Király Erzsébet - Jávor Anna szerk.: A Magyar Nemzeti Galéria Évkönyve 1997-2001, Művészettörténeti tanulmányok Sinkó Katalin köszöntésére (MNG Budapest, 2002)

TANULMÁNYOK / STUDIES - Christa PIESKE: Der Wandbilddruck des 19. Jahrhunderts in Europa

CHRISTA PIESKE Der Wandbilddruck des 19. Jahrhunderts in Europa Diese Ausführungen sind Katalin Sinkó zum 60. Geburtstag in fachlicher und freundschaftlicher Verbundenheit gewidmet. Wir alle, die sich mit der Kulturgeschichte Europas befassen, sind ihr zu großem Dank für ihre mutigen, kompetenten und über­zeugenden Arbeiten verpflichtet. Sie hat die wichtigen Bereiche neben der eigentlichen Kunsthistorie im Blick gehabt und ihnen mit kenntnisreichen und zuverlässigen Publikationen den Weg zu einem allgemeineren Verständnis geebnet. Ich habe Katalin zuerst 1984 in Lund anläßlich der Tagung der Bildkommission (SIEF) getroffen. Ihr damaliges Referat, Die Taube als Unschuldssymbol, begeisterte alle durch seine offene und die Tiefe auslotende Darstellung. Seither ist unsere Verbindung durch viele Treffen in Berlin, Lübeck und Budapest befestigt worden. Wir alle haben sie als eine immer kundige und hilfsbereite Kollegin erlebt, die keine Zeit und Mühe scheut, andere bei Forschungsarbeiten zu unterstützen, Die Mitglieder der Bildkommssion und ihre vielen Freunde in Deutschland oder sonstwo in Europa wünschen ihr von ganzem Herzen eine gute Gesundheit und ein weiterhin beglückendes, ertragreiches Forschen. Ad multos annos, Katalin! EINLEITUNG Mit diesem Überblick soll ein erster Versuch gemacht werden, die kulturhistorische Erscheinung des Graphikdruckes und -handels im gesamten Europa mit seinen vielfältigen Aspekten darzustellen. Bei dem speziellen Wandbilddruck handelt es sich vorwiegend um Reproduktionsgraphik und nur zu einem sehr kleinen Teil um Künstlergraphik. Der nach Gemälden reprodu­zierte Wandschmuck ist, besonders in seiner populären Form, immer als vollgültiger Ersatz für das Original-Ölgemälde ange­sehen worden. Die in beachtlichen Mengen hergestellten Stiche, Lithographien und Ölfarbendrucke waren ein akzeptierter Wandschmuck bei dem größten Teil der Bevölkerung. Dieser Schluß kann aus dem vorliegenden Sammlungsmaterial und manchen Beschreibungen in Biographien gezogen werden. Gerade bei den letzteren fließen nicht nur Details über die Bilder der elterlichen oder großelterlichen Wohnung mit ein, sondern auch die Empfindungen und Gefühle, die sie geweckt hatten und die weiterwirkten (Fontane). Der Hinweis auf die Verbindung von Bilderbogen und Wandschmuck findet sich bereits 1969 bei Wolfgang Brückner (Brückner 19 75 2 , 10). Generell kann festgestellt werden, daß es innerhalb der kulturtragenden Schichten in Europa keine gravierenden Unterschiede beim Wandbilddruckgibt. Die Erscheinungsformen und auch die Bedürfnisse stimmen im großen und ganzen überein. Auf der Basis der in allen Staaten sich rasch ausbrei­tenden neuen graphischen Techniken wurden Grenzen ohne Bedeutung. Das gilt ebenso für die Reproduktionsstiche, wie sie ein anspruchsvolles Publikum forderte, wie auch für eine ausgesprochene Populargraphik mit Lithographien oder Ölducken. Wandernde Händler und wenig später die modernen Verkehrsmittel kannten keine Länderbarrieren. Die beliebten Motive des 19. Jahrhunderts wie die verchiedenen Genres, Landschaften, Blumenstücke oder Stilleben, waren überall will­kommen. Vom Beginn der Graphikproduktion an bis nach 1900 wurden generell weitaus mehr Drucke mit religiösen Inhalten abgesetzt, mehr oder weniger konfessionsbezogen. Sie verbrei­teten sich in alle Richtungen. Eine Ausnahme gibt es allerdings: Die russischen Lubki, heute sehr beachtet und durch eine um­fangreiche Literatur erforscht, waren außerhalb Rußlands schon aus sprachlichen Gründen unverkäuflich (Claudon-Adhémar; Till; Alexei). Sammlungen in den Museen haben in dem letzten Jahrzehnt zugenommen. Ein gutes Beispiel dafür ist in Berlin das Museum Europäischer Kulturen (MEK), früher Museum für Volkskunde, das bewußt über den Bilderbogen hinaus auch den Wandbilddruck in seinen Bereich mit aufgenommen hat. Konrad Vanja hat hier einen Überblick nicht nur über die deutschen Bestände gegeben, sondern auch ausführlicher über die französischen und italienischen sowie zusammen­fassend, die des übrigen Europas berichtet (Vanja). I. REPRODUKTIONSGRAPHIK a) Rezeptanz Bei dem aufnahmebereiten großen Publikum war die Reproduk­tionsgraphik als selbstverständliches Kulturgut und als Teil der Kunst geachtet und anerkannt. Das spiegelte sich in den Rezensionen der Tageszeitungen und Familienzeitschriften wi­der und kam durch die vielen Lobpreisungen in Verlagsanzeigen zum Ausdruck. Zugleich entwickelte sich ein kunsterzieheri­sches Streben, das den gravierenden Unterschied zwischen Original- oder Künstlergraphik und der Reproduktionsgraphik herausstellte und wertete. Ein Ton von Verachtung war nicht zu überhören und erklang auch in den entsprechenden Publikationen

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