Nagy Ildikó szerk.: A Magyar Nemzeti Galéria Évkönyve 1992-1996 (MNG Budapest, 1998)

BUZÁSI, Enikő: EINIGE KAPITEL AUS DEM LEBENSWERK DES BILDNISMALERS ÁDÁM MÁNYOKI - Die zweite Berliner Periode. Pesne und Mányoki (1711)

DIE ZWEITE BERLINER PERIODE. PESNE UND MÁNYOKI (1711) Der zweite starke künstlerische Einfluß, der neben den Anregungen aus der holländischen Porträtmalerei an den Werken Mänyokis aus der zweiten Berliner Periode deutlich erkennbar wird, dürfte von der Malerei Antoine Pesnes herrühren, der sich kurz zuvor, 1710 in Berlin niederließ, und bereits 1711 zum Hofmaler Friedrichs I. ernannt wurde. Charakter und Bedeutung der Wirkung von Pesne auf Mányoki waren früher ungeklärt. Lázár, der beim Material­sammeln und in den Gesichtspunkten seiner Untersu­chungen in erster Linie auf die Sammlungen auf sächsischem Gebiet und auf dort befindlichen Werke und Quellen konzentrierte, ließ die künstlerischen Bezüge von Mányokis Berliner Zeit im Jahr 1711 — auch mangels von Werken, die sich auf diese Zeit hätten datieren lassen - völlig außer acht. Von seiner Beziehung zu Pesne machte er unter Berufung auf Hagedom nur eine kurze Bemerkung im Zusammen­hang mit einem späteren Berlin-Aufenthalt im Jahr 1714, als Mányoki für August den Starken Bildnisse von Friedrich Wilhelm und seines Hofstaates malte. 173 Die Tätigkeit von Pesne am Berliner Hof war eigentlich bereits aus den Mitteilungen Paul Seidels seit dem Beginn unseres Jahrhunderts ziemlich gut bekannt, 174 aber eine detaillierte Übersicht über die Ausstrahlung des Künstlers auf die Zeitgenossen und die Nachfolger wurde erst nach der Bearbeitung des gesamten Lebenswerkes, der 1958 veröffentlichten Werkmonographie, möglich. 175 Der Einfluß der Frühwerke von Pesne auf die Malerei Mányokis wurde zuerst von Helmut Börsch-Supan auf­geworfen, und zwar im Zusammenhang mit bio­graphischen Ausführungen bezüglich einiger Werke Mányokis, aufgrund seines Berliner Aufenthaltes in den Jahren 1710/11 und eines kurzen Aufenthaltes von Pesne in Dresden, im Jahr 1718. 176 Es liegt am Charakter dieser Mitteilungen, daß diese Feststellungen ohne eingehende Begründung oder Analyse vorgebracht wurden. Pesne fand nach seiner Ausbildung an der Pariser Akademie und nach mehrjährigen Studien in Venedig zu seinem persönlichen, kraftvoll malerischen Stil, in dessen Farbenwelt venezianische und niederländische Anregungen auf einzigartige Weise verarbeitet sind. In seinen Frühwerken sind - je nach Gattung und Thematik gesondert - Einflüsse der großen Zeit­genossen der französischen Porträtmalerei - vor allem von Rigaud - und der Widerhall der späten Bildnisse von Rubens gleicherweise zugegen, wobei auch sein Interesse für die Atmosphäre und der innig-warme Kolorismus der venezianischen und bolognesischen (an Crespi erinnernden) Genrebilder seiner Zeit greifbar wird. Mányoki war in der nordischen (deutschen, holländischen), von den traditionellen Lösungen des höfischen und bürgerlichen Bildnisses geprägten Variante der Porträtmalerei beziehungs­weise in den zeitgemäßeren, moderneren französi­schen Abarten der repräsentativen Typen bewandert, so konnte ihm Pesne mit seiner völlig anderen Schulung eine frische malerische Anschauung sowie die Möglichkeit der Vereinigung des Genres mit dem Bildnis vermitteln. Davon zeugt das in Berlin entstandene Selbstbildnis (Kat. Nr. 52), dessen malerische und koloristische Voraussetzungen in Pesnes einfigurigen volkstümlichen Genrebildern entdeckt werden können. Von der Farben wähl des Berliner Malers in seinen Genrebildern, vom charakteristischen Ensemble der warmen Braun- und Rottöne mit dem gebrochenen Weiß, ist auch Mányo­kis Selbstbildnis geprägt, und zwar in einer bei ihm bislang unbekannten - und auch später nie wieder­kehrenden - häuslich unmittelbaren Vortragsweise. Es war gerade die unmittelbare Wirkung von Pesnes etwa gleichzeitigen Arbeiten, die die Unterbringung des zuvor unsicher datierten Werkes im Lebenswerk Mányokis ermöglichte. 177 Die Inspirationsquellen des Selbstbildnisses lassen sich von Detail zu Detail verfolgen. Der Bildtyp selbst ist eine Art genrehaftes Selbstbildnis, der Maler verewigt sich bei der Arbeit, umgeben nur mit seinen einfachsten, unmittelbarsten Gegenständen. Diese Art der Darstellung betont im Gegensatz zu den „Atelier­bildnissen" traditionell den alltäglichen, hand­werklichen Charakter des Malerberuf es. 178 Die lässige Arbeitskleidung, das vor der Brust offene Hemd mit den hochgekrempelten Ärmeln, gewährt Mányoki in diesem Bildnis eine dem Inhalt sehr wohl ange­messene Erscheinung. Die vermutliche Vorlage, das Selbstbildnis von Johann Heinrich Roos von 1682 von ähnlicher Komposition mit einem in Parallelfalten gelegten, um die Taille locker nach vom gebauschten und sich öffnenden Hausanzug, knüpft sich aber eher an die „Neglige"-Darstellungen des 17. Jahrhunderts, die jedoch die intellektuelle Sonderstellung und die Vornehmheit der bürgerlichen und geistigen Elite zum Ausdruck bringt. 179 Da es sich durch Angaben der Sammlungsgeschichte belegen läßt, daß sich das Selbstbildnis von Roos 1710 bereits in der Galerie in Salzdahlum befand, 180 wäre auch die Annahme einer unmittelbaren Übernahme zulässig, aber es scheint

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