusliche Kuristpflege zeigte und 1925 mit einer „GästeAusstellung" aktiv war (Österr. NB). Von dem Salzburgischen Kunstverein ist der Jahresbericht von 1903 bekannt. Eine Reihe von Kunst vereinen widmete sich vor allem der religiösen Kunst. Der Christliche Kunstverein der Diözese GrazSeckau ließ seine Berichte von 1893, 1894 und 1895 im Eigenverlag erscheinen. „Christliche Kunstblätter" nannte sich das Organ des Christlichen Kunstvereins der Diözese Linz, sie bestanden von 1862 bis 1970. Auf diesem Sektor war noch der Christlich-religiöse Kunst-Verein in Niederösterreich um 1886 tätig.' 1 2. Ungarn Der Pesther Kunst verein wurde bereits in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts gegründet (Gerszi, 75f)- Er stand in dieser Zeit im Spannungsfeld der nationalen ungarischen Interessen und der herrschenden österreichischen Monarchie. Der Verein war mit dem Versprechen angetreten, nur ungarische Arbeiten herauszugeben. Dazu gehörten die Gemälde von Malern wie Molnár, Barabás, Than, Weber und Kovács (Abb. 10-14.), die mit ihren Motiven aus der ungarischen Geschichte die Unabhängigkeitsbestrebungen verkörperten (Pieske 1997: Stettin, Nr. 896P900; Gerszi, Nr. 21f). Der Verein erntete nur deswegen Kritik von der national eingestellten ungarischen Presse, weil er seine Kunstblätter im Ausland drucken ließ (Gerszi, 75). Die Tätigkeit des Vereins umfaßte eigene Ausstellungen, er war aber auch bei fremden Projekten mit dem Aus- und Entleihen von Gemälden beteiligt. Seine Aktivitäten bestanden ferner, wie bei allen europäischen Kunstvereinen üblich, in der Herausgabe von Prämienblättern, die ebenfalls ins Ausland geschickt wurden. Durch einen Zufall (trotz Auslagerung und Flucht 1944-1945!) haben sich in der Graphischen Sammlung des Stadtmuseums Stettin fünf Lithographien des Pesther Kunstvereins erhalten, die dieser zwischen 1852 und 1855 veranlaßt hatte. Außerdem fanden sich vier weitere Graphiken ungarischer Provenienz im Stettiner Fundus, die auf eine intensive Verbindung schließen lassen (Abb. 15-22.) (Pieske 1997, 28, 212-214, Abb. 896-905; Sinke, 103). Aus den Jahresberichten aus Budapest geht hervor, daß der Kunstverein mit 41 deutschen Kunstvereinen korrespondierte und Prämienblätter tauschte. Man bemühte sich auch im Ausland um Gemälde als Vorlagen für die Prämienblätter des Vereins. So standen im Deutschen Kunstblatt zweimal, 1849, 276 und 1858, 300, Aufforderungen zum Einreichen von Motiven aus der ungarischen Geschichte (DK). Außerdem Kunstvcrcin gab es in Budapest die 1861 gegründete Gesellschaft für Bildende Kunst, die einen mehr elitären Charakter besaß. Durch sie wurden jährlich mehrere Lithographien mit Motiven aus der ungarischen Geschichte herausgegeben (Gerszi, 76). Ihr Grundsatz war es, stets die nationalen Interessen zu vertreten. Im allgemeinen hoben sich solche Zusammenschlüsse von den auf ein sehr breites Publikum ausgerichteten Bestrebungen der Kunstvereine ab. 3. Böhmen und Mähren, Schweiz, Belgien Der Kunstverein für Böhmen hatte seinen Sitz in Prag. Zehn Prämienblättcr nach Genremalern wie Eugène de Blaas (1843 -1931 ), Adolf Eberle (1843-1914), Robert Russ (1847-1922) oder Ettore Tito (1859-1941) waren 1894 im GKB angezeigt (GKB XVI. 4. 2. 1894. 1754). Die Gemälde befanden sich in der Bildergalerie des Rudolphinums. 1906 wurde hier eine Sonderausstellung gezeigt, 1916fanddie 14. Auktion statt. Der Mährische Kunstverein trat Anfang des 20. Jahrhunderts mit einer Ausstellung deutsch-mährischer Künstler hervor (Österr. NB). In der Schweiz warder Kunstverein von Winterthur 1916 mit der Herausgabe von Schriften aktiv. 1906 erschien ein Katalog der Gemäldesammlung des Bündnerischen Kunstvereins in Chur. In Luzern gab der Schweizerische Kunstverein 1934 Mitteilungen heraus (GV; Österr. NB). In Belgien waren die Vereinigungen mehr auf die Verbesserung der Situation der Künstler ausgerichtet. Kunstausstellungen in dem 1835 errichteten Museum besorgte The Royal Society for the Encouragement of the Fine Arts. Eine Gruppe junger Maler vereinigten sich zur Société libre des Beaux Arts, die sich als Gegensatz zur etablierten verstand (Holt 1981, 533ff). 4. Skandinavien Dort entsprachen die Kunstvereine in Gestalt, Aufbau und Zielen den mitteleuropäischen. In Schweden war es die Sveriges Allmänner Konstförcning, die aus dem 1832 gegründeten Stockholmer Kunstverein hervorgegangen war. Man berief sich auf das Vorbild Goethes, der 1799 den Verein Weimarer Kunstfreunde gegründet hatte (Svenska Nationalencyklopedin 2001). Auch in Göteborg war Göteborgs Konstförcning ins Leben gerufen worden. Norwegen verfügte über ein sehr lebhaftes Kunstvereinsleben. In der norwegischen Nationalbibliographie sind fast dreißig Titel aufgelistet, die z. T. recht umfangreiche Darstellungen und eingehendes Begleitmaterial bringen. In Christiania (Oslo) wurde der Kunstverein bereits 1836 gegründet. Bergen folgte zwei Jahre später (Willoch). Der Jubiläen wurde jedesmal durch sehr ausführliche Schriften gedacht (Bogh 1888; Kloster 1938; Johannesen 1963). Die bis 1971 nachweisbare Bergens kunstforening veröffentlichte Mitgliederlisten, Berichte und Ausstellungskataloge, die das wache Interesse der Allgemeinheit bekundeten. Auch in den kleineren Städten wie Moide, Mandai, Moss oder Hamar gab es Neugründungen und zwar bis in das 20. Jahrhundert hinein. Die Zusammenarbeit der norwegischen Kunstvereine untereinander wurde ergänzt durch die Aufnahme von ausländischen Mitgliedern wie dem Albrecht-DürerVerein in Nürnberg, Göteborgs Konstförening, Kjabenhavns Kunstforening und Sveriges Allmänner Konstförening, Stockholm. Eine Liste der Ankäufe nach