Nagy Ildikó szerk.: A Magyar Nemzeti Galéria Évkönyve 1992-1996 (MNG Budapest, 1998)
BUZÁSI, Enikő: EINIGE KAPITEL AUS DEM LEBENSWERK DES BILDNISMALERS ÁDÁM MÁNYOKI - Die zweite Berliner Periode. Pesne und Mányoki (1711)
datierbaren Stücken der 1711 begonnenen Hofdamengalerie ist die Entstehungszeit von Mányokis Bildnis genauer bekannt: Er ist im Januar 1712 dem Fürsten Rákóczi nach Danzig gefolgt 198 - er stand damals noch in seinen Diensten -, das Bildnis muß also zum Jahresende 1711 vollendet gewesen sein. Mit dieser Berliner Periode Mányokis läßt sich noch ein drittes Werk verbinden, in dem er gleich dem Bildnis Blaspiel einer genau bestimmbaren Vorlage folgte beziehungsweise diese kopierte. Das Mädchen mit einer Perlenkette in der Hand in der Ungarischen National galerie ließe sich auf stilkritischer Gmndlage schwerlich im Lebenswerk unterbringen (Kat. Nr. 54). Dies wurde durch ein Bildnis in Schloß Charlottenburg aus der Schule Caspar Netschers ermöglicht, das laut der einstigen Inschrift auf der Rückseite „Mademoiselle du Roussie" darstellt und von dem das Bild in der Ungarischen Nationalgalerie nur in den Gesichtszügen und in manchen Requisiten abweicht. 199 Da Mányokis Bild nicht nur in der Komposition, sondern auch in den Farben mit dem Berliner Bild übereinstimmt, besteht kein Zweifel, daß es während seines Berliner Aufenthaltes als dessen Kopie ausgeführt wurde. Die Übereinstimmung der Farben ist in diesem Fall von Belang, denn die Komposition geht vermutlich auf eine bisher nicht identifizierte Stichvorlage zurück. Dafür spricht ein Bildnis, das mit dem Berliner in den Details und auch in den Gesichtszügen völlig gleich ist und im Kunsthandel als das Bildnis der Fürstin von Burgund von einem unbekannten französischen Maler aus dem 18. Jahrhundert aufgetaucht ist. 200 Beide Bilder zeigen die Dargestellte als Kleopátra und folgen darin - wie auch in den Details des Hintergrundes und der Requisiten - genauer der gemeinsamen Vorlage als die Budapester Variante. Mányoki verzichtete nämlich auf die Ikonographie der Kleopátra, stellte neben das junge Mädchen ein Toilettischchen und rückte die Szene mit der Wahl der Requisiten einem Stück der Hofdamengalerie, dem kompositioneil auch sonst verwandten Bildnis der Dorothea von WittenhorstSonsfeld, näher. Obwohl die gemeinsame (graphische) Vorlage der drei Bildnisse noch nicht bekannt ist, darf man mit einiger Wahrscheinlichkeit annehmen, daß es sich dabei auch in diesem Fall um eine Komposition Largillières handelt. Das Halbfigurenbild der Madame Lambert de Thorigny, in ähnlicher Umgebung und mit ähnlichen Requisiten ebenfalls als Kleopátra dargestellt, erscheint nämlich als eine kompositionelle Variante der obigen. Dieses Gemälde wurde in einer Pariser Auktion als ein Werk Largillières versteigert. 201 In allen, in Berlin ausgeführten Werken Mänyokis wird eine deutliche Absicht der Erneuerung seiner Bildnisauffassung greifbar. Darauf verweisen die Suche nach Typusvarianten, die dem französichen höfischen Geschmack besser entsprachen, und das gestiegene Interesse des Malers für abwechslungsreichere Kompositionen und reicher gestaltete bildliche Umgebung. Bei diesem Wechsel spielte neben der Übernahme von Bildtypen und kompositioneilen Lösungen Largillières das fruchtbare Verhältnis mit Pesne und der Einfluß der Arbeiten des jüngeren Malers eine bestimmende Rolle. Soviel kann auf jeden Fall festgehalten werden, daß - wie aus den späteren Werken ersichtlich - der in Berlin versuchte Umschwung nicht dauerhaft blieb. Was Mányoki aus den malerischen Anregungen aus seiner Zeit in der Nähe von Pesne bewahrte - die Vermengung der Tonmalerei mit einer leichteren, mehr pastosen Pinselführung -, das setzte er weiterhin in Brustbildern von intimeren Ausmaßen und Lösungen ein, die seinem künstlerischen Habitus auch besser entsprachen. Großfigurige, repräsentative Kompositionen, die er wie wir gesehen haben - in anspruchsvoller Form nur nach Vorlagen auszuführen vermochte, sind für sein Repertoire als Porträtmaler - so scheint es einstweilen - auch später nicht bezeichnend geworden. Dadurch aber, daß ihn Pesne in die Arbeiten an der Hofdamen galerie einbezogen hatte, zeigte sich ihm ein Hoffnungsstrahl der Möglichkeit einer Hofkarriere in Berlin. Seine Teilnahme an der Bildnisfolge weist darauf hin, daß er in dieser gewiß auch von ihm als provisorisch erkannten Situation die Gelegenheit suchte, sich erneut in das Kunstleben am Hof einzuschalten. Durch die inzwischen gewandelte politische Lage in Ungarn, besonders durch den Friedensvertrag von Szatmár (30. April 1711 ), ist es offensichtlich geworden, daß der in der Emigration lebende Fürst - dessen Hofmaler er offiziell noch war - seine früheren Pläne bezüglich seines Hofmalers nicht mehr verwirklichen würde. Wohl folgte er noch im Januar 1712 dem Fürsten Rákóczi nach Danzig, aber es handelte sich dabei bekanntlich nur um eine einzige Aufgabe, einen letzten Diensterweis, die Ausführung des Bildnisses des Fürsten.